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Der Friedhof der vergessenen Bücher

Fünf Monate nach dem Krebstod Carlos Ruiz Zafóns, des weltweit meistverkauften spanischsprachigen Autors nach Miguel de Cervantes, erschien ein knapp zweihundertseitiger Erzählband mit dem Originaltitel La Ciudad de Vapor – etwa „Stadt aus Dunst“. Der Fischer Verlag hat daraus zwei Jahre später den deutschen Buchtitel Der Friedhof der vergessenen Bücher gemacht. Es handelt sich um eine Sammlung von elf Erzählungen, von denen sieben bis dahin unveröffentlicht waren. Eine der vier anderen, bereits bekannten Geschichten trägt den Titel El Principe de Parnaso | Der Fürst des Parnass. Diese Episode war schon einmal zu Lebzeiten Ruiz‘ – 2014 auch auf deutsch – als Kurzgeschichte veröffentlicht, nach seinem Tod jedoch aus den Verlagsprogrammen zurückgezogen worden. (Nur um wenig später wie Phönix aus der Asche in der neuen Nachbarschaft dieses Erzählbandes wieder aufzuerstehen.)
Der Fürst des Parnass ist die längste Erzählung des Bändchens. Sie macht alleine mehr als ein Viertel des Gesamtumfangs aus. Der Verdacht liegte nahe: Verlag und Witwe des Ausnahmeautors wollten noch einmal Kasse machen mit Textfragmenten aus der Schreibtischschublade von Carlos Ruiz Zafón. – Sehen wir doch einmal, was da sonst noch alles postum versilbert wurde!
Every

Nach dem Verkaufserfolg seines Bestsellers Der Circle aus dem Jahr 2013 wandelte der US-Schriftsteller Dave Eggers den eigenen Verlag, McSweeney’s Publishing, in eine Nonprofit-Organisation um ¹. Unter deren Dach veröffentlichte er dann ein Jahrzehnt nach dem Circle einen Romannachfolger: Every. In diesem zweiten Teil der Geschichte hat der monopolistische Medien- und Technologiekonzern aus dem ersten Roman in der Zwischenzeit auch noch mit dem weltweit erfolgreichsten Onlineversandhaus fusioniert. Wir blicken hier also einer Schreckensgeschichte über den gewaltigsten Onlineriesen aller Zeiten entgegen, einer Art appeligem Amazon-Google-Meta-Monster. Es gilt daher: den Gürtel festgezurrt, die Hosenträger stramm verspannt, den Schutzhelm über den Scheitel gestülpt und los geht’s!
Eggers hat seinen Roman mit gleich drei Untertiteln versehen: Every –oder– Endlich ein Gefühl von Ordnung –oder– Die letzten Tage des freien Willens –oder– Grenzenlose Auswahl zerstört die Welt. Außerdem möchte ich hier gerne noch meinen Liebling unter den ebenfalls drei Epigraphen zitieren, die der Erzählung vorausgehen.
„Gibt es vielleicht außer dem angeborenen Wunsch nach Freiheit auch eine instinktive Sehnsucht nach Unterwerfung?“
(Erich Fromm, Die Furcht vor der Freiheit, 1941)
Der Autor macht seiner Leserschaft also von vornherein unmissverständlich klar, was auf den folgenden 570 Textseiten, unterteilt in 45 Kapitel, auf sie zukommt.
Der Circle

Der Roman Der Circle erstürmte im Jahr 2014, nur ein paar Wochen nach seinem Erscheinen, die Spitzenplätze der Bestsellerlisten des deutschen Buchhandels. Der kalifornische Schriftsteller Dave Eggers schreibt darin über einen totalitär agierenden kalifornischen Medien- und Technologiekonzern, den „Circle“, der in den Zehnerjahre die Werte der amerikanischen Gesellschaft umkrempelt und die Bevölkerung in seine lemminghafte Gefolgschaft verwandelt. Der Autor macht gar keinen Hehl daraus, dass seine dystopische Geschichte eine modernisierte Fassung der Abgründe in George Orwells 1984 ist; im Gegenteil.
Orwell hatte sein Referenzwerk über totalitäre Überwachungsstaaten im Jahr 1948 abgeschlossen. Der Romanklassiker erlebte jedoch im Jahr 2013 ein intensives Revival, nämlich nachdem der Whistleblower Edward Snowden das PRISM-Überwachungsprogramm des US-Geheimdienstes NSA zur Überwachung und Auswertung elektronischer Medien offengelegt hatte. PRISM soll eine umfassende Überwachung der digitalen Kommunikation von Personen innerhalb und außerhalb der Vereinigten Staaten ermöglichen. Noch im gleichen Jahr erschien Eggers‘ The Circle im amerikanischen Original.