Im Jahr 2001 erschien das Original des Romans Die Sandelholzstrafe von Mo Yan. Der chinesische Schriftsteller wurde elf Jahre später mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Mit Nobelpreisträgern ist das ja immer so eine Sache. Es gibt fast immer Kommentare, nach denen der eine oder andere Preisträger nicht würdig sei; weil sie oder er in Wirklichkeit nichts dafür getan hätte, das die Verleihung rechtfertigen könne; weil sie den Preis nur als Quotenfrau bekommen habe; weil er ihn ohnehin nur stellvertretend für diese oder jene gesellschaftliche Gruppe erhalten habe; oder weil ja eigentlich endlich der Kollege N.N. dran gewesen sei, das gäbe es doch nicht, dass der noch immer nicht …
Das gilt insbesondere für die populärsten Preiskategorien, zu denen gefühlt jeder der sieben Milliarden Menschen auf unserem Planeten mitreden zu können meint. Also insbesondere für den Friedensnobelpreis und für den Literaturnobelpreis. Derlei Diskussionen erheitern mich meist sehr, ich lese sie gerne, all diese Tiraden und Analysen, das Gestreite, die Empörung. Aber letztlich interessiert mich das ganze Gezerre ungefähr so sehr, als ob in China ein Reissack umfiele.
Und mit diesem Reissack sind wir auch schon beim aktuellen Fall angekommen. Der Literaturnobelpreis wurde also 2012 dem chinesischen Schriftsteller Mo Yan verliehen. Das Geschrei war sogleich groß. Quer durch die Bank fanden sich prominente Kritiker, die Mo Yan vorwerfen, er habe sich mit dem diktatorischen chinesischen Regime arrangiert. – Ich erlaube mir den Luxus, zur Debatte keine Meinung haben zu dürfen und statt dessen einen Roman von Mo Yan zu lesen: Die Sandelholzstrafe.