Backflash Zufallsrezension: Jeden Sonntag eine neu & zufällig ausgewählte Buchbesprechung aus der Vergangenheit — Gute Bücher altern nicht!
Auf der Su­che nach Lese­stoff? Hier fin­dest Du Buch­be­spre­chun­gen mit An­spruch aber oh­ne Al­lü­ren. Ich schrei­be meist über bel­le­tris­ti­sche Ti­tel; über sol­che, die mir ge­fal­len oder auch mal nicht ge­fal­len ha­ben; manch­mal Main­stream, manch­mal ab­seits der aus­ge­tre­te­nen Pfa­de. (Per­sön­li­che Emp­feh­lun­gen und ein paar Wor­te zu die­sem Pro­jekt gibt’s ganz un­ten auf die­ser Sei­te.)

Elefantöse Geschichten

Elefant

Elefanten: Mein Lieb­lings­tier ist zwei­fel­los der Ele­fant. Das ist so, seit ich in den Sech­zi­ger­jah­ren des ver­gan­ge­nen Jahr­hun­derts mei­ne ers­ten Ele­fan­ten im Tier­park Hel­la­brunn und kurz da­rauf auch auf dem Schwarz­weiß-Bild­schirm im Wohn­zim­mer, und zwar in der Fern­seh­se­rie Dak­ta­ri ge­se­hen ha­be. Eine Wei­le lang ha­be ich dann Ele­fan­ten­fi­gu­ren in ver­schie­de­nen Grö­ßen ge­sam­melt. Und in­zwi­schen le­se ich ger­ne Ro­man­ge­schich­ten, in de­nen ele­fan­tö­ses Per­so­nal auf­tritt:

  • Die Reise des Elefanten, José Saramago, 2010Die Reise des Elefanten (18. Juni 2020) *****
    — Die Ge­schich­te um den Ele­­fan­­ten Sa­lo­­mon und des­­sen Füh­­rer, den Ma­hut Subhro. Als Ge­burts­tags­ge­schenk der ibe­ri­schen Kö­ni­ge Jo­hann und Ka­tha­ri­na an ih­ren Vet­ter, den Erz­her­zog Ma­xi­mi­lian von Ös­ter­reich reis­te Sa­lo­mon vom por­tu­gie­si­schen Be­lém bis nach Wien. Ein tie­risch-li­te­ra­ri­sches Road-Movie aus dem sechs­ten Jahr­hun­dert.
    (José Saramago, 2010)
  • Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand, Jonas JonassonDer Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand (27. Januar 2022) *****
    — Einer der Rei­se­be­glei­te­rin­nen des hun­­dert­­jäh­­ri­­gen Al­­lan Karls­­son ist die Ele­fan­ten­da­me Son­ja. Son­ja spa­ziert al­ler­dings nicht nur ein­fach so am Ran­de der Er­eig­nis­se mit. Viel­mehr trägt sie durch­aus einen ge­wich­ti­gen An­teil am Ro­man­ge­sche­hen.
    (Jonas Jonasson, 2009)
  • Peter Karoshi, Zu den Elefanten, 2021Zu den Elefanten (17. Februar 2022) *****
    — Theo hat Schwie­­rig­­kei­ten, sein Le­ben so zu ak­zep­­tie­ren, wie es läuft. Er be­gibt sich auf die Rei­se „zu den Ele­fan­ten“, die zu einem bi­zar­ren Selbst­fin­dungs­trip ge­rät. Beim Ver­such, sich selbst zu­recht zu rü­cken, ge­rät Theo außer Rand und Band.
    (Peter Karoshi, 2021)
  • T. C. Boyle, Fleischeslust, 1999Großwildjagd (11. August 2023) *****
    — Kurzgeschichte über Safarifantasien reicher Kalifornier, die auf einem staubigen Stück Land zwischen Ölbohrschwengeln auf „Wildtiere“ schießen, die aus Zoos und Zirkusarenen ausgemustert wurden. Eine gewichtige Rolle in der Erzählung spielt Elefantenoma Bessie Bee aus dem Barnum & Bailey Circus.
    (T. C. Boyle, 1999)

Zu den Elefanten

Peter Karoshi, Zu den Elefanten, 2021
Peter Karoshi, 2021

Peter Karoshi macht sich auf den Weg Zu den Elefanten. Denn so lau­tet der Ti­tel der No­vel­le des Wie­ner Kul­tur­wis­sen­schaft­lers, His­to­ri­kers und Schrift­stel­lers, die 2021 über­ra­schend für den Deut­schen Buch­preis no­mi­niert wur­de. Mich in­te­res­siert an die­sem Text vor al­lem die Tat­sa­che, dass der Autor da­bei Be­zug nimmt auf eine his­to­risch ver­bürg­te Be­ge­ben­heit; näm­lich auf die Rei­se des Ele­fan­ten So­li­man von der ibe­ri­schen Halb­in­sel bis nach Wien, die im sech­zehn­ten Jahr­hun­dert statt­fand. Viel­leicht er­in­nert sich der eine oder die an­de­re Le­se­r¦in noch an den Ro­man Die Rei­se des Ele­fan­ten von Jo­sé Sa­ra­ma­go, des por­tu­gie­si­schen No­bel­preis­trä­gers, in dem ge­nau die­se Ele­fan­ten­rei­se er­zählt wur­de.

Ka­ro­shi ist sich der li­te­ra­ri­schen Vor­ge­schich­te durch­aus be­wusst. Sein Pro­ta­go­nist Theo spricht so­gar mit dem Sohn über den Ro­man des Por­tu­gie­sen. Die Rei­se des Ele­fan­ten kommt da­bei al­ler­dings aus Sicht des His­to­ri­kers schlecht weg:

„Ja, José Sara­mago, der war das. Aber, schau, ich habe das Buch nie gele­sen, so einen his­tori­sieren­den Scheiß kann kei­ner lesen. Das ist es ja, was einen in den Wahn­sinn treibt, dass einer eine wahre Ge­schich­te nimmt und sie völ­lig neu und falsch erfin­det!“
(Seite 79)

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Peter-Huchel-Preis 2022

Dinçer Güçyeter
Dinçer Güçyeter, 2021

Der türkisch­stäm­mige Thea­ter­ma­cher, Ver­le­ger und Ly­ri­ker Dinçer Güçyeter (42) wur­de mit dem Pe­ter-Hu­chel-Preis aus­ge­zeich­net. Den mit 10.000 Euro do­tier­ten Preis stif­ten das Land Ba­den-Würt­tem­berg und der Süd­west­­rund­­funk. Er soll die li­te­ra­ri­sche Ar­beit deutsch­spra­chi­ger Ly­ri­ke­rin­nen und Ly­ri­ker wür­di­gen. Im ver­gan­ge­nen Jahr er­hielt Mar­cel Bey­er den Preis.

Die Jury wähl­te in ih­rer Sit­zung am 28. und 29. Ja­nu­ar 2022 den im Elif Ver­lag, den Güçyeter selbst führt, er­schie­ne­nen Band „Mein Prinz, ich bin das Ghet­to“ als her­aus­ra­gen­de Neu­er­schei­nung des Jah­res 2021. In der Be­grün­dung der neun­köp­fi­gen Ju­ry heißt es:

„Dinçer Güçyeters Ge­dicht­band ‚Mein Prinz, ich bin das Ghet­to‘ ver­han­delt mit ex­pres­sio­nis­ti­scher Sprach­wucht und fein­sin­ni­ger Am­bi­va­lenz fa­mi­liä­re, so­zi­ale und kul­tu­rel­le Ver­or­tun­gen so­wie post­pa­tri­ar­cha­le Mög­lich­kei­ten einer sou­ve­rä­nen Exis­tenz.“

Ein aus­führ­li­ches Por­trait des Ly­ri­kers aus Net­te­tal fin­det man bei der Wo­chen­zeit­schrift der Frei­tag.

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