Die Biographien des T. C. Boyle

Punky Boyle, 2017

Seine literarische Karriere hat der US-Schrift­stel­ler T. C. Boyle im Jahr 1982 mit einem biografischen Roman begonnen, nämlich über einen britischen Forscher auf dem afrikanischen Kontinent. Seither befasste er sich in mehr als einem Drittel seiner bisher erschienenen Romane mit realen Persönlichkeiten der Vergangenheit. Hinzu kommen noch mehrere kürzere Erzählungen mit biografischen Bezügen.

(Die Jahreszahlen in Klammern beziehen sich auf die Veröffentlichung des jeweiligen englischen Originals.)

Biografien des T. C. Boyle – Die biografischen Romane T. C. Boyles:

  • Die Biografien des T. C. Boyle: Wassermusik, über Mungo ParkWassermusik (1982) *****
    — Mungo Park war schottischer Arzt und Entdeckungsreisender des ausgehenden achtzehnten Jahrhunderts. Park machte sich auf zwei Reisen an den nordwestafrikanischen Fluss Niger, von der zweiten Fahrt kam er nicht mehr zurück. Boyle erzählt in seinem Erstlingsroman Mungo Parks Geschichte. So wie sie hätte sein können. Und er stellt ihm den erfundenen Glücksritter Ned Rise gegenüber, oder sollte man sagen: zur Seite?
  • Die Biografien des T. C. Boyle: Willkommen in Wellville, über John KelloggWillkommen in Wellville (1992) *****
    — John Harvey Kellogg war nicht nur Miterfinder der Cornflakes, sondern auch Alternativmediziner und Betreiber einer Kurklinik in Michigan, zwischen den großen Seen Nordamerikas. Dort behandelte er seit Ende des neunzehnten Jahrhunderts bis in die Jahre vor dem Zweiten Weltkrieg wohlhabende Patienten mit Ernährungsstörungen. Sein Patentrezept: Streng vegetarische Ernährung, kein Sex, dafür jede Menge Einläufe. Boyle selbst ernährt sich übrigens seit langer Zeit vegetarisch.
  • Die Biografien des T. C. Boyle: Riven Rock, über Stanley McCormickRiven Rock (1998) *****
    — Stanley McCormick war der jüngste Sohn des berühmten US-Er­fin­ders und Gründers einer Fabrik für Erntemaschinen, des Multimillionärs Cyrus McCormick. Stanley litt an einer aggressiven Form von Schizophrenie und wurde fast die gesamte erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, zum Schutz seiner Umgebung und seiner selbst, in einer privaten Irrenanstalt mit nur einem einzigen Insaßen weggesperrt: auf dem Anwesen Riven Rock am Rande von Montecito. Boyle schreibt hier über seinen illustren historischen Nachbarn und dessen Zeit.
  • Die Biografien des T. C. Boyle: Dr. Sex, über Alfred KinseyDr. Sex (2004) *****
    — Alfred Kinsey war US-amerikanischer Sexualforscher aus der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Er führte als Erster umfassende Erhebungen über das Sexualleben des Menschen durch. Sein „Kinsey-Report“ aus den Vierzigerjahren gilt als Auslöser der sexuellen Revolution. Boyle protraitiert Kinsey aus der Sicht seines fiktiven Assistenten namens John Milk.
  • Die Biografien des T. C. Boyle: Die Frauen, über Frank Lloyd WrightDie Frauen (2009) *****
    — Frank Lloyd Wright war ein gefeierter US-ame­ri­ka­ni­scher Architekt, der in den Jahrzehnten vor und nach dem Wechsel zum zwanzigsten Jahrhundert nicht nur dank seines außergewöhnlichen Baustils, sondern auch wegen seiner dramatischen Beziehungen zu verschiedenen Frauen im Licht der Öffentlichkeit stand. Erzähler in Boyles Roman ist der erfundene japanische Nachwuchsarchitekt Tadashi Sato.
  • T. C. Boyle: San MiguelSan Miguel (2012) *****
    — Die Geschichte von Marantha und Edith Waters basiert auf einem fünfzigseitigen Tagebuchfragment Maranthas und einigen bekannten Fakten über deren Tochter Edith. Die zweite Familie, die Lesters, hinterließen ausführliche Memoiren, auf die sich Boyle stützen konnte in seiner Mehrfachbiografie über Bewohner der Insel San Miguel vor der kalifornischen Pazifikküste. Und eine der beiden Lestertöchter lebe noch heute und habe sich mit ihm unterhalten, erzählt der Autor.
  • Die Biografien des T. C. Boyle: Das Licht, über Timothy LearyDas Licht (2019) *****
    — Timothy Leary war ein US-amerikanischer Psychologe, der in den Sechziger- und Siebzigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts den freien Zugang zu bewusstseinerweiternden Drogen wie LSD, Mescalin und Psylocibin einforderte. Boyle erzählt Learys auf eine Katastrophe zusteuernde Geschichte über seine Protagonisten Fitz und Joanie Loney, er Doktorand an Learys Lehrstuhl und sie seine Ehefrau.

Eines haben all diese biografischen Romane gemeinsam: Der Autor wählt zwar jeweils eine konkrete, bekannte Person als Aufhänger für seine Geschichten. Und er berichtet über Persönlichkeiten, die Errungenschaften und Besonderheiten seiner prominenten Protagonisten. Allerdings bleibt festzuhalten: In seinen autobiografischen Geschichten hat sich T. C. Boyle Zeitgenossen ausgesucht, die zwar meist Berühmtheiten waren, jedoch letztlich nie triumphieren konnten. Das boylesche Romanpersonal besteht eben in den allermeisten Fällen aus Gescheiterten, auch wenn sie sich alle noch so große Mühe gegeben haben mögen.

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Erzählungen mit biografischem Bezug:

  • John Barleycorn lebt über Carrie Amelia Nation (Tod durch Ertrinken, 1979)
  • Byrd the Third über Richard Evelyn Byrd (Fleischeslust, 1994)
  • Beat über Jack Kerouac (Fleischeslust, 1994)
  • Das wilde Kind über das Wolfskind Victor von Aveyron (2010)

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Mehr Information über den Autor T. C. Boyle findest Du in meinem Autorenprofil des Schriftstellers. Dort gibt es auch Links zu allen Texten Boyles, die auf dieser Website besprochen wurden, sowie weiterführende Informationen zum Autor und seinem Werk.

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