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Sterntagebücher

In den Lesejahren meiner Jugend war Stanisław Lem einer der hellsten Sterne an meinem literarischen Firmament. In den 1970er Jahren habe ich mit Begeisterung alles verschlungen, was ich von ihm in die Hände bekam. Jetzt habe ich eine Neuauflage seiner Sterntagebücher geschenkt bekommen. Denn der Suhrkamp Verlag hat vor wenigen Jahren zum hundertsten Geburtstag des polnischen Schriftstellers und Philosophen eine stark überarbeitete deutsche Fassung des polnischen Originals aus dem Jahr 1957 herausgebracht. Sie enthält nicht nur drei bislang unveröffentliche Reiseberichte, sondern auch Originalillustrationen Lems. Ich war wirklich gespannt, ob ich mich als mehrfacher Großvater mit der gleichen Leidenschaft wie als Teenager durch die Lem-Geschichten ackern würde. Oder ob meine Lektüre eher in eine Art frustriertes Waten durch aus der Zeit gefallene Texte ausarten sollte. So wie etwa bei den ollen Karl Mays. Geschmack ändert sich über die Jahre, nicht wahr, Mesch’schurs?
Worum es geht
Die Sterntagebücher sind eine Sammlung satirischer Reiseberichte des galaktischen Abenteurers Ijon Tichy. In humorigen Episoden berichtet dieser Tichy von seinen absurden Erlebnissen auf fremden Planeten und in fernen Sternensystemen. Der Autor nutzt die Geschichten, um menschliche Schwächen, gesellschaftliche Strukturen und technologische Entwicklungen zu hinterfragen. Dabei bringt er Themen wie Bürokratie, Religion, Krieg, oder Zeitreisen auf parodistische Weise ins Spiel.
I Walk Between the Raindrops

Frühjahr 2024: Geduldig wartet die Fangemeinde von T. C. Boyle auf den zwanzigsten Roman des US-Autors, der irgendwann im Jahr 2025 veröffentlicht werden sollte. Doch damit wir nicht unter Entzugserscheinungen leiden müssen, schiebt der Hanser Verlag, wie so häufig, einen weiteren Erzählband Boyles in die Lücke zwischen zwei Romanen. Im englischen Original ist I Walk Between the Raindrops bereits 2022 erschienen. Nun kommen auch die deutschen Leser¦innen in den Genuss von dreizehn neuen Kurzgeschichten, die der ARD-Literaturkritiker Denis Scheck als „starke Geschichten für heftige Zeiten“ bezeichnete.
Tatsächlich geht es auf den 270 Seiten des schlanken Bändchens um einige der aktuellen Reizthemen, die gerade durch Feuilletons und Nachrichten driften: Umweltzerstörung durch den Menschen (eines der immer wiederkehrenden Liebligsthemen Boyles), die Gefahren der Künstlichen Intelligenz, Amokläufer, #MeToo, oder die COVID-Pandemie. Dreizehn spielerische Erzählungen irgendwo zwischen Realität und Vision, oft bizarr und gerade dann immer treffsicher.
„Keiner bringt das Talent der Menschheit, sich selbst zu versenken, so auf den Punkt wie T. C. Boyle.“
Financial Times
Fräulein Gold: Schatten und Licht

Unbefleckt, wie frisch aus der Buchhandlung lag dieses Taschenbuch mit dem Titel Fräulein Gold: Schatten und Licht auf dem Deckel der Papiermülltonne, als ich letzthin den Abfall nach unten trug. Welcher Bücherfreund vermag wohl, einer solchen Versuchung zu widerstehen? Ich jedenfalls nicht; auch wenn offenbar irgendjemand den Roman ungelesen dem Papierrecycling zuführen wollte, aus welchem Grund auch immer. Also machte ich Bekanntschaft mit der „Hebamme von Berlin“, wie das Fräulein Gold im Untertitel des Romans genannt wird. Unvorbereitet zwar, aber neugierig. Und eines möchte ich schon an dieser Stelle vorwegschicken: Auf die Müllkippe gehört der erste Band der Serie um Hulda Gold keineswegs.
Du kennst die goldige Hebamme von Berlin noch gar nicht? Das macht nichts, denn der Werdegang der jungen Dame ist rasch erzählt. Zwischen August 2021 und November 2024 veröffentlichte die Autorin Anne Stern sieben Romanfolgen um eine emanzipierte Kämpferin gegen das Unrecht, deren Handlungsstränge sich zwischen 1922 und 1930 zutragen, alle in Berlin zwischen den beiden Weltkriegen.
Worum es im 1. Roman geht
Das ist die Rahmenhandlung aus dem Frühjahr 1922: Rita Schönbrunn hat ihre besten Jahre hinter sich. Sie verdient sich den Lebensunterhalt auf dem Straßenstrich im berüchtigten Bülowviertel in Berlin-Schöneberg. Bereits im Prolog der Romangeschichte wird die „fixe Rita“ von einer Brücke in den Landwehrkanal geworfen und ertrinkt. Kommissar Karl North ermittelt: War das Selbstmord einer Verzweifelten? Oder eine Abrechnung im Prostituiertenmilieu? Doch was hat es mit dem Tagebuch Ritas auf sich? Der Text erzählt nämlich eine ganz andere Lebensgeschichte als die einer abgetakelten Sexarbeiterin.