Es sind sieben Jahre vergangen, seit T. C. Boyle den Roman Hart auf Hart veröffentlicht hat. Doch im Verlauf der gesundheitlichen und gesellschaftlichen Krise um das Coronavirus während der beiden zurückliegenden Jahre, haben wir alle gelernt, uns auch mit Mitbürgern zu befassen, die zuvor ein eher wenig beachtetes Randgruppendasein fristeten: mit Wutbürgern, Leugnern, Verschwörungstheoretikern, mit Reichsbürgern und Rassisten. Genau um solche Menschen geht es in Boyles Geschichte. Ich habe sie aus diesem Blickwinkel noch einmal gelesen.
Hart auf Hart ist Boyles fünfzehnter Roman und erschien zwei Jahre nach San Miguel und ebenso zwei vor Die Terranauten.
In der Art eines Vorwortes stellt der Autor seinem Roman ein Zitat von D. H. Lawrence voran, das die Essenz der Erzählung wie eine prägnante Zusammenfassung vorwegnimmt:
Die amerikanische Seele ist ihrem Wesen nach hart, einzelgängerisch, stoisch und ein Mörder. Sie ist noch nicht geschmolzen.
(Studies in Classic American Literature, 1923)
Dreimal umgeblättert, und schon jagt uns Boyle gnadenlos – „hart auf hart“ – durch seine Story. Erst wenn wir uns durch die knapp vierhundert Textseiten hindurch gefiebert haben, bekommen wir Gelegenheit, durchzuatmen und den Stoff zu verdauen, der uns da vorgesetzt wurde.