Backflash Zufallsrezension: Jeden Sonntag eine neu & zufällig ausgewählte Buchbesprechung aus der Vergangenheit — Gute Bücher altern nicht!
Auf der Su­che nach Lese­stoff? Hier fin­dest Du Buch­be­spre­chun­gen mit An­spruch aber oh­ne Al­lü­ren. Ich schrei­be meist über bel­le­tris­ti­sche Ti­tel; über sol­che, die mir ge­fal­len oder auch mal nicht ge­fal­len ha­ben; manch­mal Main­stream, manch­mal ab­seits der aus­ge­tre­te­nen Pfa­de. (Per­sön­li­che Emp­feh­lun­gen und ein paar Wor­te zu die­sem Pro­jekt gibt’s ganz un­ten auf die­ser Sei­te.)

Der Circle

Dave Eggers, Der Circle, 2014
Dave Eggers, 2014

Der Roman Der Circle erstürmte im Jahr 2014, nur ein paar Wochen nach seinem Erscheinen, die Spitzenplätze der Bestsellerlisten des deutschen Buchhandels. Der kalifornische Schriftsteller Dave Eggers schreibt darin über einen totalitär agierenden kalifornischen Medien- und Technologiekonzern, den „Circle“, der in den Zehnerjahre die Werte der amerikanischen Gesellschaft umkrempelt und die Bevölkerung in seine lemminghafte Gefolgschaft verwandelt. Der Autor macht gar keinen Hehl daraus, dass seine dystopische Geschichte eine modernisierte Fassung der Abgründe in George Orwells 1984 ist; im Gegenteil.

Orwell hatte sein Referenzwerk über totalitäre Überwachungsstaaten im Jahr 1948 abgeschlossen. Der Romanklassiker erlebte jedoch im Jahr 2013 ein intensives Revival, nämlich nachdem der Whistleblower Edward Snowden das PRISM-Über­wa­chungs­pro­gramm des US-Ge­heim­dien­stes NSA zur Überwachung und Auswertung elektronischer Medien offengelegt hatte. PRISM soll eine umfassende Überwachung der digitalen Kommunikation von Personen innerhalb und außerhalb der Vereinigten Staaten ermöglichen. Noch im gleichen Jahr erschien Eggers‘ The Circle im amerikanischen Original.

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Zähne und Klauen

T. C. Boyle, Zähne und Klauen, 2008
T. C. Boyle, 2008

Mit Zähne und Klauen liegt uns nun bereits der vierte Sammelband mit Kurzgeschichten des US-ame­ri­ka­ni­schen Romanciers T. C. Boyle vor, der ins Deutsche übersetzt wurde. Im englischen Original heißt der Band Tooth and Claw und erschien 2005, zwischen den beiden Romanen Dr. Sex und Talk Talk. Ist es überhaupt noch notwendig zu erklären, welches Thema die vierzehn Erzählungen dieser Sammlung gemeinsam haben? Denn eigentlich drehen sich Boyles meist skurrile Geschichten doch immer um das Gleiche: Seine Figuren befinden sich alle im Kampf mit der Natur; entweder mit der eigenen, oder aber mit irdischen oder gar kosmischen Naturkatastrophen. Und immer wieder begeistert uns der Autor mit seiner unvergleichlichen Fähigkeit, die unterschiedlichsten Charaktere diverser Epochen und Gesellschaftschichten in seine bizarren literarischen Versuchsanordnungen hineinzuwerfen und darin leiden zu lassen.

Der Titel des Bandes wurde sowohl in der englischen als auch in der deutschen Version vom Einzeltitel der zwölften Erzählung übernommen. Darin geht es um die Zähne und Klauen eines afrikanischen Servals, den ein junger Mann in seinem Schlafzimmer einquartiert, ohne daran zu denken, was eine solche Wildkatze in der häuslichen Umgebung von Menschen anzurichten im Stande ist. – Stirnrunzelnd fragst Du Dich, wie dumm man sein kann? Dann solltest Du unbedingt diese Geschichte und auch die anderen dreizehn selbst lesen, um festzustellen, wie viel Schlamassel man auf 370 Textseiten unterbringen kann.

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Schluss mit cool

T. C. Boyle, Schluss mit cool, 2002
T. C. Boyle, 2002

Schluss mit cool lautet der Titel einer Sammlung von Kurzgeschichten des US-Autoren T. C. Boyle. Es ist der dritte seiner Erzählbände, die nicht nur auf englisch, sondern auch auf deutsch erschienen sind. Die Veröffentlichung im englischen Original trägt übrigens den Titel After the plague. Sowohl beim Original, als auch bei der deutschen Übersetzung handelt es sich um die Einzeltitel zweier unterschiedlicher Geschichten aus dem Band. Zur zeitlichen Einordnung der Texte möchte ich anmerken, dass alle Erzählungen noch vor den gesellschaftlichen Zäsuren des Jahrtausendwechsels entstanden sein müssen. – Insbesondere bezieht sich also die letzte Kurzgeschichte der Sammlung mit dem Einzeltitel Nach der Pest keinesfalls retrospektiv auf die Corona-Pandemie, so wie ich das verschiedentlich gehört und gelesen habe, sondern ist allenfalls eine düstere Vorahnung mit einem Vorlauf von gut zwanzig Jahren.

Die institutionalisierte Literaturkritik war sich im Erscheinungsjahr des Erzählbandes nicht recht einig, ob sie die Sammlung nun als „systematische Studie von betörender Genauigkeit“ loben oder wegen der „wiederkehrenden Motive“, ihrer „plumpen, gezwungenen Konstruktionen“ und ihrer „seichten Aufbereitung“ tadeln sollten. Aber sehen wir doch einmal selbst, was uns Boyle da auf insgesamt 380 Textseiten auftischt. Durchgehendes Thema aller sechzehn Geschichten ist die „Katastrophe Mensch“.

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