Meine ganz persönlichen Lesempfehlungen
Auf der Su­che nach Lese­stoff? Hier fin­dest Du Buch­be­spre­chun­gen mit An­spruch aber oh­ne Al­lü­ren. Ich schrei­be meist über bel­le­tris­ti­sche Ti­tel; über sol­che, die mir ge­fal­len oder auch mal nicht ge­fal­len ha­ben; manch­mal Main­stream, manch­mal ab­seits der aus­ge­tre­te­nen Pfa­de. (Per­sön­li­che Emp­feh­lun­gen und ein paar Wor­te zu die­sem Pro­jekt gibt’s ganz un­ten auf die­ser Sei­te.)

Die Mittagsfrau

Die Mittagsfrau
Julia Franck, 2007

Bücher, die mit Preisen ausgezeichnet werden, sind – vor allem dann, wenn sie aus den Federn bis dahin wenig bekannter Autoren stammen – der aufmerksamen Kritik aller etablierten Rezensoren in besonderem Maße ausgesetzt. Dies gilt auch für Die Mittagsfrau von Julia Franck, die für ihren Roman den Deutschen Buchpreis 2007 erhalten hat.

Im Blätterwald der Feuilletons von der FAZ bis zur Zeit werden der Autorin stilistische Schwächen und der Hang zu Geschwülst in der Formulierung bescheinigt. Das Niveau, das Franck auf den ersten Seiten erreiche, so heißt es, flache mit zunehmender Handlung immer mehr ab. Die Figuren seien überzeichnet, das Vokabular aufbauschend. Solch institutionalisiertes Infragestellen erlaube ich mir einmal zu relativieren. Es mag ja sein, dass Frau Franck hohem stilistischen Anspruch in ihrem Roman nicht durchgängig gerecht wird. Allerdings halte ich es durchaus für legitim, das Hauptaugenmerk der Leserschaft auf die Leistung der Autorin zu lenken, die an ganz anderer Stelle als der formalen zu suchen ist.

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Tannöd

Tannöd
Andrea Maria Schenkel, 2006

Die Über­ra­schungs­au­to­rin An­drea Ma­ria Schen­kel wur­de für ih­ren Erst­lings­kri­mi Tannöd mit dem Deut­schen Kri­mi Preis 2007 aus­ge­zeich­net. Auch den Fried­rich-Glau­ser-Preis und den Co­ri­ne-Preis hat sie für den 125 Sei­ten kur­zen Ro­man er­hal­ten. Die Flut der Aus­zeich­nun­gen ist ganz ge­wiss be­rech­tigt.

Die Hand­lung setzt nach En­de des zwei­ten Welt­krie­ges ein, nach einem Mord­mas­sa­ker, dem drei Ge­ne­ra­tio­nen einer Fa­mi­lie samt der Haus­magd zum Op­fer ge­fal­len sind. Al­le sechs Op­fer hat­ten auf einem ein­sa­men Bau­ern­hof ir­gend­wo in der ba­ye­ri­schen Pro­vinz ge­lebt. Das En­de der Ge­schich­te ist er­reicht, als der Tä­ter we­ni­ge Wo­chen nach der Tat ge­ra­de An­stal­ten macht, sich selbst das Le­ben zu neh­men.

Außer­ge­wöhn­lich sind Hin­ter­grün­de und Her­gang der Mord­tat bei­lei­be nicht. Dies stellt man rasch fest, wenn man Fak­ten re­sü­miert, die man im Lau­fe der Lek­tü­re des Bänd­chens auf­ge­nom­men hat. We­der ein psy­chisch de­for­mier­tes Mör­der­mons­ter, noch eine aus­ge­feil­te Ver­ket­tung von Um­stän­den hat die­ser Kri­mi zu bie­ten.
„Ein Aller­welts­fall!“, könn­te man also aus kri­mi­no­lo­gi­scher Sicht­wei­se kon­sta­tie­ren. Und das ist er auch: ein Fall aus ganz rea­len Ge­richts­ak­ten der Neun­zehn­zwan­zi­ger­jah­re. Er­fa­hre mehr da­rü­ber in der Fuß­no­te.¹

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Harry Potter und die Heilig­tümer des Todes

Harry Potter and the Deathly Hallows | Harry Potter und die Heiligtümer des Todes
Joanne K. Rowling, 2007

Wie soll das nur gut ge­hen? Eine völ­lig un­be­kann­te Schrift­stel­le­rin er­zielt mit drei oder vier Ro­man­fol­gen um einen ver­wais­ten Jung­zau­be­rer einen un­er­war­te­ten, gran­dio­sen Pu­bli­kums­er­folg. Die Auto­rin wird ins Ram­pen­licht der Öf­fent­lich­keit ge­zerrt. Sie ver­sucht, im An­schluss an den An­fangs­er­folg – mit An­sa­gen und un­ter selbst auf­er­leg­ter Li­mi­tie­rung auf ins­ge­samt sie­ben Bände -, das gan­ze mun­ter zu­sam­men­fa­bu­lier­te To­hu­wa­bo­hu fol­ge­rich­tig auf­zu­lö­sen. Ziem­lich ge­nau zehn Jah­re nach dem Be­ginn liegt jetzt die Num­mer sie­ben der Se­rie, der an­ge­kün­dig­te Ab­schluss­ro­man vor: Har­ry Pot­ter und die Hei­lig­tü­mer des To­des. Mit ih­rem Text steht auch Jo­an­ne K. Row­ling selbst auf dem Prüf­stand. – Top oder Flop?

Die Mei­nun­gen des Pub­li­kums klaff­ten weit aus­ein­an­der, längst be­vor Harry Pot­ter und die Hei­lig­tü­mer des To­des ver­öf­fent­licht wur­de. Vie­le Le­ser be­stä­tig­ten der ers­ten Hälf­te der Ro­man­se­rie ho­hen Un­ter­hal­tungs­wert. Sie be­män­gel­ten je­doch den Fort­gang der Ge­schich­te in den Bän­den fünf und sechs. So man­chem er­schie­nen die Ver­su­che der Auto­rin zu ge­stelzt, die Hand­lungs­hin­ter­grün­de zu­sam­men­zu­füh­ren. Auch mir hat­te der sechs­te Roman, Har­ry Pot­ter und der Halb­blut­prinz, nicht beson­ders ge­fal­len.

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