„Gespaltener Felsen“ – Riven Rock lautet der Titel des dritten biografischen Romans T. C. Boyles; nach Wassermusik und Willkommen in Wellville. In so mancher Hinsicht ist es die ungewöhnlichste Biografie des US-Autors. Denn die portraitierte Person ist ein gewisser Stanley McCormick, jüngster Sohn des Erfinders der ersten Erntemaschine in den USA, Cyrus McCormick. Über die Familie McCormick und die International Harvester Company finden sich Informationen zuhauf. Aber der Sprössling Stanley erhält wenig Beachtung. Warum also hat Boyle ausgerechnet über diesen weitgehend unbekannten McCormick einen biografischen Roman geschrieben? – Wir werden sehen, dass das durchaus etwas mit dem Romantitel zu tun hat, nämlich mit dem gespaltenen Fels.
Treten wir zunächst einen Schritt zurück und rufen uns in Erinnerung, dass T. C. Boyle und seine Frau im Jahr 1993 ein historisches Haus in der Ortschaft Montecito bei Santa Barbara bezogen. Fast einhundert Jahre zuvor erwarb die Familie McCormick nur ein, zwei Kilometer entfernt von dort ein 350.000 Quadratmeter großes Grundstück. Das Areal wurde nach einer alten Eiche benannt, die aus einem Felsen herauswuchs und dabei das Gestein gesprengt hatte: Riven Rock!
Fünf Jahre nach dem Einzug der Boyles erschien dann die Romangeschichte über die historischen Nachbarn, die Ende des zwanzigsten Jahrhunderts längst nur mehr Schatten der Vergangenheit waren. Aber solche Vorlagen entzünden ja seit jeher T. C. Boyles schriftstellerische Fantasie.
Die Geschichte von Riven Rock
Die Familie McCormick hatte die Gegend um Montecito seit 1880 immer wieder besucht. Sie erwarb dort im Jahr 1896 ein weitläufige Grundstück. Darauf ließ sie ein großes, zweistöckiges Gebäude im Stil der Neuinterpretation eines Kolonialstils errichten, der von den spanischen Missionen des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts inspiriert war.
Von 1897 an war dort sieben Jahre lang Stanleys ältere Schwester Mary Virginia untergebracht. In der Abgeschiedenheit des riesigen Grundbesitzes ließ man ihre Dementia praecox behandeln. Doch noch im Jahr nach Marys Auszug betrat im Alter von einunddreißig Jahren ihr schizophrener Bruder Stanley in Riven Rock „die einsame Welt der Männer“.
Zwanzig Jahre lang, zwanzig öde, einförmige Jahre lang, die mit dem verschlafenen, beständigen Murmeln eines im Rinnstein dahinplätschernden Wasserlaufs an ihm vorbeirannen, bekam Stanley McCormick keine Frau zu Gesicht.
(Erster Romansatz, Seite 11)
Nur zu seinen Pflegern und Wächtern sowie zu wechselnden behandelnden Ärzten hatte Stanley Kontakt. Er wurde im oberen Stockwerk des Gebäudes weggesperrt und durfte das Haus nur in Begleitung von Pflegern verlassen.
Im Laufe der nächsten Jahrzehnte wurde das Anwesen zu einem Vorzeigeobjekt. Exotische Pflanzen wurden aus Japan importiert, ein sechs Hektar großer Zitronengarten wurde angelegt. Der Landsitz verfügte über eine eigene Molkerei. Handgefertigte Steinmauern und Brücken säumten die Landschaft. Man tat alles, um für Stanleys Komfort zu sorgen. Ein Neun-Loch-Golfplatz wurde angelegt, ein Musikdirektor eingestellt. Man trug eine große Kunstsammlung zusammen und baute ein Theater für Live- und Filmaufführungen.¹
Durch das Erdbeben von Santa Barbara im Jahr 1925 wurde das Haupthaus stark beschädigt und noch im gleichen Jahr abgerissen. Nach Stanleys Tod im Jahr 1947 wurde das Grundstück aufgeteilt und verkauft. Im Jahr 2020 erwarben Prinz Harry und Meghan, Herzog und Herzogin von Sussex, das französisch-provenzalische Chateau of Riven Rock auf dem Gelände des alten Riven Rock Estate.
Die Geschichte von Stanley McCormick
Wie konnte es dazu kommen, dass der junge McCormick vor der weiblichen Welt ferngehalten werden musste? – Stanley wurde als siebtes und letztes Kind von Cyrus McCormick und Nancy, dessen ehemaliger Sekretärin geboren. Bei Stanleys Geburt war sein Vater bereits 65. Der Junge litt unter der patriarchalischen Strenge des Vaters und der Gefühlskälte der herrschsüchtigen, puritanischen Mutter. Seine dreizehn Jahre ältere geistesgestörte Schwester Mary Virginia verstörte den kleinen Bruder, indem sie sich ihm nackt zeigte. Später festigte sich Stanleys problematische Einstellung zur Sexualität nach einer traumatischen Begegnung mit einer Prostituierten in Paris.
Dennoch warb er mit Vehemenz um seine spätere Frau Katherine Dexter. Doch die Ehe der beiden wurde nie vollzogen. Stanley benahm sich danach immer häufiger und immer heftiger aggressiv gegenüber Frauen; auch gegenüber der eigenen Ehefrau.
Und er wusste auch warum er krank war. Es war ihretwegen, wegen dieser Huren, wegen der Frauen. Sie waren schuld. Und falls er seine Frau jemals wiedersehen sollte oder seine Mutter oder Anita oder Mary Virginia, dann wusste er genau, was er tun würde, so sicher wie morgens die Sonne emporsteigt und die Erde sich um ihre eigene Achse dreht: Er würde geradewegs auf sie zugehen, auf Katherine oder Mary Virgina oder die Frau des Präsidenten oder irgendeine von ihnen, und dann würde er ihnen zeigen, was ein richtiger Mann war, er würde sie dafür bezahlen lassen, ja, das würde er.
(Seite 12)
Nach öffentlichen Attacken auf fremde Frauen, die die Familie durch Bestechung unter den Teppich kehren konnte, wurde Stanley auf Riven Rock interniert. Die Behandlung, die ihm dort insgesamt fünf verschiedene Psychiater angedeihen ließen, zeitigte kaum erkennbare Erfolge. In seiner schizophrenen Welt wechselt er zwischen katatonischen Starrephasen, manischer Aktivität und brutaler Aggression.
Und so starb er als Gefangener, Stanley Robert McCormick, zweiundsiebzig Jahre alt und mit Haaren so weiß wie ausgebleichte Knochen, gutaussehend, großgewachsen und verrückt bis zum Schluß.
(Seite 563)
Die Erzähler
Der Autor erzählt seine Geschichte aus drei verschiedenen Perspektiven. Nämlich aus der Stanleys, aus der seiner Frau Katherine und aus der seines jahrzehntelangen Pflegers Edward „Eddie“ O’Kane, der in all den Jahren zur engsten Bezugsperson des geisteskranken Gefangenen wurde.
Eddie O’Kane
Eddie ist irischer Abstammung und verheiratet mit der streitlustigen und schlampigen Rosaleen. Die beiden haben einen kleinen Sohn, aber Eddie verbringt seine Abende lieber in der Kneipe. Er wird als Pfleger von Stanley eingestellt und bricht zusammen mit dessen behandelndem Arzt und zwei weiteren Pflegehelfern von der Ostküste zum kalifornischen Riven Rock auf.
Damit ist das Ende seines Familienlebens vorgezeichnet. Eddie ist ein ausgemachter Weiberheld. Er beginnt Verhältnisse mit verschiedenen Frauen, trinkt gern und viel. In seiner unkomplizierten, sorglosen Planlosigkeit bildet der Mann eine Art Kontrapunkt zur Oberschicht der McCormicks. Und doch kümmert er sich von Beginn an bis zum Tod Stanleys nach besten Kräften um den Patienten. (Was Stanley McCormick von Eddie hält, kann man weiter unten in Stanleys Gedankenmonolog nachlesen.)
Boyle benutzt die Figur des irischen Pflegers als Erzähler all dessen, was sich in den vierzig Jahren seit dem Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts in und um Riven Rock zuträgt. Die „Behandlung“ des Geisteskranken durch wechselnde Ärzte, seine katastrophalen Ausraster, seine besseren Tage und seine Rückfälle. Mit dem Alkoholiker Eddie gehen wir durch die schwere Zeit der Prohibition, mit ihm erleben wir das zerstörerische Erdbeben in Santa Barbara. Und natürlich driften wir auch durch sein Liebesleben, mit all seinen Höhen und Tiefen.
Katherine Dexter
Katherine stammt aus einer wohlhabenden Ostküstenfamilie. Die Nachricht ihrer Eheschließung mit Stanley McCormick, dem millionenschweren Industrieerben, füllte damals zum Jahrhundertwechsel die Titelseiten der Zeitungen und Magazine. Man muss sich Katherine wenigstens zum Teil als frustrierte Ehefrau vorstellen. Schon ihre Zeit mit Stanley bevor sie verheiratet waren ließ nichts Gutes erahnen. Und mit dem Tag der Eheschließung zerbrach ihr Leben in tausend Scherben: Ihr frisch gebackener Ehemann stieß sie von sich. Ihr einziger Versuch, ihn zum ehelichen Geschlechtsverkehr zu bringen, mündete in eine Katatstrophe.
Nach seiner Einlieferung in die private Anstalt Riven Rock hätte sie dem Drängen der Familie McCormick nachgeben können, sich scheiden lassen und einen neuen Anlauf zu einem ganz anderen Leben nehmen können. Denn auf Stanleys Vermögen war Katherine nicht angewiesen. Und doch entschied sie sich dafür, als Ehefrau des Kranken dessen Familien in die Schranken zu weisen und seine Behandlung selbst in die Hand zu nehmen.
Beziehungen zu anderen Männern nahm Katherine in all den Jahrzehnten nie auf. Sie engagierte sich in der Frauenrechtsbewegung der Suffragetten. Mit ihnen erstritt sie das Frauenwahlrecht und unterhielt womöglich eine romatische Beziehung zu einer ihrer Mitstreiterinnen.
Über die Romanfigur Katherine Dexters erfahren wir viel über die US-gesellschaftlichen Entwicklungen während der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Und natürlich erleben wir mit ihr die Hoffnungslosigkeit aller Behandlungsansätze der psychiatrischen Koryphäen, die allesamt an Stanleys Schizophrenie scheitern.
Stanley McCormick
Stanley selbst kommt als Erzähler nur in den Passagen der Romangeschichte zu Wort, in denen er noch mehr oder weniger bei Verstand war. Wir begleiten ihn dabei durch seine traumatische Kindheit, durch seinen untauglichen Versuch, sich ein Leben aufzubauen, und durch die psychischen Verletzungen, die letztlich in Realitätsverlust und finstere Wahnvorstellungen münden.
Nur zu zwei Gelegenheiten lässt T. C. Boyle seinen Stanley nach dessen Kippen in die Finsternis zu Wort kommen. Insbesondere die erste dieser beiden Textpassagen ist derartig beeindruckend, dass ich nicht umhin komme, sie hier in ihrer ganzen Länge zu zitieren. Wer sich ein Bild von Boyles außerordentlichem Sprachtalent machen will, kann im Folgenden Stanleys wirren Monolog aufklappen und lesen:
Stanleys Gedankenmonolog
Gedankenmonolog verbergen
riven rock der zerrissene fels …
so hieß der ort an dem er nun war und niemand brauchte ihm das zu sagen oder an seinem bett zu flüstern als wäre er schon tot und das alles mit dem gestank von unerlaubter unzucht an den fingern so wie eddies finger denn eddie war immer bei den frauen unten zugange er konnte sie hören und riechen und fühlen in ihrem weiblichen dasein mit eng zusammengepreßten beinen draußen im garten und oh mr. mccormick kann niemals und darf niemals und wird auch niemals davon erfahren einer wie er der seine unnatürlichen begierden nicht im zaum halten kann und ich hab schon mal von so einem mann gehört das hat mir meine cousine nancy cooper in sacramento erzählt der war bestückt wie ein stier und er hatte eine frau eine negerin die ist zehn kilometer weit zu fuß zu ihm gelaufen nur damit sie ihn in sich drin spüren konnte und wenn man nancy glaubt und das tue ich dann war es einfach zuviel für sie und sie ist in einem überschwang von lust am schlaganfall gestorben und er ist danach gleich losgezogen und hat sich eine andere negerin gesucht genau wie sie nur größer…
aber sie sollten nur flüstern sollten sie an seinem bett stehen und ihre totengebete aufsagen – „Denk doch mal nach, Mart, das ist Stanley McCormick, einer der reichsten Männer der Welt, und er hat nicht mal eine Ahnung davon“ – und in alle seine körperöffnungen eindringen mit ihren schläuchen und röhren und ihn auf die seite wälzen in dieser dusche die wie eine chinesische wasserfolter war ja was dachten sie denn wer er war eddie und mart und dr. gilbert van tassel affenmann hamilton daß sie ihn einfach so vergewaltigten durften ohne schutz und ohne versteck nackt wie eine ratte und warum ließen sie ihn nicht einfach in ruhe sie alle seine mutter und katherine und cyrus der präsident und harold der vizepräsident und auch anita mit ihren fetten prallen talgigen brüsten und ihren schmeichlerischen händen auf ihm als wäre er eine art schoßtier oder so was wie ein baby …
aber es waren seine nerven und er war blockiert es war jedoch nur ein vorübergehendes leiden nicht so wie bei mary virginia seiner irrenhausverrückten schwester mit dem bleichen alptraum ihres nackten körpers und er würde bald wieder auf den beinen sein und jeden tag gesünder werden genau wie damals beim erstenmal im mclean aber nein das würde er nicht das würde er niemals denn was sie alle nicht begriffen und verstanden keiner von ihnen und schon gar nicht katherine die nur auf ihn draufklettern und seinen penis in ihrem inneren verschwinden lassen wollte so wie mireille sancerre ihre finger und sie würden ihm keine ruhe lassen keine sekunde keine minute keine stunde lang sogar jetzt lauerte sie irgendwo hier in der nähe er wußte es mit ihrem feldstecher und dem kummervollen mitleidigen gesicht ganz zerfurcht wie eine zitronenpresse armer stanley aber sie alle kapierten nicht daß er keinen muskel regen durfte um sein leben zu retten weil es nämlich die Richter nicht erlaubten sie heulten und kreischten ihre verwünschungen wenn er auch nur die zunge ein stück bewegte weil der nach sex stinkende eddie ihm diesen schlauch in die kehle rammte diese Richter verboten ihm sich zu rühren und brüllten aus jeder ecke des zimmers seine sünden heraus müßiggang und verderbtheit und abartige sexualität und eine stelle als rechnungsprüfer nicht als präsident oder auch vizepräsident und unzucht in seinem herzen und impotenz bei seiner frau und hochmut vor seiner mutter die Richter schrien ihn nieder mit lippen die zuckten wie regenwürmer auf einer schaufel durch die schwarzen knorrigen affenbärte die ihre münder verdeckten und ihre kreischenden feuchten fotzen …
aber die ganze nacht lag er da und den ganzen tag lang war es dienstag war es nicht immer dienstag und wieder dienstag und immer dienstag während die monate herabfielen wie das laub von den bäumen und dann auch die jahre und er betete zu den Richtern ihn doch freizugeben seine strafe umzuwandeln ihn wegen guter führung zu entlassen wenn er sich nur von der sünde bewahren könnte wenn er nur wieder zurück in sein geschirr gelangen könnte nur einmal noch nur ein einziges mal …
(Seite 158 ff.)
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Gedankenmonolog verbergen
Das Erfolgsgeheimnis
Der Autor macht sich einen Spaß daraus, uns durch die schaurigen Tiefen der Wahnwelt Stanley McCormicks zu jagen. Das ist wirklich große Erzählkunst. Und ganz nebenbei wird uns dabei klar, dass Riven Rock, der gespaltene Felsen, nicht nur der Name der Ein-Patienten-Luxusklinik war, sondern auch eine Metapher für den Kranken selbst.
Mit der gleichen Fabulierlust aber nimmt uns Boyle auch bei der Hand und führt uns vor Augen, wie das damals war, als während des Noble Experiments über dreizehn Jahre hinweg Herstellung, Verkauf und Transport alkoholischer Getränke verboten war. Als man in Speakeasies im Geheimen soff und an Selbstgebranntem (fast) verreckte.
Wir dürfen Eddie O’Kane dabei begleiten, wie er eine junge Italienerin verführt und mit ihr ein außereheliches Kind zeugt. Wie die italienische Familie dem Iren erst alle Knochen brechen lässt, nur um ihn hinterher geradezu liebevoll in ihre Gemeinschaft aufzunehmen und in einer bigamistischen Ehe mit der Tochter zu verheiraten.
Wir sind dabei, wenn Katherine und ihre Suffragetten eine Demonstration zum Frauenrecht in der Meeresbrandung durchführen, weil sie auf dem Festland keine Genehmigung dazu hatten.
Und wir erleben die untauglichen, halbherzigen Versuche renommierter Wissenschaftler, unter Einsatz von sehr viel Geld einen Geistesgestörten von seinem Leiden zu heilen. Der erste behandelnde Arzt lässt sich übrigens von der Familie Stanleys ein Primatenexperiment finanzieren, unter dem Deckmantel, damit eine Behandlungsmethode für seinen Patienten zu entwicklen. (Das Thema Primatenexperiment nimmt Boyle unter einem ganz anderen Blickwinkel Jahre später in seinem Roman Sprich mit mir erneut auf.)
Blick auf ein spannendes Jahrhundert
Unter dem Aufhänger der Biografie eines unglücklichen Zeitgenossen schauen wir auf ein buntes Panorama des zwanzigsten Jahrhunderts in der US-amerikanischen Gesellschaft. – Ein wirklich großer Lesespaß, der mit einem Arsenal an tiefsinnigen, nachdenklich stimmenden Teilgeschichten aufwartet!
Der Roman erschien im Original drei Jahre nach América und zwei vor Ein Freund der Erde.
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Wer diese Rezension gern gelesen hat, interessiert sich eventuell auch für das Autorenprofil, das ich zu T. C. Boyle angelegt habe und in dem auch alle anderen Buchbesprechungen von Boyle-Romanen auf dieser Website zu finden sind. Darüber hinaus ist Riven Rock einer der biografischen Romane, für die Boyle längst weltbekannt ist.
Fazit:
„Sex ist ein Talent, das ich nicht habe.“ Mit diesem Eingangszitat aus einem Roman Gabriel García Marquez‘ gibt Boyle den psychischen Problemen seiner Hauptfigur gleich zu Beginn einen ironischen Anstrich. Überhaupt dominiert in diesem biografischen Roman ein vorwiegend heiterer Ton, der im Kontrast zum tragischen Schicksal von Stanley McCormick steht. Darüber hinaus müssen wir die Art und Weise bewundern, in der sich der Autor streng an die beschränkte Denkweise Amerikas vor dem Zweiten Weltkrieg hält. Das Buch ist richtig gut geschrieben; es bietet der Leserschaft Menschlichkeit und Humor in Hülle und Fülle. Womöglich hätte sich der eine oder die andere ein wenig mehr Details zu Krankheit und Behandlung des Schizophrenen gewünscht. Aber das ist wohl Geschmackssache.
Meine Bewertung anhand des bewährten Sterneangorithmus landet auf den Punkt genau zwischen drei und vier Sternen. Dass ich mich letztlich zum Aufrunden auf die vier durchgerungen habe, liegt daran, dass ich mich durchgehend hervorragend unterhalten gefühlt habe und T. C. Boyles manchmal morbiden Humor sehr schätze.
T. C. Boyle: Riven Rock
🇺🇸 Viking Press, 1998
Carl Hanser Verlag, 1998
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Fußnote:
¹ — Michael Redmon im Santa Barbara Independent, Montecito’s Riven Rock, 2016