Backflash Zufallsrezension: Jeden Sonntag eine neu & zufällig ausgewählte Buchbesprechung aus der Vergangenheit — Gute Bücher altern nicht!
Auf der Su­che nach Lese­stoff? Hier fin­dest Du Buch­be­spre­chun­gen mit An­spruch aber oh­ne Al­lü­ren. Ich schrei­be meist über bel­le­tris­ti­sche Ti­tel; über sol­che, die mir ge­fal­len oder auch mal nicht ge­fal­len ha­ben; manch­mal Main­stream, manch­mal ab­seits der aus­ge­tre­te­nen Pfa­de. (Per­sön­li­che Emp­feh­lun­gen und ein paar Wor­te zu die­sem Pro­jekt gibt’s ganz un­ten auf die­ser Sei­te.)

Drop City

Drop City
T. C. Boyle, 2003

Obwohl T. Coraghessan Boyle, US-ame­ri­ka­ni­scher Au­tor von mitt­ler­wei­le sieb­zehn Ro­ma­nen, längst mehr als ein Ge­heim­tipp ist, hat­te ich vor Drop City noch kei­nen sei­ner Tex­te ge­le­sen. Das wird sich jetzt än­dern. Denn sei­ne ra­san­te Ge­schich­te über die Kon­flik­te zwi­schen ent­täusch­ten Uto­pien ei­ner kali­for­ni­schen Hippie­kom­mu­ne und den viel bo­den­stän­di­ge­ren An­for­de­run­gen des Über­le­bens in der Wild­nis Alas­kas hat mei­nen Hun­ger nach mehr Boyle ge­weckt.

„Drop City“ ist der Na­me einer Hippie­kom­mu­ne in der Nach­bar­schaft der ka­li­for­ni­schen Stadt So­no­ma. Die Ro­man­hand­lung setzt im Juni 1970 ein; längst nach dem Höhe­punkt des geleb­ten Nir­va­na, nach Easy Rider. Das Sze­na­rio ist roman­tisch bis fan­tas­tisch: Die Kom­mune lebt im pau­sen­lo­sen Traum­som­mer. Sie ver­fügt über eige­ne Zie­gen, eine Samm­lung von Schall­plat­ten, die welt­weit ihres­glei­che sucht (Jimmy Hen­drix, Jeffer­son Air­plane, Janis Jop­lin, Country Joe and the Fish, …). Es gibt Zucchini im Gar­ten, Acid im Oran­gen­saft, Mari­huana­kekse. Und freie Liebe zwi­schen den wech­seln­den Bewoh­nern, den lang­haarigen „Freaks“ und BH-befrei­ten „Bräu­ten“. – Was mehr braucht der Mensch?

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Das karmesinrote Blütenblatt

Das karmesinrote Blütenblatt
Michael Faber, 2002

Als Michael Fabers Roman im Jahr 2002 er­schien, ur­teil­te das Time Maga­zine über­schwäng­lich: „Die­ses Buch zu lesen ist bes­ser als Sex!“ Der­lei Wer­bung macht natür­lich Appe­tit auf die Geschich­te. Doch nach der Lek­türe muss ich lei­der anmer­ken, dass der Ver­gleich aus der Time-Rezen­sion jeder Grund­lage ent­behrt. Trotz­dem, das will ich gleich hinter­her­schie­ben, ist der Roman ein abso­luter Lecker­bissen für Lese­ratten.

Die Roman­hand­lung trägt sich im vikto­ria­nischen Lon­don zwi­schen Novem­ber 1874 und Febru­ar 1876 zu. Etwa zwei Drit­tel der Bevöl­ke­rung gehö­ren der sozia­len Unter­schicht an. In der ersten Hälf­te des Jahr­hun­derts verschlim­merten sich die unge­sun­den und unhy­gieni­schen Lebens­verhält­nisse in den briti­schen Städ­ten. Die obere Mittel­schicht hin­ge­gen strebte einen Lebens­wan­del nach aristo­krati­schem Vor­bild an.

Das karmesinrote Blütenblatt – Zur Handlung

Der rote Faden der Geschich­te ist schnell erzählt: William Rack­ham, müßig­gehen­der Erbe eines Parfüm­her­stellers und Ehe­mann einer über­spannten Dame aus ade­liger Fami­lie, trifft auf die neun­zehn­jährige Prosti­tuier­te Sugar. Das Mäd­chen zieht den älte­ren Mann in ihren Bann. Er nimmt sogar das verhasste Familien­geschäft auf, nur um stets flüs­sig zu sein. Ausrei­chend vorhan­denes Geld soll es ihm ermög­lichen, sich Sugar als persön­liche Kurti­sane zu halten. Das Strich­mädchen sieht seine Chance gekom­men.

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Harry Potter und der Halbblutprinz

Harry Potter and the Half-Blood Prince
Joanne K. Rowling, 2005

Die Erwartungshaltung un­ter den Fans der Ro­man­se­rie ist enorm, der Run auf die Ver­kaufs­re­ga­le schlägt al­le Re­kor­de. Al­lein schon am ers­ten Tag wur­den in den USA 6,9 Mil­lio­nen Bän­de der sechs­ten und vor­aus­sicht­lich vor­letz­ten Fol­ge ab­ge­setzt, in Groß­bri­tan­ni­en wei­te­re zwei Mil­lio­nen. Das li­te­ra­ri­sche Phä­no­men setzt die Auto­rin Jo­an­ne Row­ling un­ter Druck. Ist es ihr mit Harry Potter und der Halbblutprinz ge­lun­gen, die ge­spann­te Le­ser­schaft er­neut in den Bann der Ge­schich­te um den he­ran­wach­sen­den Zau­be­rer Har­ry Pot­ter zu zie­hen?

Be­müht hat sie sich oh­ne Zwei­fel. Zu­min­dest zu Be­ginn durch­bricht sie das Hand­lungs­mus­ter, das nach fünf Bän­den lang­wei­lig zu wer­den droh­te. Statt näm­lich der üb­li­chen Ein­lei­tung aus dem Hau­se der Durs­leys, in dem der Pro­ta­go­nist ge­lang­weilt auf den Be­ginn des Schul­jah­res war­tet, lässt Row­ling dies­mal den neu­en Mi­nis­ter für Zau­be­rei beim bri­ti­schen Pre­mier – un­ver­kenn­bar To­ny Blair – vor­spre­chen. Grund da­für sind An­schlä­ge in der Welt der nicht-ma­gi­schen Mug­gel, die der Bö­se­wicht Vol­de­mort zu ver­ant­wor­ten hat. – Ein deut­li­cher Ver­such, die Ro­man­hand­lung in das ganz rea­le, ak­tu­el­le Kli­ma der Be­dro­hung durch is­la­mis­ti­sche Ter­ror­grup­pen ein­zu­we­ben.

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