Harry Potter und der Gefangene von Askaban

Joanne K. Rowling, Harry Potter und der Gefangene von Askaban, 1999
Joanne K. Rowling, 1999

Im Juli vor zwan­zig Jah­ren ge­lang­te die drit­te Ro­man­fol­ge um den eng­li­schen Jung­zau­be­rer in den Ver­kauf. Harry Potter und der Gefangene von Askaban star­te­te in Groß­bri­tan­ni­en mit einer Auf­la­ge von knapp einer Vier­tel­mil­lion. Die deut­sche Über­set­zung er­schien be­reits einen Mo­nat spä­ter, lan­de­te al­ler­dings erst nach drei Jah­ren auf dem Spit­zen­platz der Best­sel­ler­lis­ten. Der Har­ry-Pot­ter-Hype soll­te sich hier­zu­lan­de erst mit dem neu­en Jahr­tau­send rich­tig ent­fal­ten. Doch auch in sei­nem Mut­ter­land star­te­te Har­ry Pot­ter erst im Jahr 2000 mit Voll­gas durch: Vom Fol­ge­band vier, Har­ry Pot­ter und der Feu­er­kelch, ver­kauf­ten sich al­lein schon am Er­schei­nungs­tag mehr Bü­cher, als die ge­sam­te Start­auf­la­ge des Ge­fan­ge­nen von As­ka­ban be­trug.

Auch hin­sicht­lich des Text­um­fangs legte sich Joanne K. Row­ling erst mit Band vier rasant ins Zeug. Waren die drei ers­ten (engli­schen) Pot­ter-Ro­mane mit 223, 251 und 317 Seiten noch ver­hält­nis­mä­ßig schlank, folg­ten die Bände vier mit 636, fünf mit 766 sowie sechs und sie­ben mit jeweils 607 Buch­sei­ten; also stets mit gut dem dop­pel­ten Umfang. Der Grund dafür ist leicht zu erken­nen. Denn waren die drei ers­ten Romane noch echte Kin­der­bü­cher mit stets glei­chem Ablauf­schema, so begann die Auto­rin mit Band vier, die Ge­schich­te ziel­stre­big auf ein stim­mi­ges Ende hin zu ent­wi­ckeln.

Worum geht es beim Gefangenen von Askaban?

Die Zau­berer­welt ist alar­miert! Ein gewis­ser Sirius Black ist aus dem Gefäng­nis aus­gebro­chen und scheint sich auf Harry Pot­ters Fer­sen zu hef­ten. Die­ser Black war über zehn Jahre in Aska­ban ein­geses­sen, weil er einst die Fami­lie Pot­ter an den dunk­len Lord Vol­de­mort ver­ra­ten hatte, so heißt es. Es ist also zu befürch­ten, dass er nun einen Schluss­punkt set­zen und mit Harry den Letz­ten der Pot­ters umbrin­gen will.

Um dies zu ver­hin­dern, lässt das Zau­berei­minis­te­rium das Schul­ge­lände von Hog­warts von Demen­to­ren bewa­chen. Das sind schau­der­hafte Schat­ten­we­sen, die alle Men­schen – ob Magier oder Mug­gel – allein durch ihre Anwe­sen­heit in tiefste Ver­zweif­lung ver­set­zen.

Doch trotz aller Vor­sichts­maß­nah­men gelingt es Sirius Black zuletzt, Harry, Her­mine und Ron in seine Gewalt zu brin­gen. Doch dann kommt alles doch ganz anders als befürch­tet. Mehr mag ich hier nicht ver­ra­ten. Aber wer es den­noch genauer wis­sen möchte, kann das Ende der Ge­schich­te im Spoi­ler nach­le­sen:

Spoiler aufklappen

Tat­säch­lich ver­schleppt Sirius Black den armen Ron durch einen unter­irdi­schen Gang in eine unbe­wohnte Hütte außer­halb des Schloss­gelän­des. Her­mine und Harry set­zen den bei­den nach. In der Hütte tref­fen sie auf Ron, Black und auf den Leh­rer für Ver­tei­di­gung gegen die dunk­len Künste, Remus Lupin. Es stellt sich her­aus, dass sich Black und Lupin aus ihrer eige­nen Schul­zeit ken­nen. Mehr noch: Beide waren sie damals die bes­ten Freunde von Har­rys Vater, James Pot­ter.

Die Geschichte von Moony, Krone, Tatze und Wurms­chwanz

Weil Lupin alias „Moony“ ein Wer­wolf war, ver­wan­del­ten sich seine Schul­freunde James alias „Krone“ und Sirius alias „Tatze“ in Tier­ge­stalt, um dem Freund in sei­nen schwe­ren Voll­mond­stun­den bei­ste­hen zu kön­nen, ohne selbst dabei Scha­den zu neh­men. Ein vier­ter Freund war damals eben­falls in Tier­ge­stalt dabei, näm­lich ein gewis­ser Peter Petti­grew, „Wurm­schwanz“, in Gestalt einer Ratte. Nie­mand wusste davon, dass James Pot­ter, Remus Lupin, Sirius Black und Petti­grew sich als soge­nannte Ani­magi in Tiere ver­wan­deln konn­ten; nicht ein­mal der Schul­lei­ter Dum­ble­dore.

Doch als sich dann Jahre später der dunkle Lord Vol­de­mort auf die Fährte der Pot­ters setzte, wurde James von einem sei­ner Freunde ver­ra­ten. Damals hieß es, Black habe sei­nen Schul­freund an den bösen Zau­be­rer aus­gelie­fert und erst den Mord an James und Lily Pot­ter ermög­licht. Dafür hatte Sirius Black zwölf Jahre im Zau­berer­gefäng­nis Aska­ban abge­ses­sen, bevor es ihm schließ­lich gelang, aus­zubre­chen und in Hog­warts ein­zudrin­gen.

Aller­dings wur­den die Pot­ters damals gar nicht von Black son­dern von Petti­grew ver­ra­ten. Die­ser hatte danach sei­nen eige­nen Tod vor­ge­täuscht und den Freund Black so ans Mes­ser gelie­fert. Dies hatte nun Sirius Black heraus­gefun­den und kam nach Hog­warts, um den Ver­rä­ter Petti­grew zu ent­lar­ven.

In der unbe­wohn­ten Hütte zwin­gen Lupin und Black den fal­schen Freund Peter zum Geständ­nis. Ja, denn auch Petti­grew ist anwe­send. Und zwar in Gestalt der Ratte Krätze, die Ron seit Jah­ren als Haus­tier beglei­tet hatte. Krätze wird gezwun­gen, sich in die mensch­li­che Gestalt Peter Petti­grews zurück­zuver­wan­deln und zu geste­hen.

Die Flucht des Verräters

Ausge­rech­net als nun Petti­grew abge­führt wer­den sollte, um an der Schule sei­ner Strafe ent­ge­gen zu sehen und den unschul­di­gen Sirius Black zu ent­las­ten, ver­wan­delt sich Lupin wie­der mal in einen Wer­wolf. Im Getüm­mel gelingt es Petti­grew, sich erneut in Rat­ten­ge­stalt zu ver­wan­deln und zu flie­hen.

Der­weil nähern sich die schreck­li­chen Demen­to­ren und bedro­hen die Leben von Her­mine, Harry und Sirius. Im aller­letz­ten Augen­blick wer­den die drei durch einen mäch­ti­gen Zau­ber in Gestalt eines sil­ber­nen Hir­sches vor dem sicher schei­nen­den Tod geret­tet. Harry ist über­zeugt davon, dass die­sen Hirsch sein womög­lich doch nicht ver­stor­be­ner Vater her­auf beschwo­ren hat.

Doch alles nützt nichts: Da Sirius Black nun nicht mehr durch ein Geständ­nis des wah­ren Ver­rä­ters ent­las­tet wer­den kann, erwar­tet ihn ein grau­samer Tod durch den Kuss eines Demen­to­ren, einer üblen Hin­rich­tungs­me­thode der Zau­berer­welt.

Rettung im zweiten Anlauf

Doch der Schul­lei­ter Dum­ble­dore erkennt die wah­ren Hin­ter­gründe und schickt Her­mine und Harry auf Zeit­reise, drei Stun­den in die Ver­gan­gen­heit. Dabei sieht sich Harry selbst – also sein zwei­tes Ich – am Rande des Todes im Klam­mer­griff der Demen­to­ren und schickt den sil­ber­nen Hirsch zur Ret­tung von Her­mine, Sirius und sei­ner selbst. Es war also nicht sein Vater son­dern er selbst, der den mäch­ti­gen Schutz­zau­ber aus­spricht.

Außer­dem gelingte Harry und Her­mine, auch Sirius Black noch recht­zei­tig aus der Gefan­gen­schaft zu befreien und ihm die Flucht zu ermög­li­chen. Auf den letz­ten Drü­cker keh­ren die bei­den wie­der in die Gegen­wart und zu einem Happy End zurück.

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Harry Potter und der Gefangene von Askaban – Einordnung & Bewertung

Im ersten Roman­band, Harry Pot­ter und der Stein der Wei­sen, prä­sen­tierte Frau Row­ling der stau­nen­den Leser­schaft die Ge­schich­te eines Jun­gen, der an sei­nem elf­ten Geburts­tag erfährt, dass er Zau­ber­kräfte besitzt und auf eine Schule für Hexen und Magier gehen soll. Wir wer­den mit der Welt der Zau­berer kon­fron­tiert und ler­nen mit Harry Pot­ter Schritt für Schritt, was die Welt von uns nor­mal­sterb­li­chen Mug­gel von denen der magi­schen Gemein­schaft unter­schei­det. Und wir erle­ben einen ers­ten Ver­such des geschwäch­ten Lord Vol­de­mort, zurück an die Macht zu gelan­gen.

Die zweite Roman­folge, Harry Pot­ter und die Kam­mer des Schre­ckens, bringt uns mehr Wis­sens­wer­tes über die Zau­berer­gemein­schaft. Einer­seits gibt es da dün­kel­hafte dunkle Magier, die die Rein­heit des magi­schen Blu­tes über alles andere stel­len und Mug­gel­stäm­mige als Schlamm­blü­ter beschimp­fen. Auf der ande­ren Seite ste­hen die Welt­offe­nen, für die Hexen und Zau­be­rer nicht an der Rein­heit ihres Blu­tes son­dern an ihren magi­schen Fähig­kei­ten gemes­sen wer­den.

Im drit­ten Anlauf erfah­ren wir nun Erstaun­li­ches über die Fami­lie Harry Pot­ters; über die Freunde um James, Har­rys Vater; die Feind­schaft mit Seve­rus Snape. Über die Hin­ter­gründe, die zum Mord an Har­rys Eltern führ­ten. Und die Tat­sa­che, dass Harry seit die­sem Mord einen Paten hat, den seine Eltern für ihn aus­ge­wählt hat­ten.

Überraschung!

Tat­säch­lich ist es der Auto­rin gelun­gen, den bei­den außer­ordent­li­chen Ein­stiegs­bän­den eine dritte Folge nach­zuschie­ben, die den ers­ten bei­den in Nichts nach­steht. Der Gefan­gene von Aska­ban ist min­des­tens so span­nend wie seine Vor­gän­ger. Das über­ra­schende Ele­ment der Ret­tung im zwei­ten Anlauf, mit dem die Ge­schich­te endet und das oben im Spoi­ler erzählt wird, setzt dem Fass noch die Krone auf. Für meine Kin­der und für mich war und ist der dritte Roman der Serie der beste. Was viel­leicht auch daran lie­gen mag, dass er noch nicht ganz so düs­ter daher­kommt wie die fol­gen­den vier Bände.

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Hat Dir diese Buch­bespre­chung gefal­len? Dann inte­res­sierst Du Dich viel­leicht auch für meine Rezen­sio­nen zu den ande­ren sechs Harry-Pot­ter-Roma­nen? Du fin­dest sie auf mei­ner Auto­ren­seite über Joanne K. Row­ling.

Fazit:

Harry Potter und der Gefangene von Askaban ist womög­lich der beste der sie­ben Roman­bän­de Joanne K. Row­lings, die sich um den Nach­wuchs­zau­be­rer Harry und seine Freunde dre­hen. Doch Inte­res­sier­te soll­ten den­noch nicht auf die Idee ver­fal­len, die Lek­türe mit die­ser drit­ten Folge zu begin­nen. Denn auch wenn die Auto­rin erneut vie­les von dem wie­der­holt, was zum Ver­ständ­nis unab­ding­bar ist, so kommt die Leser­schaft trotz­dem nur dann in den vol­len Genuss der Erzäh­lung, wenn sie bereits die bei­den Vor­gän­ger­bände gele­sen hat.

Für ihre erstaun­li­che Ideen­viel­falt und für ihren rasan­ten Erzähl­stil bekommt Frau Row­ling für die Aska­ban-Ge­schich­te satte vier von fünf mög­li­chen Ster­nen. Die vol­len fünf hat sie wirk­lich nur knapp ver­fehlt.

Joanne K. Rowling: Harry Potter and the Prisoner of Askaban
| Harry Potter und der Gefangene von Askaban
🇬🇧 Bloomsbury Publishing, 1999
🇩🇪 Carlsen Verlag, 1999

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