Komplette Liste aller Rezensionen seit 2002
Auf der Su­che nach Lese­stoff? Hier fin­dest Du Buch­be­spre­chun­gen mit An­spruch aber oh­ne Al­lü­ren. Ich schrei­be meist über bel­le­tris­ti­sche Ti­tel; über sol­che, die mir ge­fal­len oder auch mal nicht ge­fal­len ha­ben; manch­mal Main­stream, manch­mal ab­seits der aus­ge­tre­te­nen Pfa­de. (Per­sön­li­che Emp­feh­lun­gen und ein paar Wor­te zu die­sem Pro­jekt gibt’s ganz un­ten auf die­ser Sei­te.)

Hexensaat

Margaret Atwood, Hexensaat, 2018
Margaret Atwood, 2018

Im Jahr 2013 kün­dig­te Mar­ga­ret At­wood an, im Rah­men des Ho­garth-Sha­kes­pea­re-Pro­jekts einen Bei­trag zu lie­fern. Drei Jah­re spä­ter er­schien der Ro­man Hag-Seed der ka­na­di­schen Schrift­stel­lerin, zwei Jah­re da­nach wur­de die deut­sche Über­set­zung un­ter dem Ti­tel Hexensaat auf­ge­legt. Da­rin er­zählt At­wood die Ge­schich­te des Thea­ter­re­gis­seurs Fe­lix, eines ge­fei­er­ten Stars, der je­doch den In­tri­gen sei­nes engs­ten Mit­ar­bei­ters zum Op­fer fällt und sich zu­rück­zieht. Zwölf Jah­re spä­ter sorgt das Schick­sal da­für, dass Fe­lix Ge­le­gen­heit zur Ra­che be­kommt. Die Ro­man­ge­schich­te ist eine Adap­tion des Büh­nen­dra­mas Der Sturm von Will­iam Sha­kes­pea­re.

Bei Sha­kes­pea­re wur­de der Mai­län­der Her­zog Pros­pe­ro von sei­nem Bru­der An­to­nio hin­ter­gan­gen und ent­mach­tet. Seit­her lebt er mit sei­ner Toch­ter Mi­ran­da auf einer ein­sa­men In­sel. Als sei­ne Fein­de Jah­re spä­ter mit dem Schiff an der In­sel vor­bei­kom­men, ent­fes­selt Pros­pe­ro mit Zau­ber­kraft einen Sturm und lässt das Schiff mit dem Kö­nig von Nea­pel, des­sen Sohn und sei­nem eige­nen Bru­der, der ihn einst ver­ra­ten hat­te, auf der In­sel stran­den. Ra­che ist Blut­wurst!

→ weiterlesen

Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte

Jonas Jonasson; Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte, 2020
Jonas Jonasson, 2020

Mit Der Hun­dert­jäh­ri­ge, der aus dem Fens­ter stieg und ver­schwand ge­lang dem schwe­di­schen Autor Jo­nas Jo­nas­son vor gut zehn Jah­ren ein Erst­lings­ro­man, der aus dem Stand zum welt­wei­ten Mil­lio­nen­sel­ler wur­de. Recht­zei­tig zum Weih­nachts­ge­schäft vor zwei Jah­ren er­schien Jo­nas­sons fünf­ter Ro­man mit dem Ti­tel Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte. Er­staun­li­cher­wei­se tre­ten in die­ser Ge­schich­te gleich zwei Mas­sai auf, die bei­de eine Rech­nung in Schwe­den of­fen ha­ben: Ole Mba­tian der Jün­ge­re, ein ke­nia­ni­scher Me­di­zin­mann, und sein schwe­di­scher Adop­tiv­sohn Ke­vin Beck. Ole und Ke­vin bil­den das Zen­trum der Ge­schich­te, um das wei­te­re Per­so­nen krei­sen und die bi­zar­re Ro­man­hand­lung vo­ran­trei­ben.

Da wä­re an ers­ter Stel­le Vic­tor zu nen­nen. Vic­tor ist Ras­sist, skru­pel­lo­ser Ge­schäf­te­ma­cher und ein Ego­ma­ne, dem je­des mensch­li­che Ge­fühl fehlt. Außer­dem ist Vic­tor der leib­li­che Va­ter Ke­vins, den er mit einer Pros­ti­tu­ier­ten ge­zeugt hat.

„Er heißt Ke­vin“, sagte sie.
„Hä?“, sag­te Vic­tor.
„Er ist dein Sohn.“
„Sohn? Schei­ße, der ist doch schwarz.“
„Wenn du mich ge­nau an­siehst, geht dir viel­leicht auf, wie es da­zu kom­men konn­te.“
(Dia­log zwi­schen Ke­vins Mut­ter und Vic­tor, Sei­te 27)

→ weiterlesen

Die Analphabetin, die rechnen konnte

Jonas Jonasson; Die Analphabetin, die rechnen konnte; 2013
Jonas Jonasson, 2013

Nur ein Jahr nach­dem sein Über­ra­schungs­er­folg Der Hun­dert­jäh­ri­ge, der aus dem Fens­ter stieg und ver­schwand auf ers­ten Plät­zen der Best­sel­ler­lis­ten stand, schob Jo­nas Jo­nas­son einen zwei­ten Ro­man nach. Die Analphabetin, die rechnen konnte lan­de­te eben­falls so­fort auf den top Ver­kaufs­rän­gen des Buch­han­dels. Kein Wun­der, denn der schwe­di­sche Autor ver­ließ sich auch beim zwei­ten An­lauf auf das Er­folgs­re­zept, das sei­nen ers­ten Ro­man so er­folg­reich ge­macht hat­te. Auf eine Pro­ta­go­nis­tin näm­lich, die wie­der be­schei­den und höf­lich auf­tritt, aber ge­nau weiß, was sie will. Auf sein Ge­spür für Si­tua­tions­ko­mik. Und auf den Zau­ber des Un­wahr­schein­li­chen, des ge­ra­de­zu Ab­sur­den, das die Le­ser­schaft auf Trab hält.

Nach Allan Karls­son aus dem Hun­dert­jäh­ri­gen ist nun al­so eine Frau die Hel­din des zwei­ten Jo­nas­son-Ro­mans, Nom­be­ko Ma­ye­ki. Nom­be­ko wächst wäh­rend der Sieb­zi­ger­jah­re in So­we­to auf, einer Slum­sied­lung am Ran­de des süd­af­ri­ka­ni­schen Jo­han­nes­burg. Dank ih­rer phä­no­me­na­len Re­chen­be­ga­bung steigt das Mäd­chen von der La­tri­nen­ton­nen­trä­ge­rin in der Slum­hie­rar­chie auf und lan­det durch Zu­fall als Putz­frau bei einem al­ko­hol­kran­ken Wei­ßen, der das Atom­pro­gramm Süd­afri­kas lei­tet. Die­ser Mann ist nicht nur stän­dig be­trun­ken. Er hat auch kei­ne Ah­nung da­von, wie er sei­nem Staat eine Atom­bom­be ver­schaf­fen soll. Aber die­se Auf­ga­be über­nimmt ja nun glück­li­cher­wei­se Nom­be­ko für ihn. Er­folg­reich.

→ weiterlesen

Cookie-Hinweis