Backflash Zufallsrezension: Jeden Sonntag eine neu & zufällig ausgewählte Buchbesprechung aus der Vergangenheit — Gute Bücher altern nicht!
Auf der Su­che nach Lese­stoff? Hier fin­dest Du Buch­be­spre­chun­gen mit An­spruch aber oh­ne Al­lü­ren. Ich schrei­be meist über bel­le­tris­ti­sche Ti­tel; über sol­che, die mir ge­fal­len oder auch mal nicht ge­fal­len ha­ben; manch­mal Main­stream, manch­mal ab­seits der aus­ge­tre­te­nen Pfa­de. (Per­sön­li­che Emp­feh­lun­gen und ein paar Wor­te zu die­sem Pro­jekt gibt’s ganz un­ten auf die­ser Sei­te.)

Nördlich des Weltuntergangs

Nördlich des Weltuntergangs
Arto Paasilinna, 2005

Wir be­fin­den uns im Jahr 2023 n. Chr. Der gan­ze Pla­net Er­de ist von Grö­ßen­wahn­sin­ni­gen be­setzt …

Der gan­ze Pla­net? Nein! Ein von un­beug­sa­men Fin­nen be­völ­ker­tes Dorf hört nicht auf, dem glo­ba­len Wahn­sinn Wi­der­stand zu leis­ten. Und das Le­ben ist nicht leicht für die Be­la­ge­rer, die in den um­lie­gen­den La­gern Sot­kamo, Nur­mes, Kuo­pio und Oulu lie­gen.

Kür­zer und prä­gnan­ter kann man den In­halt des Ro­mans des fin­ni­schen Kult­au­tors Ar­to Paasi­lin­na kaum raf­fen. Nörd­lich des Welt­un­ter­gangs ist ganz un­ver­kenn­bar die fin­ni­sche Ver­sion der Ge­schich­te des gal­li­schen Dor­fes, in dem der Häupt­ling Ma­jes­tix herrscht und das den römi­schen Besat­zungs­trup­pen das Leben schwer macht.

Nördlich des Weltuntergangs – Worum es geht

Die Fin­nen und ihr Chef Eeme­lix, Ver­zei­hung: Eeme­li Toro­pai­nen, die in der Gemein­de Ukon­jär­vi leben, sind genau­so starr­köp­fig, gewitzt, streit­bar und trink­fest, wie es zwei Jahr­tau­sen­de zuvor die Hel­den von Uder­zo und Gos­cinny waren. In einem sind sie den Gal­lier gar um eine Knol­len­nasen­länge voraus. Denn im Gegen­satz zu Majes­tix fürch­tet sich Eeme­li nicht ein­mal, wenn ihm der Him­mel auf den Kopf fällt.

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Glennkill

Glennkill
Leonie Swann, 2005

Das Roman­debüt von Leo­nie Swann, einer jun­gen, deutsch­spra­chi­gen Auto­rin, hat sich vie­le Wo­chen lang fest­ge­setzt in den Best­sel­ler­lis­ten des Buch­han­dels: Glennkill. Ich will ein­mal be­leuch­ten, wel­che Qua­li­tä­ten die­sem „Schafs­krimi“ zu der­ar­tig enor­mer Be­ach­tung ver­hel­fen. Denn ob­wohl in­ter­natio­nale Vor­ab­kri­ti­ken das Buch teil­wei­se hym­nisch fei­er­ten, gab es im Nach­hin­ein doch auch eine gan­ze Men­ge ne­ga­ti­ver Be­wer­tun­gen. Of­fen­bar po­la­ri­siert der Ro­man die Le­ser­schaft in ho­hem Ma­ße.

Woran das liegt, lässt sich be­reits an­hand des Um­schlag­auf­druckes er­klä­ren. Über den Ti­tel Glennkill kann man sich schon nach we­ni­gen Sei­ten amü­sie­ren, wenn man er­fährt, dass in der iri­schen Ort­schaft glei­chen Na­mens ein Schä­fer namens George Glenn er­mor­det wur­de. Humo­rige Rand­noti­zen auf die­sem Ni­veau zie­hen sich durch die Ge­schich­te wie ein ro­ter Fa­den.
Der Unter­titel jedoch, Ein Schafs­krimi, er­zeugt bei vie­len Le­sern eine Er­war­tungs­hal­tung, der die Au­to­rin nicht ge­recht wird, womög­lich sogar nicht ein­mal gerecht wer­den woll­te. Der Unter­ti­tel sugge­riert näm­lich span­nen­de Mörder­jag­den, brilli­ante krimi­nalis­ti­sche Schluss­fol­gerun­gen, gekonnt gelegte fal­sche Spu­ren, mög­licher­weise rasan­te Action­sze­nen. Jeden­falls aber ein uner­war­te­tes und den­noch plau­sib­les Ende in Form der Ent­tar­nung eines bru­ta­len Mord­gesel­len. Diese Bestand­teile klas­si­scher Krimi­nal­romane hat Glennkill nicht zu bie­ten. Es ist schlicht und ein­fach kein Krimi.

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Shalimar der Narr

Shalimar der Narr
Salman Rushdie, 2006

Der Autor von Mitter­nachts­kin­der und der berüch­tig­ten Sata­ni­schen Verse, für die er 1989 vom ira­ni­schen Staats­ober­haupt Kho­meini mit­tels einer Fatwa und der Aus­set­zung von Kopf­geld zum Tode ver­ur­teilt wor­den war, hat mit Shalimar der Narr einen Roman über den Kon­flikt zwi­schen Reli­gio­nen im All­ge­mei­nen und die Kon­fron­ta­tion zwi­schen Islam und dem Wes­ten im Spe­zi­el­len vor­ge­legt. Sei­nen Erklä­rungs­ver­such hat Salman Rushdie ver­packt in die per­sön­liche Ge­schich­te einer jun­gen Frau kasch­miri­scher Abstam­mung namens India Ophuls.

Rushdie ist Meis­ter darin, Vor­gänge welt­geschicht­licher Dimen­sion ein­zuklei­den in den Mikro­kos­mos sei­ner Roman­figu­ren. Des­halb spricht meines Erach­tens wenig dage­gen, den vor­der­grün­digen Plot seiner Geschichte hier zu skiz­zieren. Dadurch dürfte dem Leser kaum das Ver­gnü­gen bei der Lek­türe genom­men wer­den. Im Gegen­teil: Die hier gerafft dar­ge­stellte Hand­lung ist im Roman so stark zer­klüf­tet, dass eine Vor­weg­nahme der wesent­li­chen Ele­mente eher hilf­reich als ver­räte­risch ist.

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