Im vergangenen Jahr war Island Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse. Grund genug für mich, der ich in meiner Lektürewahl sonst ziemlich mittelmeerlastig bin, einen isländischen Roman auszusuchen. Meine Wahl fiel auf Eine Frau bei 1000° von Hallgrímur Helgason, einem Schriftsteller, Maler, Comic-Zeichner und Comedian, der Isländern wohlbekannt, bei uns bis dahin jedoch so gut wie unbekannt ist.
Die Protagonistin und Ich-Erzählerin heißt Herbjörg Maria Björnsson, ist achtzig Jahre alt und hat mich mit ihrer Begrüßung in den beiden ersten Sätzen des ersten Kapitels davon überzeugt, den Roman zu erwerben:
Ich lebe allein in einer Garage, zusammen mit einem Laptop und einer alten Handgranate. Wir haben es wahnsinnig gemütlich.
Welcher fantasiebegabte Leser könnte da widerstehen? Dieser erste Satz gehört bei aller Effekthascherei zu den merkwürdigsten (auch im unmittelbaren Sinn des Wortes) Einleitungen der Belletristik, zumal sich im Laufe der Erzählung herausstellt, dass er elementare Bestandteile der Geschichte vorwegnimmt und nicht etwa leeres Geschwätz ist.