Backflash Zufallsrezension: Jeden Sonntag eine neu & zufällig ausgewählte Buchbesprechung aus der Vergangenheit — Gute Bücher altern nicht!
Auf der Su­che nach Lese­stoff? Hier fin­dest Du Buch­be­spre­chun­gen mit An­spruch aber oh­ne Al­lü­ren. Ich schrei­be meist über bel­le­tris­ti­sche Ti­tel; über sol­che, die mir ge­fal­len oder auch mal nicht ge­fal­len ha­ben; manch­mal Main­stream, manch­mal ab­seits der aus­ge­tre­te­nen Pfa­de. (Per­sön­li­che Emp­feh­lun­gen und ein paar Wor­te zu die­sem Pro­jekt gibt’s ganz un­ten auf die­ser Sei­te.)

Der Engel von München | El ángel de Múnich | L’angelo di Monaco

Fabiano Massimi, El ángel de Múnich, 2020
Fabiano Massimi, 2020

Der italienische Schrift­steller Fabi­ano Massi­mi hat im Januar 2020 einen histo­ri­schen Roman mit dem Titel L’angelo di Monaco ver­öffent­licht, der sofort die Best­seller­listen süd­lich der Al­pen stürm­te. Eine spani­sche Über­set­zung mit dem Titel El ángel de Múnich erschien An­fang Juli. Sie wurde eben­so begei­stert auf­genom­men wie das Ori­ginal in Ita­lien. In den Nieder­lan­den wird De engel van München im Januar 2021 erschei­nen.
Alle meine Anfra­gen an Ver­lage und an den Autor selbst, ob denn ein deut­scher „Engel von Mün­chen“ geplant sei, wurden knapp bean­twortet: Nein, da sei nichts in Pla­nung. Hat die Zurück­hal­tung der Deut­schen viel­leicht damit zu tun, dass der Roman auf dem ange­nom­menen Selbst­mord von Adolf Hitlers Nichte Geli Raubal im Jahr 1931 auf­baut? Ist das etwa ein The­ma, das wir hier in Deutsch­land lie­ber nicht noch ein­mal auf­wär­men wollen?

Nun, so ganz ohne Poten­zial für geschicht­liche Ver­wer­fungen ist die Roman­geschich­te Massi­mis tat­säch­lich nicht. Schließ­lich zeich­net er das Bild eines allen An­scheins nach nicht nur inze­stuösen son­dern gera­dezu para­philen Verhält­nisses zwischen Geli Raubal und ihrem Onkel Adolf Hitler. Hitler war Halb­bruder von Gelis Mutter Angela Hammitzsch. Zum Zeit­punkt der Ge­scheh­nisse war er außer­dem bereits seit acht Jahren Gelis Vor­mund und seit 1926 allei­niger Füh­rer der NSDAP. Ein Skan­dal um sein Verhält­nis zur Nichte oder gar eine Ver­wick­lung in deren Tod hätte Hitler wo­mög­lich um die Reichs­kanzler­schaft im Jahr 1933 gebracht. – Und folg­lich die ganze Welt viel­leicht um den Zwei­ten Welt­krieg?

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Joseph-Breitbach-Preis 2020

Nora Bossong, 2017
Nora Bossong, 2017

Die Schriftstellerin Nora Bossong (38) erhält in diesem Jahr nach dem Thomas-Mann-Preis nun auch den Joseph-Breitbach-Preis mit einem Preisgeld von 50.000 Euro. Die Berlinerin schreibt Gedichte, Reportagen und Romane. Bossong sei eine „Poetin, die ihre eminenten Möglichkeiten zur Versprachlichung von Welt als Verpflichtung nimmt, sich den großen Themen zu stellen“, hieß es in der Begründung der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz.

Herzlichen Glückwunsch, Frau Bossong!

Der letzte Roman der Autorin trägt den Titel Schutzzone (2019). Darin schildert Bossong das Leben der UN-Mitarbeiterin Mira Weidner im Spagat zwischen Blauhelmeinsatz in Afrika, Bürokratie, Politik und ihrem Privatleben. Schutzzone stand bereits auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2019.

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Klopstock-Preis 2020

Klopstock-Preis 2020 für Clemens Meyer
Clemens Meyer, 2014

Der Schriftsteller Clemens Meyer (42) erhält in diesem Jahr den Klop­stock-Preis für neue Literatur. Die Jury begründet die Entscheidung hierzu folgendermaßen: „Seine Romane, Stories, Essays und politischen Wortmeldungen stehen in den großen Traditionen der klassischen Moderne und sind zugleich so gegenwärtig, wie Literatur es nur sein kann – ohne sich an die Gegenwart zu verraten.“

Zum Klopstock-Preis: Herzlichen Glückwunsch, Herr Meyer!

Clemens Meyer hat ostdeutsche Wurzeln. Er wuchs in Leipzig auf und wurde durch die umfangreiche Bibliothek seines Vaters an Literatur heran geführt. In der Nachkriegszeit begann er schließlich selbst zu schreiben. Sein Roman über diese Zeit, Als wir träumten, enthält autobiografische Züge und erschien im Jahr 2006.

Meyers letzte Veröffentlichung war im Jahr 2017 der Erzählband Die stillen Trabanten. Darin berichtet er von Menschen, die ihre Leben eher am Rande der deutschen Gesellschaft führen. „Über Meyers poetische Präzision, über seine Sanftheit und Empathie und seine Menschenfreundlichkeit, die nie zu einer bloßen Geste verkommt“, schrieb Wiebke Porombka für die Zeit.

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