Backflash Zufallsrezension: Jeden Sonntag eine neu & zufällig ausgewählte Buchbesprechung aus der Vergangenheit — Gute Bücher altern nicht!
Auf der Su­che nach Lese­stoff? Hier fin­dest Du Buch­be­spre­chun­gen mit An­spruch aber oh­ne Al­lü­ren. Ich schrei­be meist über bel­le­tris­ti­sche Ti­tel; über sol­che, die mir ge­fal­len oder auch mal nicht ge­fal­len ha­ben; manch­mal Main­stream, manch­mal ab­seits der aus­ge­tre­te­nen Pfa­de. (Per­sön­li­che Emp­feh­lun­gen und ein paar Wor­te zu die­sem Pro­jekt gibt’s ganz un­ten auf die­ser Sei­te.)

Hart auf Hart

T. C. Boyle, Hart auf Hart, 2015
T. C. Boyle, 2015

Es sind sie­ben Jah­re ver­gan­gen, seit T. C. Boy­le den Ro­man Hart auf Hart ver­öf­fent­licht hat. Doch im Ver­lauf der ge­sund­heit­li­chen und ge­sell­schaft­li­chen Kri­se um das Co­ro­na­vi­rus wäh­rend der bei­den zu­rück­lie­gen­den Jah­re, ha­ben wir al­le ge­lernt, uns auch mit Mit­bür­gern zu be­fas­sen, die zu­vor ein eher we­nig be­ach­te­tes Rand­grup­pen­da­sein fris­te­ten: mit Wut­bür­gern, Leug­nern, Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­kern, mit Reichs­bür­gern und Ras­sis­ten. Ge­nau um sol­che Men­schen geht es in Boy­les Ge­schich­te. Ich ha­be sie aus die­sem Blick­win­kel noch ein­mal ge­le­sen.

Hart auf Hart ist Boyles fünfzehnter Roman und erschien zwei Jahre nach San Miguel und ebenso zwei vor Die Terranauten.

In der Art eines Vor­wor­tes stellt der Autor sei­nem Ro­man ein Zi­tat von D. H. Law­ren­ce vo­ran, das die Es­senz der Er­zäh­lung wie eine prä­gnan­te Zu­sam­men­fas­sung vor­weg­nimmt:

Die ame­ri­ka­ni­sche See­le ist ih­rem We­sen nach hart, ein­zel­gän­ge­risch, sto­isch und ein Mör­der. Sie ist noch nicht ge­schmol­zen.
(Studies in Clas­sic Ame­ri­can Li­te­ra­tu­re, 1923)

Drei­mal um­ge­blät­tert, und schon jagt uns Boy­le gna­den­los – „hart auf hart“ – durch sei­ne Sto­ry. Erst wenn wir uns durch die knapp vier­hun­dert Text­sei­ten hin­durch ge­fie­bert ha­ben, be­kom­men wir Ge­le­gen­heit, durch­zu­at­men und den Stoff zu ver­dau­en, der uns da vor­ge­setzt wur­de.

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Schöne Neue Welt

Aldous Huxley, Schöne Neue Welt, 2020
Aldous Huxley, 2020

Die Erstauflage von Al­dous Hux­leys Klas­si­ker Schöne Neue Welt wur­de im Jahr 1932 auf eng­lisch ver­öf­fent­licht. Die Li­te­ra­tur­in­sti­tu­tion Mo­dern Li­bra­ry wähl­te den Ro­man 1998 auf Platz fünf der bes­ten eng­lisch­spra­chi­gen Ro­ma­ne des 20. Jahr­hun­derts. Der an­de­re gro­ße dys­to­pi­sche Klas­si­ker der Epo­che, 1984 von Geor­ge Or­well, er­schien sieb­zehn Jah­re spä­ter und be­legt Platz 13 die­ser Bes­ten­lis­te. Wer so wie ich die Brave New World noch in einer zer­schlis­se­nen Schul­aus­ga­be im Re­gal ste­hen hat, wird sich wahr­schein­lich über die in einer Son­der­aus­ga­be er­schie­ne­nen präch­tig auf­ge­mach­ten und il­lus­trier­ten Neu­auf­la­ge in deut­scher Spra­che und in klas­si­scher Fa­den­hef­tung freu­en. Eine Aus­ga­be für die Ewig­keit.

Der Ti­tel der Er­zäh­lung be­zieht sich übri­gens auf Wil­liam Sha­kes­pea­res Büh­nen­dra­ma Der Sturm und reiht sich so­mit naht­los an mei­ne vor­an­ge­gan­ge­ne Buch­be­spre­chung von Mar­ga­ret At­woods He­xen­saat an.

„O, Wun­der! Wie vie­le herr­li­che Ge­schöp­fe es hier gibt! Wie schön der Mensch ist! O schö­ne neue Welt, die sol­che Bür­ger trägt!“
(Miran­da, als sie auf ih­rer ein­sa­men In­sel die Be­kannt­schaft der Schiff­brü­chi­gen macht)

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Weltbuchtag 2022

Weltbuchtag: Diada de Sant Jordi
Der Georgstag ist Weltbuchtag

La Diada de Sant Jordi (ka­ta­la­nisch) | el Día de San Jorge (kas­ti­lisch) | der Fei­er­tag des Hei­li­gen Georg wird in Ka­ta­lo­nien als Tag seines Schutz­pa­trons, des Hei­li­gen Ge­orgs von Kap­pa­do­kien, des he­roi­schen Dra­chen­tö­ters* und christ­li­chen Schutz­hei­li­gen, am 23. April je­den Jah­res ge­fei­ert. Der 23. April 303 gilt näm­lich als Tag der Fol­te­rung und Hin­rich­tung Ge­orgs von Kap­pa­do­kien.

Der re­li­giö­se Ge­denk­tag fällt mitt­ler­wei­le zu­sam­men mit dem Dia del Llibre i la Fira de les Roses (ka­ta­la­nisch) | Tag des Bu­ches und Fest der Ro­sen. Das Da­tum wird in Ka­ta­lo­nien als Tag der Ver­lieb­ten be­gan­gen. Schon im 15. Jahr­hun­dert war es Brauch, der Herz­da­me eine Ro­se zu schen­ken, „ver­mella com la sang“ (ka­ta­la­nisch) | „rot wie das Blut“.
Seit Ende der Neun­zehn­hun­dert­zwan­zi­ger­jah­re be­gan­nen die Da­men da­mit, sich für Ro­sen bei ih­ren Rit­tern mit Buch­ge­schen­ken zu re­van­chie­ren. Im Jahr 1930 leg­te die Cambra del Llibre de Cata­lunya, eine Un­ter­neh­mer­ver­eini­gung von He­raus­ge­bern, Dru­ckern und Buch­händ­lern, schließ­lich den 23. April als Ge­denk­tag des Bu­ches fest. Das Da­tum fällt auf die To­des­ta­ge von Sha­kes­pea­re und Cer­van­tes** und ist außer­dem Ge­burts- oder Ster­be­tag meh­re­rer wei­te­rer welt­weit be­kann­ter Schrift­stel­ler.

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