Meyers Großes Taschenlexikon von 1983 bezeichnet Kinder, die in jungen Jahren eine Zeit lang isoliert von anderen Menschen aufwuchsen, als Wolfskinder. Der US-amerikanische Schriftsteller T. C. Boyle hat zwischen seinen Romanen Die Frauen und Wenn das Schlachten vorbei ist eine nur hundert Textseiten lange Novelle mit dem Titel Das wilde Kind veröffentlicht. Es handelt sich um eine biografische Erzählung über Victor von Aveyron, der Ende des 18. Jahrhunderts in Südfrankreich beobachtet und schließlich „eingefangen“ werden konnte.
In seiner Version der Geschichte bleibt Boyle ziemlich eng an der Überlieferung, wie man sie auf der Wikipediaseite über den Link oben nachlesen kann. Doch wie zu erwarten, macht er aus der eher dürren Faktenlage eine abwechslungsreiche Erzählung, indem er Ausgedachtes hinzufügt; stets nach dem Grundrezept vieler seiner biografischen Romane: Ob es sich tatsächlich so zugetragen hat, wissen wir nicht. Aber es hätte zumindest genau so sein können.