Alberto Moravia

Alberto MoraviaAlberto Moravia († 1990 im Alter von 83) war ein römi­scher Schrift­stel­ler, des­sen bei­de gro­ßen The­men – Se­xus und Geld – in der ers­ten Hälf­te des 20. Jahr­hun­derts Auf­se­hen er­reg­ten und wie nicht an­ders zu er­war­ten vom fa­schis­ti­schen Staat in­di­ziert und von der rö­mi­schen Kir­che heftig bekämpft wur­den. Mo­ra­vias Ro­ma­ne ha­ben mich in mei­ner Ju­gend­zeit eben­so scho­ckiert wie an­ge­zo­gen. Denn die­se Art von Li­te­ra­tur, tabu­los frei­zü­gig und zugleich dis­tan­ziert, sezie­rend objek­tiv, war mir bis da­hin un­be­kannt. Ich ma­che mich nun, im Som­mer 2022, auf eine re­tro­spek­ti­ve Tour durch einige der Ro­ma­ne Mo­ra­vias, die seit über vier­zig Jah­ren in mein­em Bü­cher­re­gal ste­hen:

Alberto Moravia – Eine voll­stän­di­ge Bib­lio­gra­fie Alberto Mora­vias fin­det man zum Bei­spiel in der Wiki­pe­dia.

Alberto Moravia – Biografisches

Der Schrift­stel­ler stammte aus einer wohl­haben­den römi­schen Fami­lie. Sein Vater war erfolg­rei­cher Archi­tekt und Maler aus Vene­dig. Alberto hatte zwei Schwes­tern und einen Bru­der. Der Nach­name der Fami­lie lau­tete in Wirk­lich­keit Pin­cher­le. Den „Mora­via“, latei­ni­sche Bezeich­nung von Mäh­ren, legte sich Alberto spä­ter in Anleh­nung an den Fami­lien­na­men der Groß­mut­ter väter­licher­seits zu.

Als Neun­jäh­ri­ger erkrankte Alberto an Kno­chen­tuber­ku­lose. Wäh­rend lan­ger Sana­torien­auf­ent­halte begann der Junge, viel zu lesen. Im Alter von acht­zehn schrieb er bereits an sei­nem viel beach­te­ten Erst­ling Die Gleichgültigen, den er im Jahr 1929 auf eigene Kos­ten dru­cken ließ. Als Anti­fa­schist erhielt Mora­via in den Drei­ßi­gern Schreib­ver­bot und ver­lor seine Arbeit als Jour­na­list. Doch auf der Flucht vor den Scher­gen des Mus­so­li­ni-Re­gi­mes begann er im Exil auf Capri erneut zu schrei­ben.

Bedeutung und Rezeption

Nach Kriegs­ende – sein Vermögen hatte er verloren und jahrelang in Armut gelebt – wurde Mora­via poli­tisch und lite­ra­risch eine der wich­tigs­ten und ein­fluss­reichs­ten Per­sön­lich­kei­ten Ita­liens. Seit­her zäh­len seine Schrif­ten zu den bedeu­tends­ten Wer­ken des kri­ti­schen Neo­libe­ralis­mus. Sie sind Spie­gel des bür­ger­li­chen Lebens im Ita­lien des 20. Jahr­hun­derts. Mora­via war in den Jahr­zehn­ten nach dem Zwei­ten Welt­krieg der meist­gele­sene ita­lie­ni­sche Autor und auch inter­natio­nal aner­kann­ter Reprä­sen­tant der Lite­ra­tur Ita­liens. Seit den Sech­zi­gern gal­ten seine Texte als Pro­voka­tion der öffent­li­chen Moral, die sich aus der Kon­zen­tra­tion auf den Kör­per und seine Per­ver­sio­nen ergab; die eine Ent­lar­vung des Bür­ger­tums und die Befrei­ung des Kör­per­li­chen von der Moral der Kir­che errei­chen wollte. Lite­ratur­kri­ti­ker maßen Mora­via einen gera­dezu sakra­len Stel­len­wert bei.

Das bedeu­tet jedoch nicht, dass seine Romane nun von den Ins­titu­tio­nen bes­ser auf­genom­men wor­den wären. Denn seine Texte gal­ten nach wie vor als anstö­ßig. 1952 hatte die Kon­gre­ga­tion des Hei­li­gen Offi­zi­ums in Rom sein gesam­tes Werk auf den Index gesetzt. 1961 erhielt er eine Anklage wegen Por­no­gra­fie in La Noia. Sogar noch Ende der 70er-Jahre wurde sei­n Roman Desideria be­schlag­nahmt.

Trotz allem: Alberto Mora­via erhielt fünf­zehn Nomi­nie­run­gen für den Lite­ratur­nobel­preis, ver­lie­hen wurde er ihm aller­dings nie. Doch viele sei­ner Romane wur­den von nam­haf­ten Regis­seu­r¦in­nen ver­filmt: von Luigi Zampa, Vitto­rio De Sica, Ber­nardo Berto­lucci, Doris Dörrie und Jean-Luc Godard.

Zuletzt wurde Moravia zum Abge­ord­ne­ten der Kom­munis­ti­schen Partei Ita­liens und ver­trat wäh­rend der letz­ten fünf Jahre sei­nes Lebens die Par­tei im Euro­pa­par­la­ment.

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Im September 1980 erschien im Playboy ein Interview mit Alberto Moravia, das André Müller mit ihm führte.

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Fußnote:

*) Angaben zu Erscheinungsjahren und Verlagen der Erstausgaben kann man auf einer Liste nachsehen, die W. Körgler im Jahr 2018 zusammengestellt hat: Titelliste italienischer Literatur in deutscher Übersetzung (Erstveröffentlichungen) 1940-2017 (PDF)

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