Flashback Zufallsrezension: Jeden Sonntag eine neu & zufällig ausgewählte Buchbesprechung aus der Vergangenheit — Gute Bücher altern nicht!
Auf der Su­che nach Lese­stoff? Hier fin­dest Du Buch­be­spre­chun­gen mit An­spruch aber oh­ne Al­lü­ren. Ich schrei­be meist über bel­le­tris­ti­sche Ti­tel; über sol­che, die mir ge­fal­len oder auch mal nicht ge­fal­len ha­ben; manch­mal Main­stream, manch­mal ab­seits der aus­ge­tre­te­nen Pfa­de. (Per­sön­li­che Emp­feh­lun­gen und ein paar Wor­te zu die­sem Pro­jekt gibt’s ganz un­ten auf die­ser Sei­te.)

Harry Potter und der Stein der Weisen

Joanne K. Rowling, Harry Potter und der Stein der Weisen, 1998
Joanne K. Rowling, 1998

Heute vor ein paar Stun­den lief die fünf­köp­fi­ge Fa­mi­lie Pot­ter durch den Lon­do­ner Bahn­hof King’s Cross. Va­ter Har­ry (37) und sei­ne Frau Gin­ny (36) brach­ten ge­mein­sam mit ih­rer jüngs­ten Toch­ter Li­ly de­ren bei­de Brü­der Ja­mes und Al­bus ans Gleis 9¾ zum Zug nach Hog­warts, an die Zau­be­rer­schu­le.* 26 Jah­re zu­vor hat­te Har­ry Pot­ter selbst sein ers­tes Schul­jahr an Hog­warts an­ge­tre­ten. Was da­mals ge­sche­hen war, be­schrieb Jo­an­ne K. Row­ling im ers­ten Band ihrer Ro­man­se­rie, Harry Potter und der Stein der Weisen, des­sen eng­lisch­spra­chi­ges Ori­gi­nal im Jahr 1997 er­schien, al­so mitt­ler­wei­le vor zwei Jahr­zehn­ten. Seither ist die Romanserie längst zum modernen Mythos geworden.

*) Wer un­be­dingt wis­sen möch­te, was es mit die­sem ein­lei­ten­den Satz auf sich hat, kann im Spoi­ler mei­ner Be­spre­chung des letz­ten und sieb­ten Ban­des spi­cken. Al­le an­de­ren neh­me ich nun ger­ne mit auf eine Rei­se durch eine Buch­se­rie, die in den Neun­zi­ger­jah­ren Auf­se­hen er­reg­te und zum Ver­kaufs­schla­ger wur­de.

Harry Potter und der Stein der Weisen – Worum geht es?

Es heißt, Joanne Row­ling habe die Idee zu Harry Pot­ter im Jahr 1990 wäh­rend einer Bahn­fahrt von Man­ches­ter nach Lon­don gehabt. Rund zwei­ein­halb Stun­den dau­ert die Fahrt auf die­ser Stre­cke, in denen die erstaun­li­che Ge­schich­te um einen Jun­gen erdacht wurde, des­sen Leben an sei­nem elf­ten Geburts­tag plötz­lich auf links gedreht wird:

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Der König von Berlin

Horst Evers, Der König von Berlin, 2012
Horst Evers, 2012

Dass Rio Reiser der Kö­nig von Deutsch­land war, wis­sen wir seit 1986. Aber wer ist Der König von Berlin? Die Ant­wort da­rauf gibt uns Horst Evers in sei­nem kla­mau­ki­gen Kri­mi um das nie­der­säch­si­sche Land­ei Cars­ten Lan­ner. Der jun­ge Kom­mis­sar wird zu einer Fort­bil­dung nach Ber­lin ver­setzt. Dort ge­rät er in die Er­mitt­lun­gen um den To­des­fall des In­ha­bers einer Schäd­lings­be­kämp­fungs-Fir­ma, die Ber­lin rat­ten­frei hal­ten soll. Doch bei sei­nen Nach­for­schun­gen stößt Lan­ner auf ma­fiö­se Struk­tu­ren und einen schreck­li­chen Plan.

„Mein Va­ter sagte im­mer: Ein gu­ter Kam­mer­jä­ger kommt im­mer wie ein Por­no­heft, al­so im neu­tra­len Schutz­um­schlag.“

Wer schon auf der ach­ten Text­sei­te sei­nes Ro­mans mit einem sol­chen Satz auf­war­tet, hat mich ja im Sack. Und wenn Autor (oder Ver­lag) dann auch noch so cle­ver sind, ein ein­sa­mes Huhn auf einem un­ter­ir­di­schen U-Bahn­hof auf das Co­ver zu brin­gen, bin ich schon nicht mehr ob­jek­tiv; ich star­te viel­mehr mit ma­xi­ma­ler Er­war­tungs­hal­tung in den Kri­mi von Herrn Evers.

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Die Sandelholzstrafe

Mo Yan, Die Sandelholzstrafe, 2009
Mo Yan, 2009

Im Jahr 2001 er­schien das Ori­gi­nal des Ro­mans Die Sandelholzstrafe von Mo Yan. Der chi­ne­si­sche Schrift­stel­ler wur­de elf Jah­re spä­ter mit dem Li­te­ra­tur­no­bel­preis aus­ge­zeich­net. Mit No­bel­preis­trä­gern ist das ja im­mer so eine Sa­che. Es gibt fast im­mer Kom­men­ta­re, nach de­nen der eine oder an­dere Preis­trä­ger nicht wür­dig sei; weil sie oder er in Wirk­lich­keit nichts da­für ge­tan hät­te, das die Ver­lei­hung recht­fer­ti­gen kön­ne; weil sie den Preis nur als Quo­ten­frau be­kom­men ha­be; weil er ihn oh­ne­hin nur stell­ver­tre­tend für die­se oder je­ne ge­sell­schaft­li­che Grup­pe er­hal­ten ha­be; oder weil ja eigent­lich end­lich der Kol­le­ge N.N. dran ge­we­sen sei, das gä­be es doch nicht, dass der noch im­mer nicht …

Das gilt ins­be­son­dere für die po­pu­lärs­ten Preis­ka­te­go­rien, zu de­nen ge­fühlt je­der der sie­ben Mil­li­ar­den Men­schen auf un­se­rem Pla­ne­ten mit­re­den zu kön­nen meint. Al­so ins­be­son­de­re für den Frie­dens­no­bel­preis und für den Li­te­ra­tur­no­bel­preis. Der­lei Dis­kus­sio­nen er­hei­tern mich meist sehr, ich le­se sie ger­ne, all die­se Ti­ra­den und Ana­ly­sen, das Ge­strei­te, die Em­pö­rung. Aber letzt­lich in­te­res­siert mich das gan­ze Ge­zer­re un­ge­fähr so sehr, als ob in Chi­na ein Reis­sack um­fie­le.

Und mit die­sem Reis­sack sind wir auch schon beim aktu­el­len Fall ange­kom­men. Der Lite­ratur­nobel­preis wurde also 2012 dem chi­nesi­schen Schrift­stel­ler Mo Yan ver­lie­hen. Das Geschrei war sogleich groß. Quer durch die Bank fan­den sich pro­mi­nente Kri­ti­ker, die Mo Yan vor­wer­fen, er habe sich mit dem dik­tato­ri­schen chi­nesi­schen Regime arran­giert. – Ich erlaube mir den Luxus, zur Debatte keine Mei­nung haben zu dür­fen und statt des­sen einen Roman von Mo Yan zu lesen: Die Sandelholzstrafe.

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