Backflash Zufallsrezension: Jeden Sonntag eine neu & zufällig ausgewählte Buchbesprechung aus der Vergangenheit — Gute Bücher altern nicht!
Auf der Su­che nach Lese­stoff? Hier fin­dest Du Buch­be­spre­chun­gen mit An­spruch aber oh­ne Al­lü­ren. Ich schrei­be meist über bel­le­tris­ti­sche Ti­tel; über sol­che, die mir ge­fal­len oder auch mal nicht ge­fal­len ha­ben; manch­mal Main­stream, manch­mal ab­seits der aus­ge­tre­te­nen Pfa­de. (Per­sön­li­che Emp­feh­lun­gen und ein paar Wor­te zu die­sem Pro­jekt gibt’s ganz un­ten auf die­ser Sei­te.)

Easter Parade

Easter Parade
Richard Yates, 2007

Der US-amerikanische Autor Ri­chard Ya­tes wur­de 1926 ge­bo­ren und starb im Jahr 1992. Post­hum legt die Deut­sche Ver­lags-An­stalt eini­ge sei­ner Wer­ke in neu­er Über­set­zung er­neut auf – mit sehr gu­tem Grund!
Easter Parade ist die jüngs­te die­ser Neu­auf­la­gen. Ein kraft­vol­ler Ro­man, der zu Zei­ten von Ya­tes eige­ner Le­bens­span­ne spielt und die his­to­ri­schen Hin­ter­grün­de sei­nes Da­seins wi­der­spie­gelt. Der Autor er­zählt die Ge­schich­te zwei­er Schwes­tern, die ihr Le­ben nach Außen hin an­nä­hernd per­fekt zu meis­tern schei­nen. Im Lau­fe der Hand­lung wird je­doch deut­lich, dass längst nicht al­les Gold ist, was glänzt.

Sarah Gri­mes, die äl­te­re der bei­den Schwes­tern ver­hei­ra­tet sich stan­des­ge­mäß und zieht Kin­der groß. Die jün­ge­re Emi­ly bleibt un­ver­hei­ra­tet und macht Kar­ri­ere in der Wer­be­bran­che. Dem ers­ten Ein­druck nach ver­wirk­li­chen die zwei Schwes­tern ih­re Le­bens­plä­ne ganz nach ih­ren je­wei­li­gen Vor­stel­lun­gen. Da­rü­ber hin­aus er­fül­len sie auch noch die Wunsch­vor­stel­lun­gen ih­rer an Stan­des­dün­kel lei­den­den Mut­ter.
Doch die so un­ter­schied­li­chen Kar­rie­ren er­wei­sen sich beide als Sack­gas­sen: Sa­rahs Ehe­le­ben ver­läuft un­ter der Ober­flä­che ka­tas­tro­phal. Emi­ly be­zahlt ih­re Un­ab­hän­gig­keit mit dem Preis der Ein­sam­keit. Bei­de Schwes­tern su­chen schließ­lich Trost im Al­ko­hol.

Ob­wohl die Ro­man­hand­lung ein paar Jahr­zehn­te in der Ver­gan­gen­heit liegt, hat sie bis heu­te nichts an Ak­tu­ali­tät ein­ge­büßt. Ya­tes schil­dert zwei be­klem­men­de Frau­en­schick­sa­le in be­ein­dru­cken­den, kla­ren Bil­dern. Da­rü­ber hin­aus weist sei­ne Ge­schich­te deut­lich auto­bio­gra­fi­sche Zü­ge auf.

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Nur die Liebe bleibt

Nur die Liebe bleibt
Stefanie Zweig, 2006

Der Erfolg ihres Romandebuts Irgendwo in Afrika hat die Autorin Stefanie Zweig beflügelt. Die autobiografische Geschichte um die jüdische Familie Redlich, die sich der Verfolgung durch die Nationalsozialisten im deutschen Oberschlesien durch Auswandern nach Kenia im Jahr 1938 entzog, wurde verfilmt und 2003 sogar mit dem Osacar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet. Nach diesem Erfolg hatte die Autorin mit Irgendwo in Deutschland und Owuors Heimkehr bereits zwei Romane zum gleichen Thema nachgelegt. Nur die Liebe bleibt ist nun ihr dritter Folgeroman zur eigenen Lebensgeschichte.

Darin konzentriert sich Stefanie Zweig auf die Umstände und den Ablauf der Flucht. Familienvater Walter Redlich tritt diese mit einer Fahrt nach Genua und einer anschließenden Schiffsreise nach Kenia an. Seine Frau Jettel und die Tochter Regina – das Alter Ego von Frau Zweig – folgen ihm später über Hamburg und Mombasa. Der Aufenthalt in Afrika selbst spielt in diesem Roman eine untergeordnete Rolle. Die Geschichte endet schließlich mit dem Beginn der Rückreise nach Deutschland im Jahr 1947.

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Wo kein Zeuge ist

Wo kein Zeuge ist
Elizabeth George, 2006

Jack The Rip­per schlitzt im drit­ten Jahr­tau­send kei­ne leich­ten Lon­do­ner Mäd­chen auf, son­dern männ­li­che Ju­gend­li­che. Eine Mord­se­rie an Zwölf­jäh­ri­gen gibt den Rah­men ab für die drei­zehn­te und jüngs­te Fol­ge der Kri­mi­nal­ro­ma­ne um die Scot­land-Yard-Er­mit­tler Lyn­ley und Ha­vers. Der Ro­man Wo kein Zeuge ist der US-Ame­ri­ka­ne­rin Eli­za­beth Geor­ge hat buch­stäb­lich al­les: Eine rät­sel­haf­te Mord­se­rie, die eine Her­aus­for­de­rung an In­tel­li­genz und Bauch­ge­fühl der Er­mitt­ler dar­stellt. Zwi­schen­mensch­li­ches, das mit der Mör­der­su­che zwar nichts zu tun hat, aber die Beam­ten zu Iden­ti­fi­ka­tions­fi­gu­ren wer­den lässt. So­zia­len Spreng­stoff durch die In­te­gra­tion von Reiz­the­men wie Ras­sen­pro­ble­ma­tik und Pä­do­phi­lie. Per­sön­li­che Stel­lung­nah­men zu ak­tu­el­len Streit­punk­ten wie „ein­ge­bet­te­tem“ Jour­na­lis­mus oder In­te­gra­tions­pro­jek­ten für so­zial ge­fähr­de­te Ju­gend­li­che. – Ein Pot­pour­ri an Cha­rak­te­ren, Sze­nen und Rand­be­rich­ten, das die Ein­schrän­kung auf das Gen­re „Kri­mi“ fast nicht mehr gel­ten lässt!

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