Flashback Zufallsrezension: Jeden Sonntag eine neu & zufällig ausgewählte Buchbesprechung aus der Vergangenheit — Gute Bücher altern nicht!
Auf der Su­che nach Lese­stoff? Hier fin­dest Du Buch­be­spre­chun­gen mit An­spruch aber oh­ne Al­lü­ren. Ich schrei­be meist über bel­le­tris­ti­sche Ti­tel; über sol­che, die mir ge­fal­len oder auch mal nicht ge­fal­len ha­ben; manch­mal Main­stream, manch­mal ab­seits der aus­ge­tre­te­nen Pfa­de. (Per­sön­li­che Emp­feh­lun­gen und ein paar Wor­te zu die­sem Pro­jekt gibt’s ganz un­ten auf die­ser Sei­te.)

Das karmesinrote Blütenblatt

Das karmesinrote Blütenblatt
Michael Faber, 2002

Als Michael Fabers Roman im Jahr 2002 er­schien, ur­teil­te das Time Maga­zine über­schwäng­lich: „Die­ses Buch zu lesen ist bes­ser als Sex!“ Der­lei Wer­bung macht natür­lich Appe­tit auf die Geschich­te. Doch nach der Lek­türe muss ich lei­der anmer­ken, dass der Ver­gleich aus der Time-Rezen­sion jeder Grund­lage ent­behrt. Trotz­dem, das will ich gleich hinter­her­schie­ben, ist der Roman ein abso­luter Lecker­bissen für Lese­ratten.

Die Roman­hand­lung trägt sich im vikto­ria­nischen Lon­don zwi­schen Novem­ber 1874 und Febru­ar 1876 zu. Etwa zwei Drit­tel der Bevöl­ke­rung gehö­ren der sozia­len Unter­schicht an. In der ersten Hälf­te des Jahr­hun­derts verschlim­merten sich die unge­sun­den und unhy­gieni­schen Lebens­verhält­nisse in den briti­schen Städ­ten. Die obere Mittel­schicht hin­ge­gen strebte einen Lebens­wan­del nach aristo­krati­schem Vor­bild an.

Das karmesinrote Blütenblatt – Zur Handlung

Der rote Faden der Geschich­te ist schnell erzählt: William Rack­ham, müßig­gehen­der Erbe eines Parfüm­her­stellers und Ehe­mann einer über­spannten Dame aus ade­liger Fami­lie, trifft auf die neun­zehn­jährige Prosti­tuier­te Sugar. Das Mäd­chen zieht den älte­ren Mann in ihren Bann. Er nimmt sogar das verhasste Familien­geschäft auf, nur um stets flüs­sig zu sein. Ausrei­chend vorhan­denes Geld soll es ihm ermög­lichen, sich Sugar als persön­liche Kurti­sane zu halten. Das Strich­mädchen sieht seine Chance gekom­men.

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Harry Potter und der Halbblutprinz

Harry Potter and the Half-Blood Prince
Joanne K. Rowling, 2005

Die Erwartungshaltung un­ter den Fans der Ro­man­se­rie ist enorm, der Run auf die Ver­kaufs­re­ga­le schlägt al­le Re­kor­de. Al­lein schon am ers­ten Tag wur­den in den USA 6,9 Mil­lio­nen Bän­de der sechs­ten und vor­aus­sicht­lich vor­letz­ten Fol­ge ab­ge­setzt, in Groß­bri­tan­ni­en wei­te­re zwei Mil­lio­nen. Das li­te­ra­ri­sche Phä­no­men setzt die Auto­rin Jo­an­ne Row­ling un­ter Druck. Ist es ihr mit Harry Potter und der Halbblutprinz ge­lun­gen, die ge­spann­te Le­ser­schaft er­neut in den Bann der Ge­schich­te um den he­ran­wach­sen­den Zau­be­rer Har­ry Pot­ter zu zie­hen?

Be­müht hat sie sich oh­ne Zwei­fel. Zu­min­dest zu Be­ginn durch­bricht sie das Hand­lungs­mus­ter, das nach fünf Bän­den lang­wei­lig zu wer­den droh­te. Statt näm­lich der üb­li­chen Ein­lei­tung aus dem Hau­se der Durs­leys, in dem der Pro­ta­go­nist ge­lang­weilt auf den Be­ginn des Schul­jah­res war­tet, lässt Row­ling dies­mal den neu­en Mi­nis­ter für Zau­be­rei beim bri­ti­schen Pre­mier – un­ver­kenn­bar To­ny Blair – vor­spre­chen. Grund da­für sind An­schlä­ge in der Welt der nicht-ma­gi­schen Mug­gel, die der Bö­se­wicht Vol­de­mort zu ver­ant­wor­ten hat. – Ein deut­li­cher Ver­such, die Ro­man­hand­lung in das ganz rea­le, ak­tu­el­le Kli­ma der Be­dro­hung durch is­la­mis­ti­sche Ter­ror­grup­pen ein­zu­we­ben.

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Sakrileg

Sakrileg
Dan Brown, 2003

Im englischen Original lautet der Titel von Dan Browns Best­seller The Da Vinci Code. Damit nimmt der Autor Bezug auf ein zentra­les Thema seines Thrillers. Der deutsche Roman­titel hinge­gen nennt beim Namen, welche Reak­tion Brown mit der Kern­these seiner Geschichte ausge­löst hat: Als „Sakrileg“ betrachten manche Christen die gewagte Unter­stellung einer intimen Bezie­hung zwischen dem histo­rischen Jesus Christus und Maria Magda­lena. Den Verkaufs­zahlen des Buches kommt der Streit zwi­schen den Lagern zu Gute. In den vergan­genen Wochen stand Sakrileg über Wochen hinweg an der Spitze der Best­seller­listen in Deutsch­land.

Vier Jahre nach Angels And Demons, das in der deut­schen Über­set­zung unter dem Titel Illuminati erschien, veröffent­lichte Dan Brown die Fort­set­zung der Erleb­nisse seines Helden Robert Langdon. Wie bereits in der Rezen­sion zu Illuminati im Detail beschrie­ben wurde, wirkt der Vorgän­ger­roman wie ein Ent­wurf für Sakrileg. Sehr wahr­schein­lich stimmen mir viele Leser zu, die beide Bücher kennen: Die zweite Geschichte wirkt zumin­dest in Bezug auf Stimmig­keit und Über­zeugungs­kraft des Plots ausge­woge­ner und gelun­gener. Weniger Anlei­hen bei James Bond und Indiana Jones erhö­hen Realitäts­bezug und Wahr­schein­lich­keit der Hand­lung im Ver­gleich zu Illuminati deut­lich. Auch wenn der Autor seinen Prota­go­nisten in den ersten Abschnit­ten des zwei­ten Romans augen­zwin­kernd als „Harrison Ford in Harris Tweed“ beschreibt.

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