Backflash Zufallsrezension: Jeden Sonntag eine neu & zufällig ausgewählte Buchbesprechung aus der Vergangenheit — Gute Bücher altern nicht!
Auf der Su­che nach Lese­stoff? Hier fin­dest Du Buch­be­spre­chun­gen mit An­spruch aber oh­ne Al­lü­ren. Ich schrei­be meist über bel­le­tris­ti­sche Ti­tel; über sol­che, die mir ge­fal­len oder auch mal nicht ge­fal­len ha­ben; manch­mal Main­stream, manch­mal ab­seits der aus­ge­tre­te­nen Pfa­de. (Per­sön­li­che Emp­feh­lun­gen und ein paar Wor­te zu die­sem Pro­jekt gibt’s ganz un­ten auf die­ser Sei­te.)

Weltbuchtag 2025

Weltbuchtag: Diada de Sant Jordi
Der Georgstag ist Weltbuchtag

La Diada de Sant Jordi (ka­ta­la­nisch) | el Día de San Jorge (kas­ti­lisch) | der Fei­er­tag des Hei­li­gen Georg wird in Ka­ta­lo­nien als Tag seines Schutz­pa­trons, des Hei­li­gen Ge­orgs von Kap­pa­do­kien, des he­roi­schen Dra­chen­tö­ters¹ und christ­li­chen Schutz­hei­li­gen, am 23. April je­den Jah­res ge­fei­ert. Der 23. April 303 gilt näm­lich als Tag der Fol­te­rung und Hin­rich­tung Ge­orgs von Kap­pa­do­kien.

Der re­li­giö­se Ge­denk­tag fällt mitt­ler­wei­le zu­sam­men mit dem Dia del Llibre i la Fira de les Roses (ka­ta­la­nisch) | Tag des Bu­ches und Fest der Ro­sen. Das Da­tum wird in Ka­ta­lo­nien als Tag der Ver­lieb­ten be­gan­gen. Schon im 15. Jahr­hun­dert war es Brauch, der Herz­da­me eine Ro­se zu schen­ken, „ver­mella com la sang“ (ka­ta­la­nisch) | „rot wie das Blut“.
Seit Ende der Neun­zehn­hun­dert­zwan­zi­ger­jah­re be­gan­nen die Da­men da­mit, sich für Ro­sen bei ih­ren Rit­tern mit Buch­ge­schen­ken zu re­van­chie­ren. Im Jahr 1930 leg­te die Cambra del Llibre de Cata­lunya, eine Un­ter­neh­mer­ver­eini­gung von He­raus­ge­bern, Dru­ckern und Buch­händ­lern, schließ­lich den 23. April als Ge­denk­tag des Bu­ches fest. Das Da­tum, so dachte man, fällt auf die To­des­ta­ge von Sha­kes­pea­re und Cer­van­tes². Außer­dem ist er Ge­burts- oder Ster­be­tag meh­re­rer wei­te­rer welt­weit be­kann­ter Literaten wie etwa Halldór Laxness oder Pamela Travers.

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Der Friedhof der vergessenen Bücher

La Ciudad de Vapor, Carlos Ruiz Zafón, 2020 | Der Friedhof der vergessenen Bücher, 2022
Carlos Ruiz Zafón, 2022

Fünf Monate nach dem Krebstod Carlos Ruiz Zafóns, des weltweit meistverkauften spanischsprachigen Autors nach Miguel de Cervantes, erschien ein knapp zweihundertseitiger Erzählband mit dem Originaltitel La Ciudad de Vapor – etwa „Stadt aus Dunst“. Der Fischer Verlag hat daraus zwei Jahre später den deutschen Buchtitel Der Friedhof der vergessenen Bücher gemacht. Es handelt sich um eine Sammlung von elf Erzählungen, von denen sieben bis dahin unveröffentlicht waren. Eine der vier anderen, bereits bekannten Geschichten trägt den Titel El Principe de Parnaso | Der Fürst des Parnass. Diese Episode war schon einmal zu Lebzeiten Ruiz‘ – 2014 auch auf deutsch – als Kurzgeschichte veröffentlicht, nach seinem Tod jedoch aus den Verlagsprogrammen zurückgezogen worden. (Nur um wenig später wie Phönix aus der Asche in der neuen Nachbarschaft dieses Erzählbandes wieder aufzuerstehen.)

Der Fürst des Parnass ist die längste Erzählung des Bändchens. Sie macht alleine mehr als ein Viertel des Gesamtumfangs aus. Der Verdacht liegte nahe: Verlag und Witwe des Ausnahmeautors wollten noch einmal Kasse machen mit Textfragmenten aus der Schreibtischschublade von Carlos Ruiz Zafón. – Sehen wir doch einmal, was da sonst noch alles postum versilbert wurde!

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Every

Dave Eggers, Every, 2023
Dave Eggers, 2023

Nach dem Verkaufserfolg seines Bestsellers Der Circle aus dem Jahr 2013 wandelte der US-Schrift­stel­ler Dave Eggers den eigenen Verlag, McSweeney’s Publishing, in eine Non­pro­fit-Or­ga­ni­sa­tion um ¹. Unter deren Dach veröffentlichte er dann ein Jahrzehnt nach dem Circle einen Romannachfolger: Every. In diesem zweiten Teil der Geschichte hat der monopolistische Medien- und Technologiekonzern aus dem ersten Roman in der Zwischenzeit auch noch mit dem weltweit erfolgreichsten Onlineversandhaus fusioniert. Wir blicken hier also einer Schreckensgeschichte über den gewaltigsten Onlineriesen aller Zeiten entgegen, einer Art appeligem Ama­zon-Google-Meta-Mons­ter. Es gilt daher: den Gürtel festgezurrt, die Hosenträger stramm verspannt, den Schutzhelm über den Scheitel gestülpt und los geht’s!

Eggers hat seinen Roman mit gleich drei Untertiteln versehen: Every –oder– Endlich ein Gefühl von Ordnung –oder– Die letzten Tage des freien Willens –oder– Grenzenlose Auswahl zerstört die Welt. Außerdem möchte ich hier gerne noch meinen Liebling unter den ebenfalls drei Epigraphen zitieren, die der Erzählung vorausgehen.

„Gibt es vielleicht außer dem angeborenen Wunsch nach Freiheit auch eine instinktive Sehnsucht nach Unterwerfung?“
(Erich Fromm, Die Furcht vor der Freiheit, 1941)

Der Autor macht seiner Leserschaft also von vornherein unmissverständlich klar, was auf den folgenden 570 Textseiten, unterteilt in 45 Kapitel, auf sie zukommt.

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