Meine ganz persönlichen Lesempfehlungen
Auf der Su­che nach Lese­stoff? Hier fin­dest Du Buch­be­spre­chun­gen mit An­spruch aber oh­ne Al­lü­ren. Ich schrei­be meist über bel­le­tris­ti­sche Ti­tel; über sol­che, die mir ge­fal­len oder auch mal nicht ge­fal­len ha­ben; manch­mal Main­stream, manch­mal ab­seits der aus­ge­tre­te­nen Pfa­de. (Per­sön­li­che Emp­feh­lun­gen und ein paar Wor­te zu die­sem Pro­jekt gibt’s ganz un­ten auf die­ser Sei­te.)

Deutscher Buchpreis 2024

Martina Hefter, Deutscher Buchpreis 2024
Martina Hefter, 2024

Zu Beginn der alljährlichen Buchmesse in Frankfurt wurde vorgestern der Preis des Deutschen Buchhandels 2024 vergeben. Der Preis ging an die aus dem Allgäu stammende Leipziger Performancekünstlerin und Schriftstellerin Martina Hefter (59) für ihren Roman Hey guten Morgen, wie geht es dir? Im vergangenen Jahr war der Österreicher Tonio Schachinger für Echtzeitalter ausgezeichnet worden. 2022 wurde die Schweizer Person Kim de l’Horizon für Blutbuch prämiert.

In der Begründung der Wahl der siebenköpfigen Jury heißt es:

„Auf faszinierende Weise verbindet der Roman zermürbenden Alltag mit mythologischen Figuren und kosmischen Dimensionen, er navigiert zwischen Melancholie und Euphorie, reflektiert über Vertrauen und Täuschung.“

Protagonistin der Geschichte mit autobiografischen Zügen ist eine Mittfünfzigerin namens Juno. Die Frau lebt als Performancekünstlerin in Leipzig. Zum Ausgleich ihres Lebens an der Seite eines Multiple-Sklerose-Patienten taucht sie nachts in die Welt das Love-Scammings ein. „Das Werk verbindet Alltagsrealität mit mythologischen Anspielungen und digitalen Begegnungen“, heißt es im Nachschlagwerk Wikipedia.

Stimmen zur Preisverleihung 2024

  • Dicke Luft in großen Kunsthöhen, FAZ NET, 14.10.2024
    „Martina Hefter [war] Favoritin von Anfang an, weil es nur ein anderes Buch im Rennen um den Buchpreis gab, das ihr in der literarischen Konsequenz gleichkam – wenn auch auf ganz andere Weise: das von Clemens Meyer. Zwischen diesen beiden Romanen musste es sich an diesem Abend entscheiden, und dass die Wahl auf Hefter fiel, bedachte Meyer beim Herausstürzen aus dem Frankfurter Kaisersaal auf den regennassen Römerberg dem Vernehmen nach mit heftigen Flüchen. Nach 2013 ist er zum zweiten Mal auf der Shortlist zum deutschen Buchpreis gewesen. Wieder hat er nicht gewonnen.“
  • Leipziger Autorin Martina Hefter erhält Deutschen Buchpreis, MDR KULTUR, 14.10.2024
    „Im August war ‚Hey guten Morgen, wie geht es dir?‘ bereits das Buch der Woche bei MDR KULTUR. Kritiker Alexander Suckel, Leiter des Literaturhauses Halle, sagte, der Titel an sich sei ein banaler Anfangssatz einer x-beliebigen Konversation: ‚In diesem Buch aber ist es eine Falltür, durch die der Leser und die Leserin hoch vergnüglich hindurchrauschen kann.‘ Das Buch sei beides in einem, so Suckel, ‚ein nächtliches Kammerspiel voller Abgründe und existenzieller Wucht und ein leichtes und sogar heiteres Spiel mit Identität und Wunschvorstellung.'“
  • Martina Hefter gewinnt Deutschen Buchpreis 2024, NDR kultur, 15.10.2024
    „Martina Hefter hat den Deutschen Buchpreis 2024 völlig zu Recht gewonnen. ‚Hey guten Morgen, wie geht es Dir?‘ ist klug und eindringlich erzählt, aber vor allem sprachlich federleicht, ohne platt zu sein. Es ist ein wunderbarer, tänzerischer Roman, der in diesem Jahr schon viele Preise gewonnen hat.“
  • Los, ab ins Kosmische, ZEIT Online, 14.10.2024
    „Ohne Kitsch und schlechtes Pathos, aber mit einer präzisen Sprache gesegnet, erzählt Martina Hefter von einer aus Einsamkeit geborenen Sehnsucht und einer Realitätsflucht in die Chaträume des Internets. […] Im Roman sind es Götter, die ihr eigenes Geschick lenken. Sie künden von einer Wahrheit, die es nur im Erzählen gibt und in riesigen Lettern an die gegenüberliegende Hauswand gesprüht ist. Hier steht: TRUTH. ‚Die Wahrheit ist übergroß, wie das Graffito, denkt Juno. Ihre Wahrheit, aber die allgemeine, umfassende Wahrheit. Man kann sie von jedem Punkt der Erde aus sehen.‘ Sogar in Nigeria.“

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Nobelpreis für Literatur 2024

Han Kang, 2017
Han Kang, 2017

Die Schwedische Akademie gab heute Mittag bekannt: Der Nobelpreis für Literatur geht mit einer Dotierung von knapp einer Million Euro in diesem Jahr an die Südkoreanerin Han Kang (53). Das Komitee begründete seine Wahl mit der „intensiven poetischen Prosa, die sich mit historischen Traumata auseinandersetzt und die Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens aufzeigt“. Frau Han ist die 121. Preisträger¦in, die 18. Frau unter allen Erstplatzierten und schließlich der/die erste Träger¦in des Preises in Korea.

Grattis, fru Han!

Im Jahr 2023 war die Auszeichnung an den Norweger Jon Fosse und im Jahr davor an die Französin Annie Ernaux verliehen worden.

Nobelpreis für Literatur 2024 – Über die Nobelpreisträgerin 2024

Han Kang wurde 1970 in der südkoreanischen Provinzhauptstadt Gwangju, gut dreihundert Kilometer südlich von Seoul, als Tochter eines Schriftstellers geboren. In Seoul wuchs Frau Han auf und studierte dort das Fach Koreanische Literatur. Ihren ersten literarischen Preis erhielt die junge Schriftstellerin im Alter von 24 Jahren von der Hauptstadtzeitung Seoul Shinmun. Es folgten weitere koreanische Auszeichnungen und schließlich im Jahr 2016 den Man Booker International Prize für ihren Romanerstling Die Vegetarierin, die Geschichte einer Verweigerung. Darin geht es um eine koreanische Hausfrau, die beschließt, sich ausschließlich vegetarisch zu ernähren. Sie verweigert sich zunächst ihrem Eheman, dann ihrer Familie und entschwindet schließlich in einer Art Selbstauslöschung.

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Tod durch Ertrinken

T. C. Boyle, Tod durch Ertrinken, 1995
T. C. Boyle, 1995

Die Schriftstellerkarriere des US-amerikanischen Bestsellerautors T. C. Boyle begann im Jahr 1979. Im Februar jenes Jahres erschien beim kleinen Bostoner Literaturverlag Atlantic Monthly Press der Erzählband The Descent of Man | die Abstammung des Menschen, als Anspielung auf das berühmte Darwin-Werk aus 1871. Damals war T. C. Boyle 32 Jahre alt. Seine Erzählungen waren in den Jahren zuvor in verschiedenen Zeitschriften abgedruckt worden. Drei Jahre später veröffentlichte Boyle seinen ersten Roman mit dem Titel Water Music. Die deutsche Leserschaft entdeckte Boyle überhaupt erst Ende der Achtzigerjahre. Es sollten bereits die ersten fünf seiner Romane in deutscher Übersetzung in den Verkauf gegangen sein, bevor sich der Hanser Verlag des allerersten Erzählbandes seines inzwischen arrvierten Paradegauls annahm. Boyles Erstling erschien 1995 unter dem Titel Tod durch Ertrinken.

Der deutsche Buchtitel ist gleichzeitig Überschrift der siebzehnten und letzten Erzählung des nur 230 Textseiten langen Bandes. Im englischen Original heißt diese Geschichte Drowning und ist wohl die schwächste oder zumindest unergründlichste der Kurzgeschichten.

Die US-Literaturrezensionen zu Boyles erstem Geschichtenbändchen waren durchwegs positiv bis hymnisch. Der Houston Chronicle schrieb beispielsweise im April ’79:

„Boyle ist ein hervorragender Satiriker. Er ist nicht nur ein geschickter Geschichtenerzähler – ein Verweber verrücktester Lebensmomente –, sondern er besitzt auch die Fähigkeit, Schichten der Überheblichkeit abzutragen, die unser tägliches Leben umgeben. Er nimmt sich genau die Dinge im Leben vor, die uns am meisten am Herzen liegen, zwingt uns, sie gründlich zu untersuchen; und wagt es dann, uns zu zeigen, wie trivial sie in Wirklichkeit sind. Boyle ist kein Humorist von der Stange. Er ist einfach niederschmetternd.“

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