Backflash Zufallsrezension: Jeden Sonntag eine neu & zufällig ausgewählte Buchbesprechung aus der Vergangenheit — Gute Bücher altern nicht!
Auf der Su­che nach Lese­stoff? Hier fin­dest Du Buch­be­spre­chun­gen mit An­spruch aber oh­ne Al­lü­ren. Ich schrei­be meist über bel­le­tris­ti­sche Ti­tel; über sol­che, die mir ge­fal­len oder auch mal nicht ge­fal­len ha­ben; manch­mal Main­stream, manch­mal ab­seits der aus­ge­tre­te­nen Pfa­de. (Per­sön­li­che Emp­feh­lun­gen und ein paar Wor­te zu die­sem Pro­jekt gibt’s ganz un­ten auf die­ser Sei­te.)

Achtsam morden am Rande der Welt

Karsten Dusse, Achtsam morden am Rande der Welt
Karsten Dusse, 2021

Der Boss der Acht­sam­keit kehrt er­neut zu­rück. Kars­ten Dus­se prä­sen­tiert uns den drit­ten Teil sei­ner Ge­schich­te um Björn Die­mel, den Rechts­an­walt, der durch An­wen­dung buddhis­ti­scher Prin­zi­pi­en der selbst­be­stimm­ten Le­bens­füh­rung zum mehr­fa­chen Mör­der und Chef eines Ver­bre­cher­syn­di­kats wur­de. Achtsam morden am Rande der Welt schließt naht­los an die bei­den Vor­gän­ger­ge­schich­ten an: Acht­sam mor­den und Das Kind in mir will acht­sam mor­den. Dies­mal wid­met sich Dus­se der Me­tho­de des Pil­gerns zur Selbst­fin­dung. Es war zu er­war­ten, dass auch Teil drei der Ge­schich­te wie­der in den Best­sel­ler­lis­ten des Buch­han­dels lan­den wür­de.

Im Gro­ßen und Gan­zen bleibt der Autor auch im drit­ten Teil sei­ner Acht­sam­keits­se­rie dem Kon­zept der bei­den Vor­gän­ger treu. Denn na­tür­lich ist auch dies­mal die Figur des Psy­cho­gu­­rus Josch­ka Breit­ner* mit von der Par­tie, der wie gewohnt für den spi­ri­tu­el­len Un­ter­bau des Ro­mans ver­ant­wort­lich ist und mit sei­nen Sinn­sprü­chen die ein­zel­nen Kapi­tel ein­lei­tet. Da­zu ge­sel­len sich er­neut die tro­cke­nen, aus der Hüf­te ge­schos­se­nen Wort­wit­ze des Autors sowie ein paar scharf ge­rit­te­ne At­ta­cken auf ge­sell­schaft­li­che Phä­no­me­ne, die Dus­se ein Dorn im Auge sind.

→ weiterlesen

Eines Menschen Flügel

Andreas Eschbach, Eines Menschen Flügel, 2020
Andreas Eschbach, 2020

Mit Eines Menschen Flügel hat An­dre­as Esch­bach ein ge­wal­ti­ges Werk vor­ge­legt. Es geht um nicht we­ni­ger als um die Zu­kunft der Mensch­heit: ein Sci­ence-Fic­tion-Ro­man einer­seits, doch auch eine be­ste­chen­de Über­le­gung zum ak­tu­el­len Zu­stand und zu den Per­spek­ti­ven der Art Ho­mo sa­pi­ens. Wo­her kom­men wir? Was macht uns aus? Und wo­hin ge­hen wir? Kön­nen wir aus Feh­lern ler­nen? Un­se­re Zu­kunft tat­säch­lich be­ein­flus­sen?

Gewal­tig ist Esch­bachs neus­ter Ro­man aber auch auf­grund sei­nes Um­fanges. Ein di­cker Band, ge­glie­dert in drei etwa gleich lan­ge Tei­le; 29 Ka­pi­tel, die teil­weise so lang sind, dass sie in Un­ter­ka­pi­tel ge­teilt sind, die wie­de­r­um durch Stern­chen­zei­len in Ab­schnit­te struk­tu­riert wer­den. Das längs­te die­ser Ka­pi­tel um­fasst al­lein 100 Buch­sei­ten, die ge­sam­te Er­zäh­lung kommt auf 1.253 Ro­man­sei­ten, selbst wenn man nur vom An­fang des Tex­tes bis zu sei­nem Schluss­punkt zählt.

Man braucht also Durch­hal­tever­mö­gen für diese Erzäh­lung. Durch­hal­tever­mö­gen und ein gutes Gedächt­nis für unge­wöhn­li­che Per­sonen­na­men, um den Zusam­men­hän­gen über zwölf­hun­dert eng be­druck­te Buch­sei­ten hin­weg fol­gen zu kön­nen.

→ weiterlesen

In Zeiten des Tulpenwahns

Susanne Thomas, In Zeiten des Tulpenwahns
Susanne Thomas, 2021

In ih­rem Ro­man In Zeiten des Tulpenwahns er­zählt uns Su­san­ne Tho­mas das Schick­sal einer jun­gen Hol­län­de­rin wäh­rend des Gol­de­nen Zeit­al­ters der Nie­der­lan­de, im 17. Jahr­hun­dert. Mar­griet Ver­beeck ist Halb­wai­se und lebt in Haar­lem, einem Vor­ort Am­ster­dams, bei ih­rem Va­ter Ni­co­laes, einem Gär­tner und pas­sio­nier­ten Tul­pen­züch­ter. Wir be­glei­ten Mar­griet über sieb­zehn Jah­re hin­weg, von 1620 bis 1637. Aus einem sechs­jäh­rigen Mäd­chen wird eine jun­ge Frau, die – wie soll­te es auch an­ders sein – sich ver­liebt und hei­ra­ten möch­te.
So­weit al­so die Zu­ta­ten zu die­ser Ge­schich­te, die sich zunächst ba­nal le­sen und wo­mög­lich Ba­na­les er­war­ten las­sen. Einen Lie­bes­ro­man für frus­trier­te Haus­frau­en? – Mit­nich­ten!

Die Auto­rin hat mit ihrem Roman eine sehr unge­wöhn­li­che Erzäh­lung abge­lie­fert, die sowohl for­mal als auch inhalt­lich stark von dem abweicht, was wir übli­cher­weise an Bezie­hungs­lite­ra­tur vor­ge­setzt bekom­men.

→ weiterlesen

Cookie-Hinweis