Backflash Zufallsrezension: Jeden Sonntag eine neu & zufällig ausgewählte Buchbesprechung aus der Vergangenheit — Gute Bücher altern nicht!
Auf der Su­che nach Lese­stoff? Hier fin­dest Du Buch­be­spre­chun­gen mit An­spruch aber oh­ne Al­lü­ren. Ich schrei­be meist über bel­le­tris­ti­sche Ti­tel; über sol­che, die mir ge­fal­len oder auch mal nicht ge­fal­len ha­ben; manch­mal Main­stream, manch­mal ab­seits der aus­ge­tre­te­nen Pfa­de. (Per­sön­li­che Emp­feh­lun­gen und ein paar Wor­te zu die­sem Pro­jekt gibt’s ganz un­ten auf die­ser Sei­te.)

Deutscher Buchpreis 2022

Deutscher Buchpreis 2022 für Kim de l'Horizon
Kim de l’Horizon 2022

Der mit 25.000 Euro do­tier­te Preis des Deut­schen Buch­han­dels geht die­ses Jahr an eine Schwei­zer gen­der­flu­ide, nicht­bi­nä­re Per­son, die un­ter dem Pseu­do­nym Kim de l’Horizon (30) schreibt. Sie er­hält den Preis für ih­ren Erst­lings­ro­man Blutbuch. Die Ver­lei­hung des Prei­ses wur­de am Mon­tag der ver­gan­ge­nen Wo­che im Kai­ser­saal des Frank­fur­ter Rö­mers zum Auf­takt der jähr­li­chen Buch­mes­se be­kannt ge­ge­ben.

Deutscher Buchpreis 2022 – Die Begründung der Jury zu ihrer Wahl lautete:

„Mit einer enor­men krea­ti­ven Ener­gie sucht die non-bi­nä­re Er­zähl­fi­gur in Kim de l’Ho­ri­zons Ro­man Blut­buch nach einer eige­nen Spra­che. Wel­che Nar­ra­ti­ve gibt es für einen Kör­per, der sich den her­kömm­li­chen Vor­stel­lun­gen von Ge­schlecht ent­zieht?
Fix­punkt des Er­zäh­lens ist die eige­ne Groß­mut­ter, die ‚Groß­meer‘ im Bern­deut­schen, in de­ren Oze­an das Kind Kim zu er­trin­ken droh­te und aus dem es sich jetzt schrei­bend frei­schwimmt.
Die Ro­man­form ist da­bei in ste­ter Be­we­gung. Je­der Sprach­ver­such, von der plas­ti­schen Sze­ne bis zum es­say­ar­ti­gen Me­moir, ent­fal­tet eine Dring­lich­keit und li­te­ra­ri­sche In­no­va­tions­kraft, von der sich die Ju­ry pro­vo­zie­ren und be­geis­tern ließ.

Im vergangenen Jahr war der Deutsche Buchpreis an die Potsdamer Schriftstellerin Antje Rávik Strubel gegangen.

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Nobelpreis für Literatur 2022

Annie Ernaux, Nobelpreis für Literatur 2022
Annie Ernaux, 2019

Der Schrift­stel­lerin Annie Ernaux (82) wur­de heu­te Mit­tag kurz nach 13 Uhr der No­bel­preis für Li­te­ra­tur des Jah­res 2022 ver­lie­hen. Das No­bel­komi­tee der Schwe­di­schen Aka­de­mie, das die­ses Jahr aus sechs Mit­glie­dern be­stand – einem Pro­fes­sor für Li­te­ra­tur­ge­schich­te, vier Schrift­stel­le­r¦in­nen und einem ko­op­tier­ten Li­te­ra­tur­his­to­ri­ker, be­grün­dete die Wahl von Ernaux zum 119. Preis­trä­ger mit fol­gen­der Wür­di­gung: „Für den Mut und die kli­ni­sche Schärfe, mit der sie die Wur­zeln, Ent­frem­dun­gen und kol­lek­ti­ven Zwän­ge der per­sön­li­chen Er­in­ne­rung auf­deckt.“

Grattis, fru Ernaux!

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Die Reise nach Rom

Alberto Moravia, Die Reise nach Rom, 1988
Alberto Moravia, 1988

Die Reise nach Rom ist der letz­te Ti­tel des einst wich­tigs­ten italie­ni­schen Ro­man­ciers der Nach­kriegs­zeit, Al­ber­to Mo­ra­via. Er wur­de zwei Jah­re vor dem Tod des Autors ver­öf­fent­licht. Die Ge­schich­te han­delt von von einem Wit­wer und einer Wit­we, die je­weils von ih­ren ver­stor­be­nen Ehe­part­nern be­tro­gen und ge­de­mü­tigt wor­den wa­ren. Bei­de Über­le­ben­de – Wit­wer wie Wit­we – ver­su­chen, sich des jun­gen Mario als Werk­zeug zu be­die­nen, um ih­re Ehe­trau­ma­ta zu über­win­den. Doch Mario ist selbst Op­fer eines in­zes­tuö­sen Sexu­al­trau­mas, das er zu be­wäl­ti­gen ver­sucht. Noch ein­mal brei­tet Mo­ra­via sein Vor­zugs­the­ma Se­xus vor sei­ner Le­ser­schaft aus und hält der prü­den und selbst­be­zo­ge­nen Ge­sell­schaft einen Spie­gel vor.

Der in Rom ge­bo­re­ne Mario de Sio ist zwan­zig Jahre alt. Im Al­ter von fünf hat­te sei­ne Mut­ter Leo­pol­di­na mit ihm, dem Jun­gen, das Haus des Va­ters Ric­car­do nach einem hef­ti­gen Streit ver­las­sen. Mut­ter und Sohn zo­gen nach Pa­ris zu Di­nas Bru­der. Doch nur zwei Jah­re spä­ter stirbt die Mut­ter an einer Bauch­fell­ent­zün­dung, Ma­rio wächst mit den Kin­dern sei­nes On­kels auf. Zu sei­nem Va­ter hat der Jun­ge fünf­zehn Jah­re lang kei­nen Kon­takt ge­habt, als er mit zwan­zig aus einer Lau­ne her­aus be­schließt, Ric­car­do de Sio in Rom auf­zu­su­chen.

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