Weltbuchtag 2025

Weltbuchtag: Diada de Sant Jordi
Der Georgstag ist Weltbuchtag

La Diada de Sant Jordi (ka­ta­la­nisch) | el Día de San Jorge (kas­ti­lisch) | der Fei­er­tag des Hei­li­gen Georg wird in Ka­ta­lo­nien als Tag seines Schutz­pa­trons, des Hei­li­gen Ge­orgs von Kap­pa­do­kien, des he­roi­schen Dra­chen­tö­ters¹ und christ­li­chen Schutz­hei­li­gen, am 23. April je­den Jah­res ge­fei­ert. Der 23. April 303 gilt näm­lich als Tag der Fol­te­rung und Hin­rich­tung Ge­orgs von Kap­pa­do­kien.

Der re­li­giö­se Ge­denk­tag fällt mitt­ler­wei­le zu­sam­men mit dem Dia del Llibre i la Fira de les Roses (ka­ta­la­nisch) | Tag des Bu­ches und Fest der Ro­sen. Das Da­tum wird in Ka­ta­lo­nien als Tag der Ver­lieb­ten be­gan­gen. Schon im 15. Jahr­hun­dert war es Brauch, der Herz­da­me eine Ro­se zu schen­ken, „ver­mella com la sang“ (ka­ta­la­nisch) | „rot wie das Blut“.
Seit Ende der Neun­zehn­hun­dert­zwan­zi­ger­jah­re be­gan­nen die Da­men da­mit, sich für Ro­sen bei ih­ren Rit­tern mit Buch­ge­schen­ken zu re­van­chie­ren. Im Jahr 1930 leg­te die Cambra del Llibre de Cata­lunya, eine Un­ter­neh­mer­ver­eini­gung von He­raus­ge­bern, Dru­ckern und Buch­händ­lern, schließ­lich den 23. April als Ge­denk­tag des Bu­ches fest. Das Da­tum, so dachte man, fällt auf die To­des­ta­ge von Sha­kes­pea­re und Cer­van­tes². Außer­dem ist er Ge­burts- oder Ster­be­tag meh­re­rer wei­te­rer welt­weit be­kann­ter Literaten wie etwa Halldór Laxness oder Pamela Travers.

Weltbuchtag 2025 – Welttag des Buches

Seit einer UNESCO-Ent­schei­dung im Jahr 1995 ist der 23. April nun auch of­fi­zi­ell Día Mundial del Libro | Welt­tag des Bu­ches oder eben Welt­buch­tag. Davon ab­ge­se­hen hat­te sich be­son­ders im ka­ta­la­ni­schen Sprach­raum über Jahr­zehn­te und Jahr­hun­der­te hin­weg die Sit­te einer ge­gen­sei­ti­gen Be­schen­kung zu Sant Jordi er­hal­ten: Heut­zu­ta­ge wird al­ler­dings zwi­schen Ge­schlech­ter­rol­len nicht mehr un­ter­schie­den – Ro­se oder Buch für den oder die An­ge­be­te­te(n), am bes­ten gleich bei­des.
Und es man­gelt wahr­lich nicht an Ge­le­gen­hei­ten, die­se Ge­schen­ke zu be­sor­gen: Denn zum 23. April sind die Stra­ßen der Groß­städ­te Ka­ta­lo­niens, ins­be­son­de­re Bar­ce­lo­nas, bre­chend voll mit flo­ra­len Ver­kaufs­stän­den und Bü­cher­ti­schen.

Die beiden meistverkauften Bücher in diesem Jahr

(Quelle: Planeta de Libros) – Die Schriftstellerin Dolores Redondo (56, geboren in San Sebastián) hat mit ihrem jüngsten Roman Las que no duermen NASH | Die, die nicht schlafen – Nash unter ihren Fans im Januar 2025 erneut einen Hype ausgelöst:
Die Gerichtspsychologin Nash Elizondo befasst sich mit den Ursprüngen einer Legende über Hexerei in der Schlucht von Legarrea, einem der Valles Tranquilos, der Stillen Täler in Navarra. Als sie in die Schlucht hinabsteigt, findet sie die Leiche einer jungen Frau, die drei Jahren zuvor verschwunden war. (Auf Deutsch ist dieser Roman bislang nicht erschienen.)

Paloma Sánchez-Garnica (geboren 1962 in der Hauptstadt Madrid) folgt mit einem Roman, der bereits im November des Vorjahres den Buchpreis Premio Planeta 2024 gewonnen hatte:
Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg behauptet sich Victoria im zerstörten Berlin. Dort tritt sie jeden Abend im Kas­san­dra-Club als Sängerin auf. Ohne große Zukunftsaussichten muss Victoria ihre Tochter Hedy und ihre Schwester Rebecca mit dem mageren Gehalt durchbringen. Obwohl Victoria über einen messerscharfen Verstand verfügt, mit dem sie in der Lage ist, ein System zur Verschlüsselung von Nachrichten zu entwickeln. Doch eine skrupellose Erpressung durch die Russen zwingt Victoria schließlich, alleine in die Vereinigten Staaten zu reisen. (Auf Deutsch ist dieser Roman bislang nicht erschienen.)

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Jedenfalls: Ge­gen die Diada de Sant Jordi macht der Va­len­tins­tag im ka­ta­la­ni­schen Spa­nien kei­nen Stich!

Weltbuchtag 2025 – Der Drachentöter am Paseo de Gracia

Casa Battlo, Barcelona
Casa Battló, Barcelona

¹ — Als eines der be­rühm­tes­ten Mo­nu­men­te zu Eh­ren des Hei­li­gen Ge­orgs gilt übri­gens die Casa Battló aus dem Jahr 1877, am Passeig de Gràcia 43 im Zen­trum Bar­ce­lo­nas gelegen:
Denn Dach und First des von An­to­ni Gau­di, des spa­ni­schen Aus­nah­me­ar­chi­tek­ten, um das Jahr 2005 umgestalteten Bau­werks glei­chen un­ver­kenn­bar dem Schup­pen­kör­per eines Dra­chens. Auf der lin­ken Sei­te des Ge­bäu­des do­mi­niert das töd­li­che Schwert des Hei­li­gen Ge­orgs. Und die Bal­ko­ne an der Fas­sa­de er­in­nern doch oh­ne je­den Zwei­fel an To­ten­schä­del.

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Weltbuchtag 2025 – Der Todestag von Cervantes

² — Lan­ge Zeit ging man da­von aus, dass Cer­van­tes wie Sha­kes­pea­re am 23. April 1616 star­ben. Die Bestattungsurkunde Cervantes‘ trägt jedenfalls die­ses Da­tum. Sie ist das ein­zi­ge his­to­ri­sche Do­ku­ment zu sei­nem Tod. Allerdings verstarb der spanische Nationaldichter wahrscheinlich bereits am Vortag. Davon abgesehen:
„Die Annahme, Shakespeare sei zumindest »fast« zeitgleich mit Cervantes gestorben, ist ohnehin falsch. Es lagen wohl elf Tage zwischen den beiden Todestagen. Denn als Shakespeare am 23. April 1616 in Stratford-upon-Avon starb, war in Spanien schon der 3. Mai. Der Grund: In Spanien galt bereits der Gregorianische Kalender, während die Briten damals noch am Julianischen Kalender festhielten.“
(Quelle: Berühmte Spanier, castellano fassbar)

Wer über Le­ben und Tod Cer­van­tes‘ eine kurz­wei­li­ge Er­zäh­lung le­sen möch­te, der oder dem emp­feh­le ich Der Fürst des Par­nass. Das ist eine Kurz­ge­schich­te von Car­los Ruiz Za­fón, dem ein­zig le­gi­ti­men Nach­fol­ger Cer­van­tes‘. Zu­min­dest was die Ver­kaufs­zah­len spa­nisch­spra­chi­ger Auto­ren be­trifft.

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Weitere Lese­emp­feh­lun­gen zum Welt­tag des Bu­ches ge­fäl­lig? – Da­zu ver­wei­se ich Dich gern auf mei­ne per­sön­li­che Emp­feh­lungs­sei­te mit den Top 3 Top 4 der Ti­tel in mei­nem Bü­cher­re­gal. Viel­leicht möch­test Du aber auch nach­se­hen, wel­che Buch­be­spre­chun­gen mei­nen Le­se­r¦in­nen am bes­ten ge­fal­len?

Die­ser Bei­trag ist erst­ma­lig er­schie­nen am 23. April 2020

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