Meine ganz persönlichen Lesempfehlungen
Auf der Su­che nach Lese­stoff? Hier fin­dest Du Buch­be­spre­chun­gen mit An­spruch aber oh­ne Al­lü­ren. Ich schrei­be meist über bel­le­tris­ti­sche Ti­tel; über sol­che, die mir ge­fal­len oder auch mal nicht ge­fal­len ha­ben; manch­mal Main­stream, manch­mal ab­seits der aus­ge­tre­te­nen Pfa­de. (Per­sön­li­che Emp­feh­lun­gen und ein paar Wor­te zu die­sem Pro­jekt gibt’s ganz un­ten auf die­ser Sei­te.)

Ein Freund der Erde

T. C. Boyle, Ein Freund der Erde, 2001
T. C. Boyle, 2001

Diese Buchbesprechung veröffentliche ich ziemlich genau ein Jahr vor dem Jahresbeginnn 2025. Es wird hier um einen Roman des US-Schriftstellers T. C. Boyle gehen. Nämlich um Ein Freund der Erde. Um den einzigen Zukunftsroman, den Boyle bisher geschrieben hat und dessen Beginn und gleichzeitig Showdown in den Jahren 2025/26 angesiedelt sind. Entstanden ist die Geschichte jedoch ein Vierteljahrhundert zuvor, Ende des zwanzigsten Jahrhunderts. Sie handelt allerdings in unserem Heute und Jetzt, in einer laut Boyle von Klimawandel und Artensterben unwiederbringlich zerstörten Welt; und sie gibt uns Gelegenheit festzuhalten, inwieweit der eingefleischte Naturfreund und Mahner mit seinen düsteren Prognosen von damals Recht behalten hat.

Vielleicht blicken wir einmal kurz zurück: Als der Roman zur Jahrhundertwende erschien, war öffentliches Bewusstsein hinsichtlich der globalen Erwärmung noch nicht existent. Bis zum völkerrechtlich verbindlichen Abschluss des Übereinkommens von Paris zur Einschränkung der Erderwärmung auf „deutlich unter“ zwei Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit sollten noch satte fünfzehn Jahre vergehen. Inzwischen ist ein weiteres Jahrzehnt vergangen, und wir sind sehr weit davon entfernt, das Zwei-Grad-Ziel auch nur annähernd einhalten zu können. Hat T. C. Boyle diese Entwicklung schon vor 25 Jahren prognostiziert?

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Der Samurai von Savannah

T. C. Boyle, Der Samurai von Savannah, 1992
T. C. Boyle, 1992

Der junge Halbwaise und Halbjapaner Hiro Tanaka ist es leid, in seiner Heimat, dem Land des Lächelns, stets als Bastard und „Butterstinker“ beschimpft zu werden. Also macht er sich auf, im Lande der Verheißung sein Glück zu finden; in den USA, wo doch alle Menschen gleich waren, egal welcher Abstammung oder welcher Hautfarbe. Der zwanzigjährige Hiro ist die abgrundtief naive Hauptfigur in T. C. Boyles viertem Roman mit dem Titel Der Samurai von Savannah. Nach heftigem Streit auf einem japanischen Frachter, auf dem Hiro als Aushilfskoch angeheuert hatte, springt der junge Mann vor der Küste des US-ame­ri­ka­ni­schen Bundesstaates Georgia von Bord und rettet sich mit Müh und Not an Land.

Dort, da ist sich Hiro sicher, würde er mit offenen Armen aufgenommen werden. Doch hätte er gewusst, was ihn in den amerikanischen Südstaaten tatsächlich erwartet, dann hätte er sich seine Flucht bestimmt zweimal überlegt:

Schließlich war es ein echter Knüller, mit Sex, Gewalt, Fremdenhaß, haarsträubenden Gefängnisausbrüchen, mit vor Schlangen und Alligatoren wimmelnden Sümpfen, Gerüchten von offizieller Inkompetenz und heimlicher Beihilfe durch eine höchst suspekte Bande von Schriftstellern und Künstlern.
(Seite 377)

Diese Zusammenfassung seiner Romangeschichte legt Boyle einer der Nebenfiguren in den Mund, die sich an die Verfolgung des illegalen Eindringlings machen. Besser kann man in dieser Kürze wohl kaum zusammenfassen, was alles über Hiro hereinbricht.

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Riven Rock

T. C. Boyle, Riven Rock, 1998
T. C. Boyle, 1998

„Gespaltener Felsen“ – Riven Rock lautet der Titel des dritten biografischen Romans T. C. Boyles; nach Wassermusik und Willkommen in Wellville. In so mancher Hinsicht ist es die ungewöhnlichste Biografie des US-Autors. Denn die portraitierte Person ist ein gewisser Stanley McCormick, jüngster Sohn des Erfinders der ersten Erntemaschine in den USA, Cyrus McCormick. Über die Familie McCormick und die International Harvester Company finden sich Informationen zuhauf. Aber der Sprössling Stanley erhält wenig Beachtung. Warum also hat Boyle ausgerechnet über diesen weitgehend unbekannten McCormick einen biografischen Roman geschrieben? – Wir werden sehen, dass das durchaus etwas mit dem Romantitel zu tun hat, nämlich mit dem gespaltenen Fels.

Treten wir zunächst einen Schritt zurück und rufen uns in Erinnerung, dass T. C. Boyle und seine Frau im Jahr 1993 ein historisches Haus in der Ortschaft Montecito bei Santa Barbara bezogen. Fast einhundert Jahre zuvor erwarb die Familie McCormick nur ein, zwei Kilometer entfernt von dort ein 350.000 Quadratmeter großes Grundstück. Das Areal wurde nach einer alten Eiche benannt, die aus einem Felsen herauswuchs und dabei das Gestein gesprengt hatte: Riven Rock!
Fünf Jahre nach dem Einzug der Boyles erschien dann die Romangeschichte über die historischen Nachbarn, die Ende des zwanzigsten Jahrhunderts längst nur mehr Schatten der Vergangenheit waren. Aber solche Vorlagen entzünden ja seit jeher T. C. Boyles schriftstellerische Fantasie.

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