Deutscher Buchpreis 2022

Deutscher Buchpreis 2022 für Kim de l'Horizon
Kim de l’Horizon 2022

Der mit 25.000 Euro do­tier­te Preis des Deut­schen Buch­han­dels geht die­ses Jahr an eine Schwei­zer gen­der­flu­ide, nicht­bi­nä­re Per­son, die un­ter dem Pseu­do­nym Kim de l’Horizon (30) schreibt. Sie er­hält den Preis für ih­ren Erst­lings­ro­man Blutbuch. Die Ver­lei­hung des Prei­ses wur­de am Mon­tag der ver­gan­ge­nen Wo­che im Kai­ser­saal des Frank­fur­ter Rö­mers zum Auf­takt der jähr­li­chen Buch­mes­se be­kannt ge­ge­ben.

Deutscher Buchpreis 2022 – Die Begründung der Jury zu ihrer Wahl lautete:

„Mit einer enor­men krea­ti­ven Ener­gie sucht die non-bi­nä­re Er­zähl­fi­gur in Kim de l’Ho­ri­zons Ro­man Blut­buch nach einer eige­nen Spra­che. Wel­che Nar­ra­ti­ve gibt es für einen Kör­per, der sich den her­kömm­li­chen Vor­stel­lun­gen von Ge­schlecht ent­zieht?
Fix­punkt des Er­zäh­lens ist die eige­ne Groß­mut­ter, die ‚Groß­meer‘ im Bern­deut­schen, in de­ren Oze­an das Kind Kim zu er­trin­ken droh­te und aus dem es sich jetzt schrei­bend frei­schwimmt.
Die Ro­man­form ist da­bei in ste­ter Be­we­gung. Je­der Sprach­ver­such, von der plas­ti­schen Sze­ne bis zum es­say­ar­ti­gen Me­moir, ent­fal­tet eine Dring­lich­keit und li­te­ra­ri­sche In­no­va­tions­kraft, von der sich die Ju­ry pro­vo­zie­ren und be­geis­tern ließ.

Im vergangenen Jahr war der Deutsche Buchpreis an die Potsdamer Schriftstellerin Antje Rávik Strubel gegangen.

Deutscher Buchpreis 2022 – Stimmen zur Preisverleihung 2022

  • Alexander Solloch, NDR-Kultur, 22.10.2022
    „Die Jury­vor­sit­zende Miriam Zeh hat zumin­dest ange­deu­tet, dass es durch­aus nicht unbe­dingt eine ein­hel­lige Ent­schei­dung gewe­sen ist. Ich schätze schon, dass da in der Jury sehr gestrit­ten wor­den ist. […] Es ist das erste Mal im deutsch­spra­chi­gen Raum, dass eine non-bi­näre Per­son einen gro­ßen, wich­ti­gen Lite­ratur­preis bekommt. […] Das war eine sehr starke Short­list. Alle sechs Titel hät­ten den Preis ver­dient gehabt. […] Aber das ‚Blut­buch‘ ist eben so gewagt, so expe­rimen­tier­freu­dig. […] Übri­gens – das muss man immer dazu sagen, dass bloß kei­ner zurück­schreckt, weil ich gesagt habe expe­rimen­tier­freu­dig, gewagt –: Es ist von vorne bis hin­ten ein sehr gut les­ba­res Buch. Eine gute Ent­schei­dung.“
  • Daniel Arnet, Blick.ch, 22.10.2022
    „Ein muti­ger Ent­scheid, ein muti­ger Auf­tritt: Mit Schminke, Schmuck und Schnauz tritt Kim de l’Hori­zon auf die Bühne und sagt erst einmal ‚wow!‘. Dann fol­gen ein paar trä­nen­rei­che Dan­kes­worte an die Mut­ter und ein engli­sches Lied. Schliess­lich zückt de l’Hori­zon einen Rasier­appa­rat und, ritsch, ratsch!, sind die Kopf­haare weg – aus Soli­dari­tät mit den Frauen im Iran. […] ‚Meine Mut­ter­spra­che ist das Reden‘, sagt die Haupt­fi­gur Kim im Roman. ‚Meine Vater­spra­che ist das Schwei­gen. Und meine eigene Spra­che sind Zun­gen, und meine Zun­gen trop­fen, tröp­feln, ver­schwim­men, strö­men, wur­zeln, flies­sen.‘ Flies­sende Schreibe, ‚Ecri­ture fluide‘, nannte das de l’Horizon in einem Zei­tungs­por­trät. Tat­säch­lich ist in die­sem Buch alles im Fluss, alles stän­dig in Bewe­gung, nichts lässt sich grei­fen. Doch trotz flies­sen­der Über­gänge von Ge­schich­te zu Gedicht, Liste zu Pro­to­koll, Dia­log zu Brief liest sich das Buch erstaun­lich flüs­sig.“
  • Anna Schneider, Welt, 25.10.2022
    „Kim de l’Hori­zon hat den Buch­preis bekom­men und alles daran ist fan­tas­tisch […] Mit Kim de l’Hori­zon hat erst­mals eine non­bi­näre Per­son den Deut­schen Buch­preis bekom­men. Seit­dem wird sie von Hass über­flu­tet. Das geht auch auf das Konto der woken Blase, die mit dem Schü­ren nega­ti­ver Gefühle ein neues Spie­ßer­tum heran­gezo­gen hat.“
  • Arno Frank, SPIEGEL Kultur, 20.10.2022
    „Poli­tisch, schmerz­haft, zäh: Mit ‚Blut­buch‘ wird die Ge­schich­te einer non-binä­ren Erzähl­fi­gur aus­gezeich­net. Einige ätzen, damit feiere sich ein eli­tä­res Estab­lish­ment selbst. Aber eine Jury ist eben kein Pub­likums­preis.“
  • Stefan Härtel, Bookster HRO, 18.10.2022
    (Kurze aber aufschlussreiche Romanbesprechung beim Bloggerkollegen aus Rostock)

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