Ausgangspunkt für den Wirtschaftskrimi Die Euro-Fälscher mit dem aktuellen Thema europäische Gemeinschaftswährung ist ein reales Ereignis: Am 12. Mai 1998 verschwand ein Hologrammstempel, der für die neuen Banknoten vorgesehen war, auf dem Lufttransport zur Druckerei. Bis heute ist er nicht wieder aufgetaucht. Dieser ungeklärte Schwund öffnet natürlich Tür und Tor für Spekulationen.
In Roel Janssens Roman folgt nun, was kommen muss: Bei einer kleinen niederländischen Bank tauchen am Tag der Einführung des Euro-Bargeldes falsche Fünfhunderter auf. Die Bankmitarbeiter Oscar Straver und Stephanie Horlick stoßen auf der Suche nach der Quelle auf ein Komplott, in dem Schwarzgeld und ein europäischer Freizeitpark entscheidende Rollen spielen.
Erfolgsrezept
Die Romanidee ist wirklich gut: Nachdem Euroblüten aufgetaucht sind, macht sich Oscar sozusagen als Rechercheur an Stelle des Lesers auf die Suche nach der Quelle. Dabei erfährt er interessante Details über Entwicklung, Herstellung und Verteilung der europäischen Gemeinschaftswährung. Gemeinsam mit der Hauptperson lernt auch der Leser eine ganze Menge über den Euro.
Zumindest in Hinsicht auf das eigentliche Thema – die neue europäische Währung – hat der Autor akribische Recherchearbeit geleistet. Zwar ist es für einen Leser, der Hintergründe nicht selbst kennt, nicht immer einfach festzustellen, wo Tatsachen enden und die Dichtung beginnt. Aber schließlich handelt es sich nicht um ein reines Sachbuch, sondern um Unterhaltung abgemischt mit Fakten. Da muss und kann man gewisse Randunschärfen sicher in Kauf nehmen.
Kritische Anmerkungen
Leider ist die Recherchearbeit nicht bis in die Tiefe durchgezogen worden. So werden an einigen Stellen schon einmal Abläufe geschildert, die im Industrie- und vor allem im Bankensektor in der Realität unvorstellbar sind. Unbefriedigend ist dabei, dass Leser Schilderungen als vermeintliche Fakten aufnehmen und sich dann ein falsches Gesamtbild machen. Das ist gerade deshalb so schade, weil die Qualität der profunden Eurorecherche dadurch verwässert wird.
Diese Einschränkung kann man vielleicht durch den Zeitdruck erklären, das Buch noch rechtzeitig im Herbst 2001 vor der Einführung des Euro-Bargeldes auf den Markt zu werfen. Aus dem gleichen Grund mag auch die redaktionelle Arbeit gelitten haben. Neben zu vielen Schreibfehlern fallen vor allem die an einigen Stellen arg hölzernen Formulierungen auf. Vielleicht trifft es nur auf die deutsche Übersetzung zu: Die Schreibe ist einfach schlecht. Dies fällt vor allen Dingen in der Rahmenhandlung auf. Szenen, in denen sich die Beziehung zwischen Oscar und Stephanie entwickelt, oder in denen Charaktere beschrieben werden, sind von einer bedauerlichen Plattheit. Die Freude am Lesen bleibt dabei teilweise auf der Strecke.
Fazit:
Trotz aller Mängel möchte ich Die Euro-Fälscher empfehlen. Denn selbst wenn es aus formalen Gründen nicht einmal mehr mittelmäßig ist, so ist doch das wahrscheinlich wichtigste Ziel erreicht worden. Nämlich auf unterhaltsame Weise über mögliche Fallstricke und tatsächliche Probleme des Euro zu berichten. Deshalb bekommen die Euro-Fälscher von mir immerhin drei von fünf Sternen.
Roel Janssen: Die Euro-Fälscher
Campus Verlag, 2001