Backflash Zufallsrezension: Jeden Sonntag eine neu & zufällig ausgewählte Buchbesprechung aus der Vergangenheit — Gute Bücher altern nicht!
Auf der Su­che nach Lese­stoff? Hier fin­dest Du Buch­be­spre­chun­gen mit An­spruch aber oh­ne Al­lü­ren. Ich schrei­be meist über bel­le­tris­ti­sche Ti­tel; über sol­che, die mir ge­fal­len oder auch mal nicht ge­fal­len ha­ben; manch­mal Main­stream, manch­mal ab­seits der aus­ge­tre­te­nen Pfa­de. (Per­sön­li­che Emp­feh­lun­gen und ein paar Wor­te zu die­sem Pro­jekt gibt’s ganz un­ten auf die­ser Sei­te.)

Der Geschichten­verkäufer

Der Geschichtenverkäufer
Jostein Gaarder, 2002

Jostein Gaarder, be­kannt ge­wor­den vor al­len Din­gen als Autor von So­fies Welt, hat eine un­ge­wöhn­li­che, auto­bio­gra­fisch an­mu­ten­de Me­ta­ge­schich­te ge­schrie­ben: Der Geschichtenverkäufer, eine Er­zäh­lung über das Er­fin­den von Ge­schich­ten, über die Fan­ta­sie des Ge­schich­ten­er­zäh­lers und über die Sprach­lo­sig­keit der mo­der­nen Auto­ren­gil­de.

Die Lek­tü­re die­ses Bu­ches ver­dan­ke ich der Neu­gier, die mich beim Über­flie­gen des Klap­pen­tex­tes über­fiel: „Man­chen Schrift­stel­lern ge­hen sie aus, ihm flie­gen sie un­ab­läs­sig zu: Ge­schich­ten. Schon in der Schu­le be­ginnt er einen schwung­haf­ten Han­del da­mit …“
Frap­pie­rend! Das er­in­ner­te mich an mei­ne eige­ne Ver­gan­gen­heit. Al­so blät­ter­te ich zum ers­ten Ka­pi­tel und las wei­ter:

„Mir raucht der Kopf. Ich gehe stän­dig mit neu­en Ide­en schwan­ger. Und stän­dig drän­gen neue nach. In mir bro­delt es von wit­zi­gen For­mu­lie­run­gen, ich kann sie kaum fest­hal­ten, ehe sie von neu­en Ein­fäl­len ver­drängt wer­den. Es ge­lingt mir nicht, einen Ge­dan­ken vom an­de­ren zu tren­nen.“
(Seite 7)

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Schnee, der auf Zedern fällt

Schnee, der auf Zedern fällt
David Guterson, 2001

Mit seinem Erst­lings­werk Schnee, der auf Zedern fällt hat sich der ame­ri­kani­sche Autor David Guter­son aus dem Stand in die eng­lisch­spra­chigen Best­sel­ler­lis­ten ge­schrie­ben. Sein Roman han­delt von einen Mord­fall, der 1954 auf einer klei­nen Pazi­fik­in­sel an der US-Küste began­gen wur­de. Das eigent­liche Thema des Buches aber ist das schwie­rige Ver­hält­nis zwi­schen Ame­ri­ka­nern euro­päi­scher und japa­ni­scher Ab­stam­mung.

Den Rah­men der Hand­lung bil­det eine Ge­richts­ver­hand­lung auf der Insel San Pie­dro im Puget Sound vor der ame­ri­ka­ni­schen Nord­west­küste auf Höhe von Seattle. Dort ist der japa­nisch­stäm­mige Fischer Kabuo Miya­moto ange­klagt, sei­nen Kol­le­gen und ehe­ma­li­gen Freund Carl Heine umge­bracht zu haben. Hei­nes Fami­lie war einst aus Deutsch­land zuge­wan­dert. Es gibt keine Zeu­gen, nur Indi­zien und ein Motiv: näm­lich Rache wegen einer per­sön­li­chen Fehde, die durch Ge­scheh­nis­se aus der Zeit um den Zwei­ten Welt­krieg ent­stand. Zu die­ser Zeit unter­la­gen die aus Japan stam­men­den Ame­ri­ka­ner star­ken Re­pres­sio­nen.

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Das sexuelle Leben der Catherine M.

Das sexuelle Leben der Catherine M.
Catherine Millet, 2001

Literatur­skandal um eine heute 53-jäh­rige fran­zösi­sche Auto­rin: Cathe­rine Millets Buch, das in der deut­schen Über­set­zung immer­hin 284 Seiten um­fasst, ent­hält in der Haupt­sache unver­blüm­te und detallier­te Beschrei­bun­gen sexu­eller Spiel­arten. Was der Titel ver­spricht, hält der Inhalt: eine Auto­bio­grafie, die auf den sexu­ellen Anteil des Lebens der Auto­rin ein­ge­schränkt bleibt.

Als Millets Buch in Frank­reich erschien, gin­gen täg­lich bis zu 5.000 Exem­plare über die Laden­tische. Die Fran­zosen – und spä­ter auch Leser einer der Über­set­zun­gen in mitt­ler­weile fünf­und­zwanzig Spra­chen – beschäf­tigten sich mit der Frage: Wie kommt eine freund­liche, zurück­hal­tende, fast schüch­tern wir­kende Frau von über fünf­zig Jah­ren dazu, ihr unge­wöhn­lich aus­ufern­des, uner­sätt­liches Sexual­leben in epi­scher Brei­te vor dem Leser­publi­kum auszu­rollen.
Catherine Millet ist Grün­derin und Chef­redak­teurin der Avant­garde-Zeit­schrift art press. 1981 war sie franzö­sische Kura­torin bei der Biennale in Vene­dig, ein biss­chen also eine Figur des öffent­lichen Lebens. Von der Auto­rin Millet stammt auch ein Werk über Zeit­genössi­sche Kunst. Dieses Werk ist eben­falls im Jahr 2001 im Lübbe Verlag erschie­nen, hat jedoch nicht annä­hernd so viel Reso­nanz erfah­ren wie Das sexuelle Leben der Catherine M.

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