
Auf meinem Weg durch das literarische Werk T. C. Boyles habe ich auf Empfehlung einen Zwischenstopp beim zweiten Roman eines anderen US-Schriftstellers eingelegt. Nämlich bei Ein Sohn der Stadt von Kent Haruf. Beide Autoren sind Kinder der gleichen Generation, nur fünf Jahre auseinander. Und beide schreiben über eine Welt im Wandel, zwischen Einsamkeit, Gemeinschaft, Zerfall und Hoffnung. Über Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Haruf und Boyle wird noch zu sprechen sein. Harufs Roman, der im Original 1990 erschien, erzählt die Geschichte von Jack Burdette, einem Sohn der fiktiven Kleinstadt Holt im Bundesstaat Colorado. Jack ist anders als die anderen Jungs und Männer von Holt, kompromissloser, unberechenbarer, selbstgerechter; oder schlicht und einfach asozial. Seine Romangeschichte zieht sich über gut vier Jahrzehnte hinweg, von den Neunzehnvierziger-Jahren bis in die Achtziger.
Erzählt wird Jacks Geschichte von Pat Arbuckle, zu Beginn einer seiner Kindheits- und Jugendfreunde; später sein Gegenspieler. Pat ist Sohn des Herausgebers des örtlichen Kreisblättchens, des Holt Mercury, und nur ein Jahr jünger als Jack. Nach seinem Collegeabschluss übernimmt Pat den Zeitungsverlag von seinem Vater und ist von da an ein zuverlässiger – wenn auch selbst eng beteiligter – Chronist der Lebensgeschichten von Jack Burdette und dessen Geschädigter.