Komplette Liste aller Rezensionen seit 2002
Auf der Su­che nach Lese­stoff? Hier fin­dest Du Buch­be­spre­chun­gen mit An­spruch aber oh­ne Al­lü­ren. Ich schrei­be meist über bel­le­tris­ti­sche Ti­tel; über sol­che, die mir ge­fal­len oder auch mal nicht ge­fal­len ha­ben; manch­mal Main­stream, manch­mal ab­seits der aus­ge­tre­te­nen Pfa­de. (Per­sön­li­che Emp­feh­lun­gen und ein paar Wor­te zu die­sem Pro­jekt gibt’s ganz un­ten auf die­ser Sei­te.)

Achtsam morden durch bewusste Ernährung

Karsten Dusse, Achtsam morden durch bewusste Ernährung, 2024
Karsten Dusse, 2024

„Die Tinte ist das fünfte Element und die Presse die Artillerie der Gedanken.“ Das wusste bereits vor zweihundert Jahren Karl Julius Weber. Nun hat Karsten Dusse den fünften Roman über seinen Dauerhelden Björn Diemel veröffentlicht. Und tatsächlich: Wenn wir von Seite zu Seite blättern, begeben wir uns unter heftigen Artilleriebeschuss durch den Autor. Zwar hat Dusse sein Grundrezept aus den drei ersten Bänden nicht wesentlich verändert; das Personal der Romane hat nach einem vorübergehenden Rollentausch in Band vier wieder seine angestammten Plätze eingenommen. Also bleibt Diemel, der ehemalige Anwalt und inzwischen Chef eines Verbrechersyndikats, auf seinem Schlingerkurs zwischen spiritueller Achtsamkeit und Kapitalverbrechen. Und Joschka Breitner kehrt zu seiner Rolle als therapeutischer Beistand Diemels zurück. Wie nicht anders zu erwarten war, landete der aktuelle achtsame Mordroman aus dem Stand wieder weit oben auf den Bestsellerlisten.

In diesem fünften Romanband geht es um Ernährungsbewusstsein. Denn Diemel ist nach ein paar Jahren als Mafiaboss doch recht füllig geworden. Sein Guru Breitner weiß selbstverständlich nicht nur in Sachen Achtsamkeit Rat, sondern auch in Hinblick auf die ernährungstechnische Läuterung seines Patienten.

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Ein Freund der Erde

T. C. Boyle, Ein Freund der Erde, 2001
T. C. Boyle, 2001

Diese Buchbesprechung veröffentliche ich ziemlich genau ein Jahr vor dem Jahresbeginnn 2025. Es wird hier um einen Roman des US-Schriftstellers T. C. Boyle gehen. Nämlich um Ein Freund der Erde. Um den einzigen Zukunftsroman, den Boyle bisher geschrieben hat und dessen Beginn und gleichzeitig Showdown in den Jahren 2025/26 angesiedelt sind. Entstanden ist die Geschichte jedoch ein Vierteljahrhundert zuvor, Ende des zwanzigsten Jahrhunderts. Sie handelt allerdings in unserem Heute und Jetzt, in einer laut Boyle von Klimawandel und Artensterben unwiederbringlich zerstörten Welt; und sie gibt uns Gelegenheit festzuhalten, inwieweit der eingefleischte Naturfreund und Mahner mit seinen düsteren Prognosen von damals Recht behalten hat.

Vielleicht blicken wir einmal kurz zurück: Als der Roman zur Jahrhundertwende erschien, war öffentliches Bewusstsein hinsichtlich der globalen Erwärmung noch nicht existent. Bis zum völkerrechtlich verbindlichen Abschluss des Übereinkommens von Paris zur Einschränkung der Erderwärmung auf „deutlich unter“ zwei Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit sollten noch satte fünfzehn Jahre vergehen. Inzwischen ist ein weiteres Jahrzehnt vergangen, und wir sind sehr weit davon entfernt, das Zwei-Grad-Ziel auch nur annähernd einhalten zu können. Hat T. C. Boyle diese Entwicklung schon vor 25 Jahren prognostiziert?

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Der Samurai von Savannah

T. C. Boyle, Der Samurai von Savannah, 1992
T. C. Boyle, 1992

Der junge Halbwaise und Halbjapaner Hiro Tanaka ist es leid, in seiner Heimat, dem Land des Lächelns, stets als Bastard und „Butterstinker“ beschimpft zu werden. Also macht er sich auf, im Lande der Verheißung sein Glück zu finden; in den USA, wo doch alle Menschen gleich waren, egal welcher Abstammung oder welcher Hautfarbe. Der zwanzigjährige Hiro ist die abgrundtief naive Hauptfigur in T. C. Boyles viertem Roman mit dem Titel Der Samurai von Savannah. Nach heftigem Streit auf einem japanischen Frachter, auf dem Hiro als Aushilfskoch angeheuert hatte, springt der junge Mann vor der Küste des US-ame­ri­ka­ni­schen Bundesstaates Georgia von Bord und rettet sich mit Müh und Not an Land.

Dort, da ist sich Hiro sicher, würde er mit offenen Armen aufgenommen werden. Doch hätte er gewusst, was ihn in den amerikanischen Südstaaten tatsächlich erwartet, dann hätte er sich seine Flucht bestimmt zweimal überlegt:

Schließlich war es ein echter Knüller, mit Sex, Gewalt, Fremdenhaß, haarsträubenden Gefängnisausbrüchen, mit vor Schlangen und Alligatoren wimmelnden Sümpfen, Gerüchten von offizieller Inkompetenz und heimlicher Beihilfe durch eine höchst suspekte Bande von Schriftstellern und Künstlern.
(Seite 377)

Diese Zusammenfassung seiner Romangeschichte legt Boyle einer der Nebenfiguren in den Mund, die sich an die Verfolgung des illegalen Eindringlings machen. Besser kann man in dieser Kürze wohl kaum zusammenfassen, was alles über Hiro hereinbricht.

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