Backflash Zufallsrezension: Jeden Sonntag eine neu & zufällig ausgewählte Buchbesprechung aus der Vergangenheit — Gute Bücher altern nicht!
Auf der Su­che nach Lese­stoff? Hier fin­dest Du Buch­be­spre­chun­gen mit An­spruch aber oh­ne Al­lü­ren. Ich schrei­be meist über bel­le­tris­ti­sche Ti­tel; über sol­che, die mir ge­fal­len oder auch mal nicht ge­fal­len ha­ben; manch­mal Main­stream, manch­mal ab­seits der aus­ge­tre­te­nen Pfa­de. (Per­sön­li­che Emp­feh­lun­gen und ein paar Wor­te zu die­sem Pro­jekt gibt’s ganz un­ten auf die­ser Sei­te.)

Rot ist mein Name

Rot ist meine Name
Orhan Pamuk, 2001

Wie ein Mär­chen aus Tau­send­und­eine­nacht be­ginnt der Ro­man des No­bel­preis­trä­gers von 2006, Or­han Pa­muk, und zieht den Le­ser mü­he­los zu­rück in die Ver­gan­gen­heit. Wir fin­den uns ein im mit­tel­al­ter­li­chen Is­tan­bul, in der Ge­sell­schaft von Hod­schahs, os­ma­ni­schen Buch­il­lus­tra­to­ren, von Ko­ran­su­ren, Pa­di­schahs und We­si­ren.

Struk­tu­rell als Kri­mi­nal­ro­man an­ge­legt, be­leuch­tet die Ge­schich­te den Glau­bens­kon­flikt zwi­schen öst­li­chen und west­li­chen Grund­sät­zen aus dem Blick­win­kel der Buch­ma­le­rei. Ak­tu­el­ler kann der­zeit kaum ein The­ma sein.

Was ist pas­siert? – Einer der Meis­ter­il­lus­tra­to­ren am os­ma­ni­schen Hof von Is­tan­bul wird er­schla­gen am Grun­de eines tro­cke­nen Brun­nens auf­ge­fun­den. Zeit­gleich kehrt der Wel­ten­bumm­ler Ka­ra in die Stadt am Bos­po­rus zu­rück. Er hat die Ab­sicht, um sei­ne ver­wit­we­te Ju­gend­lie­be, die schö­ne Se­kü­re, zu wer­ben.

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Die Korrekturen

Die Korrekturen
Jonathan Franzen, 2002

Jonathan Franzen por­trä­tiert in sei­nem um­fang­rei­chen Ro­man Die Korrekturen die Lam­berts, eine ame­ri­ka­ni­sche Fa­mi­lie der Mit­tel­schicht aus dem mitt­le­ren Wes­ten. Dabei er­schafft der Autor ein ein­drucks­vol­les, le­ben­di­ges, al­ler­dings letzt­lich be­klem­men­des Bild der Cha­rak­te­re von Va­ter Al­fred, Mut­ter Enid, de­ren bei­der Söh­ne Gary und Chip, so­wie der Toch­ter De­ni­se. Der Ro­man han­delt im aus­lau­fen­den zwan­zigs­ten Jahr­hun­dert.

Der deut­sche Klap­pen­text wirkt nach der Lek­türe merk­wür­dig ver­un­glückt, gibt er doch ledig­lich einen knap­pen Aus­schnitt aus der Rah­men­hand­lung des Romans wie­der: Ange­sichts der Alz­hei­mer-Erkran­kung ihres Man­nes Alfred will Enid die Fami­lie ein letz­tes Mal ver­sam­meln. Deshalb lädt sie ihre Kin­der zu Weih­nach­ten ins Eltern­haus nach St. Jude ein. Dass diese Kurz­fas­sung für den Inhalt des Wer­kes belang­los ist, erschließt sich dem Leser jedoch ziem­lich rasch.

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Der Geschichten­verkäufer

Der Geschichtenverkäufer
Jostein Gaarder, 2002

Jostein Gaarder, be­kannt ge­wor­den vor al­len Din­gen als Autor von So­fies Welt, hat eine un­ge­wöhn­li­che, auto­bio­gra­fisch an­mu­ten­de Me­ta­ge­schich­te ge­schrie­ben: Der Geschichtenverkäufer, eine Er­zäh­lung über das Er­fin­den von Ge­schich­ten, über die Fan­ta­sie des Ge­schich­ten­er­zäh­lers und über die Sprach­lo­sig­keit der mo­der­nen Auto­ren­gil­de.

Die Lek­tü­re die­ses Bu­ches ver­dan­ke ich der Neu­gier, die mich beim Über­flie­gen des Klap­pen­tex­tes über­fiel: „Man­chen Schrift­stel­lern ge­hen sie aus, ihm flie­gen sie un­ab­läs­sig zu: Ge­schich­ten. Schon in der Schu­le be­ginnt er einen schwung­haf­ten Han­del da­mit …“
Frap­pie­rend! Das er­in­ner­te mich an mei­ne eige­ne Ver­gan­gen­heit. Al­so blät­ter­te ich zum ers­ten Ka­pi­tel und las wei­ter:

„Mir raucht der Kopf. Ich gehe stän­dig mit neu­en Ide­en schwan­ger. Und stän­dig drän­gen neue nach. In mir bro­delt es von wit­zi­gen For­mu­lie­run­gen, ich kann sie kaum fest­hal­ten, ehe sie von neu­en Ein­fäl­len ver­drängt wer­den. Es ge­lingt mir nicht, einen Ge­dan­ken vom an­de­ren zu tren­nen.“
(Seite 7)

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