Komplette Liste aller Rezensionen seit 2002
Auf der Su­che nach Lese­stoff? Hier fin­dest Du Buch­be­spre­chun­gen mit An­spruch aber oh­ne Al­lü­ren. Ich schrei­be meist über bel­le­tris­ti­sche Ti­tel; über sol­che, die mir ge­fal­len oder auch mal nicht ge­fal­len ha­ben; manch­mal Main­stream, manch­mal ab­seits der aus­ge­tre­te­nen Pfa­de. (Per­sön­li­che Emp­feh­lun­gen und ein paar Wor­te zu die­sem Pro­jekt gibt’s ganz un­ten auf die­ser Sei­te.)

Claudia Magerl

Claudia MagerlClaudia Magerl (60) wurde in Mannheim geboren. Im Alter von sechs Jahren zog sie mit ihren Eltern und ihrem Bruder nach Südamerika – zuerst nach Montevideo (Uruguay), später nach Quito (Ecuador), wo ihr Vater als Lehrer tätig war. An der Jesuitenuniversität in Quito studierte sie ab 1982 vier Semester spanische Lite­ra­tur- und Sprachwissenschaften. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland begann sie zunächst ein Studium der Romanistik, Ägyptologie und Geografie an der Universität Heidelberg. Dann wechselte sie an die FH Heilbronn und schloss dort 1990 ein Studium der Tou­ris­tik-Be­triebs­wirt­schaft ab.

Vier Jahre arbeitete sie in der Tourismusbranche, 1994 zog es sie aber doch wieder ins literarische Fach. Seitdem ist sie als Journalistin und Redakteurin für diverse Medien, seit 2009 auch als Schriftstellerin tätig.

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22 Bahnen

Caroline Wahl, 22 Bahnen, 2023
Caroline Wahl, 2023

Die Autorin Caroline Wahl ist erst achtundzwanzig Jahre alt und hat mit ihrem Romanerstling 22 Bahnen einen Überraschungstreffer gelandet. Wahl wurde in Mainz geboren, wuchs in der Nähe von Heidelberg auf, hat Deutsche Literatur studiert und lebt seit einem Jahr im rauen Norden in Rostock. Geschrieben hat sie ihre Romangeschichte während eines Arbeitsaufenthaltes in Zürich. Abends nach dem Job setzte sie sich an den Schreibtisch und tippte sich in nur drei Monaten durch den Text. In einem Interview mit dem NDR erklärte Caroline Wahl, ihr Roman sei keineswegs autobiografisch. Distanz zwischen ihrem Werk und der eigenen Vergangenheit sei ihr wichtig gewesen. Inzwischen schreibt sie in Rostock an ihrem zweiten Roman. „Es gibt wenige Sachen, die mich so erfüllen. Ob ich jetzt eine erfolgreiche oder unerfolgreiche Autorin werde, weiß ich nicht. Aber ich werde eine Autorin bleiben und bin darüber sehr glücklich.“

In Wahls Geschichte geht es um den Anspruch auf Selbstbestimmung der beiden Schwestern Tilda und Ida, die bei ihrer alkoholkranken Mutter in einer namenlosen Kleistadt leben. Tilda ist Mathematikstudentin, jobbt nebenbei bei Edeka an der Kasse und kümmert sich um ihre jüngere Schwester. Fast täglich 22 Bahnen im Schwimmbad hat sich die junge Frau selbst auferlegt, weil: „Ich habe einen strikten Zeitplan, in den ein in 3 von 4 Fällen nicht funktionierender Körper einfach nicht reinpasst.“ (Seite 9)
Die einzigen Momente des Tages, die Tilda allein gehören, sind die Augenblicke vor dem Einschlafen. „Wenn ich nachts auf meiner Matratze liege, dann denke ich, dass ich das Ganze da draußen noch lange aushalten kann. […] Gegen meine Mutter, gegen ihre Launen, gegen diese Kleinstadt. Und für Ida.“ (Seite 15)

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Sind wir nicht Menschen

T. C. Boyle, Sind wir nicht Menschen, 2020
T. C. Boyle, 2020

Zwischen seinen beiden Romanen Das Licht und Sprich mit mir veröffentlichte T. C.Boyle den Erzählband Sind wir nicht Menschen. Der Klappentext spricht vom „Meister der American Short Story“ und verspricht: „Böser, witziger und unterhaltsamer denn je.“ Die Sammlung umfasst neunzehn Kurzgeschichten, von denen jede einzelne im Durchschnitt 21 Buchseiten umfasst. Kurze Texthäppchen, die man schon mal zwischendurch verschlingen und eine Weile darüber nachdenken kann, was uns der Autor da mit auf den Weg geben wollte. Denn Boyles Geschichten sind so gut wie nie lediglich schöner Tand, formale Noblessen. Der US-Schriftsteller hat eigentlich immer eine Moral von der Geschicht‘ zur Hand. Und dieser letzte Erzählband beschäftig sich und die Leserschaft mit der Natur, gegen die der Mensch letztlich machtlos ist. Wen wundert’s? Unser Planet, seine Flora und Fauna ist seit Jahren das zentrale Thema T. C. Boyles.

„Den Menschen lieb‘ ich sehr, mehr noch die Natur.“
(Literarisches Motto; von Lord Byron, Ritter Harolds Pilgerfahrt, 1812)

Die Geschichtensammlung ist in dieser Zusammenstellung übrigens nur auf Deutsch erschienen. Die englischen Originale wurden in verschiedenen Medien bereits zwischen den Jahren 2011 und 2017 veröffentlicht. Dieser Umstand erklärt auch, warum nur die neueren Erzählungen von Dirk van Gunsteren ins Deutsche übersetzt wurde, die älteren hingegen von Anette Grube.

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