
Die Autorin Caroline Wahl ist erst achtundzwanzig Jahre alt und hat mit ihrem Romanerstling 22 Bahnen einen Überraschungstreffer gelandet. Wahl wurde in Mainz geboren, wuchs in der Nähe von Heidelberg auf, hat Deutsche Literatur studiert und lebt seit einem Jahr im rauen Norden in Rostock. Geschrieben hat sie ihre Romangeschichte während eines Arbeitsaufenthaltes in Zürich. Abends nach dem Job setzte sie sich an den Schreibtisch und tippte sich in nur drei Monaten durch den Text. In einem Interview mit dem NDR erklärte Caroline Wahl, ihr Roman sei keineswegs autobiografisch. Distanz zwischen ihrem Werk und der eigenen Vergangenheit sei ihr wichtig gewesen. Inzwischen schreibt sie in Rostock an ihrem zweiten Roman. „Es gibt wenige Sachen, die mich so erfüllen. Ob ich jetzt eine erfolgreiche oder unerfolgreiche Autorin werde, weiß ich nicht. Aber ich werde eine Autorin bleiben und bin darüber sehr glücklich.“
In Wahls Geschichte geht es um den Anspruch auf Selbstbestimmung der beiden Schwestern Tilda und Ida, die bei ihrer alkoholkranken Mutter in einer namenlosen Kleistadt leben. Tilda ist Mathematikstudentin, jobbt nebenbei bei Edeka an der Kasse und kümmert sich um ihre jüngere Schwester. Fast täglich 22 Bahnen im Schwimmbad hat sich die junge Frau selbst auferlegt, weil: „Ich habe einen strikten Zeitplan, in den ein in 3 von 4 Fällen nicht funktionierender Körper einfach nicht reinpasst.“ (Seite 9)
Die einzigen Momente des Tages, die Tilda allein gehören, sind die Augenblicke vor dem Einschlafen. „Wenn ich nachts auf meiner Matratze liege, dann denke ich, dass ich das Ganze da draußen noch lange aushalten kann. […] Gegen meine Mutter, gegen ihre Launen, gegen diese Kleinstadt. Und für Ida.“ (Seite 15)