Bücher, die mit Preisen ausgezeichnet werden, sind – vor allem dann, wenn sie aus den Federn bis dahin wenig bekannter Autoren stammen – der aufmerksamen Kritik aller etablierten Rezensoren in besonderem Maße ausgesetzt. Dies gilt auch für Die Mittagsfrau von Julia Franck, die für ihren Roman den Deutschen Buchpreis 2007 erhalten hat.
Im Blätterwald der Feuilletons von der FAZ bis zur Zeit werden der Autorin stilistische Schwächen und der Hang zu Geschwülst in der Formulierung bescheinigt. Das Niveau, das Franck auf den ersten Seiten erreiche, so heißt es, flache mit zunehmender Handlung immer mehr ab. Die Figuren seien überzeichnet, das Vokabular aufbauschend. Solch institutionalisiertes Infragestellen erlaube ich mir einmal zu relativieren. Es mag ja sein, dass Frau Franck hohem stilistischen Anspruch in ihrem Roman nicht durchgängig gerecht wird. Allerdings halte ich es durchaus für legitim, das Hauptaugenmerk der Leserschaft auf die Leistung der Autorin zu lenken, die an ganz anderer Stelle als der formalen zu suchen ist.