
Das Romandebüt von Leonie Swann, einer jungen, deutschsprachigen Autorin, hat sich viele Wochen lang festgesetzt in den Bestsellerlisten des Buchhandels: Glennkill. Ich will einmal beleuchten, welche Qualitäten diesem „Schafskrimi“ zu derartig enormer Beachtung verhelfen. Denn obwohl internationale Vorabkritiken das Buch teilweise hymnisch feierten, gab es im Nachhinein doch auch eine ganze Menge negativer Bewertungen. Offenbar polarisiert der Roman die Leserschaft in hohem Maße.
Woran das liegt, lässt sich bereits anhand des Umschlagaufdruckes erklären. Über den Titel Glennkill kann man sich schon nach wenigen Seiten amüsieren, wenn man erfährt, dass in der irischen Ortschaft gleichen Namens ein Schäfer namens George Glenn ermordet wurde. Humorige Randnotizen auf diesem Niveau ziehen sich durch die Geschichte wie ein roter Faden.
Der Untertitel jedoch, Ein Schafskrimi, erzeugt bei vielen Lesern eine Erwartungshaltung, der die Autorin nicht gerecht wird, womöglich sogar nicht einmal gerecht werden wollte. Der Untertitel suggeriert nämlich spannende Mörderjagden, brilliante kriminalistische Schlussfolgerungen, gekonnt gelegte falsche Spuren, möglicherweise rasante Actionszenen. Jedenfalls aber ein unerwartetes und dennoch plausibles Ende in Form der Enttarnung eines brutalen Mordgesellen. Diese Bestandteile klassischer Kriminalromane hat Glennkill nicht zu bieten. Es ist schlicht und einfach kein Krimi.



