Das Spiel des Engels

Carlos Ruiz Zafón, Das Spiel des Engels, 2008
Carlos Ruiz Zafón, 2008

Mit Das Spiel des Engels prä­sen­tiert der spa­ni­sche Autor Car­los Ruiz Za­fón den zwei­ten Teil sei­nes Zy­klus um den sa­gen­um­wo­be­nen „Fried­hof der Ver­ges­se­nen Bü­cher“, einer ge­spens­ti­schen Bi­blio­thek Aber­tau­sen­der oder Mil­lio­nen von Schrif­ten, die tief im Her­zen der Alt­stadt Bar­ce­lo­nas ver­wahrt wer­den. Das En­gels­spiel knüpft allein schon durch sei­ne Schau­plät­ze an Za­fóns Best­sel­ler Der Schat­ten des Win­des an, der sie­ben Ja­hre zu­vor das Le­se­pub­li­kum ver­zau­ber­te. Doch wäh­rend der Vor­gän­ger die Ver­zü­ckun­gen des Le­sens fei­er­te, spürt der Fol­ge­band nun den Qua­len der Schrift­stel­ler nach.

Bei genau­erem Hin­se­hen ist bald zu er­ken­nen, dass der zwei­te Band eine Art li­te­ra­ri­sches Pre­quel zum ers­ten dar­stellt. Die Ge­schich­te setzt im Jahr 1917 ein, also knapp drei­ßig Jah­re vor dem Schat­ten des Win­des. Sie en­det schließ­lich in der Zeit der Ge­burt von Da­niel Sem­pe­re, der Haupt­fi­gur der Wind­schat­ten­er­zäh­lung. Tat­säch­lich ist der Pro­ta­go­nist des En­gels­spiels, ein ge­wis­ser Da­vid Mar­tín, nicht nur Al­ters­ge­nos­se von Da­niels Va­ter son­dern so­gar des­sen Freund und Ehe­stif­ter.

David wächst unter pre­kä­ren Ver­hält­nis­sen auf. Die Mut­ter hat die junge Fami­lie früh ver­las­sen, sein Vater ist Kriegs­vete­ran, Anal­pha­bet und Alko­holi­ker. Die Kind­heit des Jun­gen ist eine Abfolge von Schre­cken, aber immer­hin setzt er sich gegen den jäh­zor­ni­gen Vater durch, der ihm das Lesen von Büchern ver­bie­ten will. David bewahrt sich die Liebe zur Lite­ra­tur nicht zuletzt dank der Unter­stüt­zung durch Daniel Sem­pe­res Groß­va­ter, der damals Inha­ber der Buch­hand­lung im Santa-Ana-Vier­tel war, die im Schat­ten des Win­des im Zen­trum der Hand­lung stand.

Das Spiel des Engels – Das erste Leben des David Martín

Nun, der Vater von David Mar­tín stirbt nach weni­gen Buch­sei­ten eines gewalt­sa­men Todes. Danach über­lebt sein Kind nur, weil sich die Gran­den einer herun­ter­gekom­men Zei­tungs­redak­tion des Jun­gen anneh­men, in der der Vater als Nacht­wäch­ter ange­stellt war. In die­ser Redak­tion behaup­tet sich David zunächst als Boten­junge und bekommt nach eini­gen Jah­ren gar die Chance, eine schau­rige Fort­set­zungs­ge­schich­te für die Zei­tung zu schrei­ben. Seine Erzäh­lung trägt den Titel „Die Ge­heim­nisse von Bar­ce­lona“, spielt im Unter­welt­mi­lieu und wird zum Publi­kums­er­folg.

Aufstieg und Fall

Durch Nei­der aus der Redak­tion ver­trie­ben, ver­dingt sich David als Gro­schen­roman­schrei­ber bei einem win­di­gen Buch­ver­lag, der zwar seine neue Ge­schich­ten­se­rie „Die Stadt der Ver­damm­ten“ erfolg­reich ver­treibt, dabei aber das junge Talent scham­los aus­nimmt. Wie beses­sen schreibt David an sei­nen Erzäh­lun­gen, ver­nach­läs­sigt dabei sich und seine Gesund­heit. Er ist noch keine drei­ßig, als ein inope­ra­bler Gehirn­tu­mor dia­gnos­ti­ziert wird und das Ende sei­ner Schrift­stel­ler­lauf­bahn sowie sei­nes Lebens unab­wend­bar bevor­zu­ste­hen schei­nen.

Die „Gro­ßen Erwar­tun­gen“, die David in sei­nem Lieb­lings­ro­man von Dickens ent­deckt und für sich selbst erträumt hatte, blei­ben uner­reich­bar.

Und wenn es das Letzte sein sollte

Die weni­gen Monate, die David noch blei­ben, will er mit den zwei Din­gen ver­brin­gen, die ihm über­haupt noch wich­tig sind: mit dem eige­nen gro­ßen Roman, den er unbe­dingt schrei­ben möchte; und mit einem Gefal­len, den er der jun­gen Frau ver­spricht, in die er unsterb­lich aber ebenso unglück­lich ver­liebt ist. Für seine Cris­tina schreibt er einen voll­stän­dig miss­glück­ten Roman um, den Don Pedro, Davids Men­tor und gleich­zei­tig Cris­tinas Chef, begon­nen hat.

Doch auch mit die­sen Unter­fan­gen schei­tert der junge Mann. Zwar wird der Roman, den er für Don Pedro schreibt, ein glän­zen­der Ver­kaufs­er­folg. Doch sein eige­ner floppt kläg­lich. Auch Davids Hoff­nung, über der gemein­sa­men Arbeit an Pedros Werk die Gunst Cris­ti­nas zu gewin­nen, zer­schellt in einem part­ner­schaft­li­chen Super-GAU: Zwar ver­brin­gen die bei­den jun­gen Leute eine Lie­bes­nacht, aber danach hei­ra­tet Cris­tina Don Pedro.

Das Spiel des Engels – Das zweite Leben des David Martín

Kann es noch wei­ter nach unten gehen? David ist ster­bens­krank, als Schrift­stel­ler geschei­tert und hat seine große Liebe ver­lo­ren. Lägen da nicht noch fünf­hun­dert Roman­sei­ten vor uns, man müsste ver­zei­feln.

Tat­säch­lich nimmt Davids Schick­sal eine Wende. Der geheim­nis­volle fran­zösi­sche Ver­le­ger Andreas Corelli nimmt Kon­takt zu ihm auf. Er bie­tet dem Gestran­de­ten nicht nur ein Ver­mö­gen für eine ein­zige Erzäh­lung an. In einer myste­riö­sen nächt­li­chen Szene befreit er den Krebs­kran­ken gar von sei­nem Tumor. David blüht auf, nicht nur kör­per­lich son­dern auch kunst­hand­werk­lich. Alle Hin­der­nisse, die ihm im Wege zu lie­gen schei­nen, wer­den wie durch Wun­der bei­sei­te geräumt.

Wenn da nur nicht all die Lei­chen wären, die mit einem Mal Davids Weg zu säu­men schei­nen!

Das Spiel des Engels – Der Pakt mit dem Teufel

Der Autor lässt schon früh kei­nen Zwei­fel daran, mit wem sich sein Zög­ling David da ein­ge­las­sen hat. Schon nach hun­dert Buch­sei­ten lässt er den undurch­sich­ti­gen Corelli einen Satz sagen, der der Leser­schaft das Blut in den Adern gerin­nen lässt:

„Ich weiß, was es heißt, den Vater zu ver­lie­ren, wenn man ihn noch braucht. Den Ihren hat man Ihnen unter tra­gi­schen Umstän­den ent­ris­sen. Mei­ner hat mich mich aus Grün­den, die nichts zur Sache tun, abge­lehnt und von zu­hause ver­sto­ßen.“
(Seite 124)

Wir haben es also mit einer Vari­ante des faus­ti­schen Motivs des Teu­fels­pak­tes zu tun. David Mar­tín ent­kommt sei­nem erbärm­li­chen Schick­sal nur, weil er sich auf einen Han­del ein­gelas­sen hat: ein lan­ges Leben in finan­ziel­ler Sicher­heit gegen seine unsterb­li­che Seele.

Der Luzi­fer, der hier sein Engels­spiel mit David treibt, trägt edle schwarze Anzüge mit einer auf­fäl­li­gen sil­ber­nen Engels­spange am Revers. Er scheint all­gegen­wär­tig zu sein und löst alle Pro­bleme des jun­gen Man­nes, indem er des­sen Wider­sa­cher ohne zu zögern aus dem Leben beför­dert. Eine düs­tere, blu­tige Ge­schich­te tischt uns Zafón dies­mal auf. Es ist nicht ein­fach, mit all den Todes­fäl­len Schritt zu hal­ten. Aber wenn ich mich nicht ver­zählt habe, dann haben Corelli und David Mar­tín im Laufe der Roman­ge­schich­te acht­zehn Tote auf dem Gewis­sen. Und irgend­wann ent­deckt der Pro­tago­nist sogar sei­nen eige­nen Grab­stein, auf dem bereits sein Name und sein Todes­jahr ein­gemei­ßelt sind. Das ist wohl der Preis dafür, wenn man sich mit dem Teu­fel ein­lässt.

Schreckenswelt

Diese fins­tere Ge­schich­te bet­tet Zafón in eine ebenso beklem­mende Umge­bung ein. Die Stadt Bar­ce­lona scheint in ers­ter Linie aus Unrat, Gestank, Indus­trie­gif­ten und Ver­fall zu beste­hen. Die Archi­tek­tur ist zu einer Sky­line des Ver­falls ver­kom­men. Herun­ter­gekom­mene, mod­rige Käs­ten beschreibt der Autor in einer Detail­ver­ses­sen­heit, die die Leser­schaft schau­dern lässt. Die Fix­punkte der Ge­schich­te sind hohe, fins­tere Türme, etwa das uralte Haus, in dem David sein Leben ver­bringt. Oder die Säu­len der Seil­bahn zwi­schen Hafen und Mont­juic, in der sich zwei ent­schei­dende Sze­nen der Roman­hand­lung zutra­gen. Zafóns Lieb­lings­bau­werke laden gera­dezu ein, sich aus schwin­deln­der Höhe hinab in die Tiefe der Hölle zu stür­zen. Dazu bläst stän­dig kal­ter Wind, jagen Gewit­ter über die Stadt hin­weg, die sint­flut­ar­tige Regen­fälle brin­gen und die Lich­ter Bar­celo­nas erlö­schen las­sen. Aber der­lei meteo­rolo­gi­sche Schre­ckens­sze­na­rien ken­nen wir ja schon aus dem Schat­ten des Win­des.

Es scheint nur zwei lokale Aus­nah­men in die­sem Reich der Fins­ter­nis zu geben. Zum einen ist da der Wohn­sitz von Davids Men­tor Don Pedro, die leuch­tende Villa Helios. Zum ande­ren gibt es die Buch­hand­lung der Sem­pe­res, die stets in hei­me­li­ge Beleuch­tung getaucht ist.

Unwill­kür­lich drängt sich der Leser­schaft der Ein­druck auf, Zafón habe beim Schrei­ben auch an eine Ver­fil­mung der Ge­schich­te gedacht. Schließ­lich hatte er in sei­nem Exil in Los Ange­les auch als Dreh­buch­autor gear­bei­tet. Inso­fern ist der Begriff Pre­quel, den ich zu Anfang mei­ner Buch­bespre­chung gewählt hatte, gleich dop­pelt rich­tig.

Das Spiel des Engels – Erfolgsrezept

Betrach­tet man nur die Fas­sade, dann möchte man mei­nen, mit dem Spiel des Engels wie­der mal einen ver­unglück­ten Folge­ro­man zu einem voraus­gegan­ge­nen Kas­sen­schla­ger vor­ge­setzt bekom­men zu haben. Doch das stimmt nicht. Denn Carlos Ruiz Zafón ver­langt sei­nen Lese­r¦in­nen mit die­ser Fort­set­zung wesent­lich mehr ab als mit sei­nem ers­ten Band.

Stilmittel

Es ist wohl wahr, dass die Ge­schich­te vor Stil­blü­ten nur so strotzt. Das haben andere Buch­bespre­chun­gen die­ses Titels oft nega­tiv ange­merkt; etwa das berüch­tigte Laub, das im Wind wie Schlan­gen raschelt. Doch beden­ken wir, dass wir es in der Figur des David Mar­tín – wenigstens im ersten Akt – mit einem Gro­schen­roman­schrei­ber zu tun haben. Als sol­cher hält er seine Leser genau mit der­lei For­mulie­run­gen bei Laune, die Zafón als iro­ni­sche Zitate auch in sei­nen Text hinein­zieht. Mei­nes Erach­tens sind solche Mit­tel durch­aus bewusst vor­han­den, eben weil sie sich nicht quer durch den gesam­ten Text zie­hen, son­dern ganz gezielt ein­ge­setzt wer­den.

Hinzu kommt der wohl dosierte Sprach­witz, mit dem der Autor aus einem Drama leich­ter Hand eine Tragi­komö­die macht. Zwar fehlt dies­mal ein pitto­­res­ker Fer­mín Romero de Tor­res, der am lau­fen­den Band Apho­ris­men von sich gäbe wie im Schat­ten des Win­des. Aber doch gibt es immer wie­der Dia­loge oder rasch ein­gewor­fene Gedan­ken, die einem sofort ein Lächeln ins Gesicht zau­bern.

„Normale Men­schen brin­gen Kin­der zur Welt, unser­einer Bücher. Wir Schrift­stel­ler sind dazu ver­dammt, ihnen unser gan­zes Leben zu wid­men, obwohl sie es uns fast nie dan­ken.“
(David Martín auf Seite 499)

Selbstre­flexion

Dieses Bon­mot, das Zafón seiner Haupt­per­son in den Mund legt, hätte der Roman­autor viel­leicht sogar selbst aus­spre­chen kön­nen. Bli­cken wir hier womög­lich auf einen auto­bio­grafi­schen Aspekt der Ge­schich­te? An einer ande­ren Text­stelle ist ohne jeden Zwei­fel zu erken­nen, dass Zafón aus einer sei­ner Roman­figu­ren spricht.

Denn wer den Werde­gang von Car­los Ruiz kennt, weiß, dass der Schrift­stel­ler nie ein Lieb­ling der spa­ni­schen Lite­ratur­kri­tik war. Über den Klün­gel hat er sich zeit­le­bens beklagt. Und nun lässt er im Engels­spiel seinen Don Pedro zu David nach des­sen Roman­ver­riss sagen:

„Was hast Du erwar­tet? Du bis kei­ner von ihnen. Du wirst es nie sein. Du hast es nicht sein wol­len und glaubst, man wird dir das ver­zei­hen. Du ver­gräbst dich in dei­nem alten Kas­ten und meinst, du kannst über­le­ben, ohne dich dem Chor der Mess­kna­ben anzu­schlie­ßen und die Uni­form anzu­zie­hen. Da irrst du dich, David. Du hast dich immer geirrt. Das Spiel läuft anders. Wenn du allein spie­len willst, pack die Kof­fer und geh irgend­wo­hin, wo du Herr dei­nes Schick­sals bist. Aber wenn du hier­bleibst, schließ dich bes­ser einer Ge­mein­de an, wel­cher auch immer. So ein­fach ist das.“
(Seite 166)

Genau das hat Zafón selbst beher­zigt. Er ist letzt­lich alleine spie­len gegan­gen, in die USA. Doch auch wenn der Pro­phet im eige­nen Land nichts galt, so hat der Autor zumin­dest außer­halb Spa­niens höchste Wür­den erfah­ren. Der Rezen­sent des Corri­ere Della Sera etwa schreibt: „Hier­mit ernenne ich Zafón zum Dickens von Bar­ce­lona, zum der­zeit begab­tes­ten Schrift­stel­ler, was die Erzähl­kunst betrifft.“
Und die New York Times, Lire und Kirkus Review haben den Autor in ihren Bespre­chun­gen längst auf einen gemein­sa­men Sockel geho­ben mit Jorge Luis Borges, Umberto Eco, Gabriel García Már­quez, Ste­phen King, Edgar Allen Poe und Bram Sto­ker.

Eine Herausforderung

Wer die Ge­schich­te um das Spiel des Engels wie einen Thril­ler liest, oder wie Schau­erli­tera­tur mit spi­ritu­el­lem Ein­schlag, der wird spä­tes­tens gegen Ende hin ent­täuscht sein. Ist es nicht bil­lig, einen Men­schen, der sich einen lei­chen­gepflas­ter­ten Weg durch Bar­ce­lona gebahnt hat, auf die letz­ten Meter aus der Ver­ant­wor­tung zu neh­men? Ihn mit ein paar Schrit­ten unge­hin­dert aus der „Stadt der Verdamm­ten“ zu ent­las­sen? Um ihn dann in einer traum­artig anmu­ten­den Abschluss­szene sei­nen inne­ren Frie­den schlie­ßen zu las­sen?

Nein, sage ich. Das ist nicht bil­lig. Denn Zafón lässt seine Leser­schaft über sie­ben­hun­dert Buch­sei­ten hin­weg nicht aus der Ver­ant­wor­tung. Er mutet uns zu, selbst Schlüsse zu zie­hen und unsere eigene Inter­pre­ta­tion aus ver­schie­de­nen Mög­lich­kei­ten zu model­lie­ren.

Nicht alles ist so, wie es scheint!

Gibt es die­sen Andreas Corelli wirk­lich? Oder war es nicht doch die ganze Zeit über David Mar­tín selbst, der sich durch diese Ge­schich­te gekämpft hat? Alleine, aber mit fins­te­rer Ent­schlos­sen­heit. Der wegen „Gro­ßer Erwar­tun­gen“ oder wegen sei­ner gro­ßen Ent­täu­schung in Kauf nahm, so viele mit ins Ver­der­ben zu rei­ßen, statt das Unaus­weich­li­che zu akzep­tie­ren? Dann hätte auch die­ses merk­wür­dige Roman­ende einen Sinn.

Kurze Hin­weise auf schi­zo­phrene Pha­sen der Haupt­figur gibt es immer wie­der. Zuletzt etwa in Form einer Rand­bemer­kung des Poli­zeiin­spek­tors Gran­des, er habe die ganze Zeit über David selbst mit die­ser Engels­bro­sche Corel­lis am Revers gese­hen.

Wie ist es um unsere Selbst­wahr­neh­mung und die objek­tive Wahr­heit bestellt? Wie gehen wir mit Men­schen um, die wir lie­ben? Gibt es wirk­lich immer eine zweite Chance? Und falls ja: zu wel­chem Preis?

Welche Rolle spie­len Reli­gio­nen in der Gesell­schaft? An Glau­bens­leh­ren lässt Zafón in die­sem Roman kein gutes Haar. Für seine Haupt­figu­ren sind sie das Grund­übel mensch­li­cher Gemein­schaft. – Lux Aeterna!

~

Wem diese Buch­be­spre­chung gefal­len hat, wird sich viel­­leicht für das Auto­ren­­pro­fil von Car­los Ruiz Zafón interes­sieren, das ich als Nach­ruf zu seinem Tod im Juni 2020 zusammen­gestellt habe und in dem auch Rezen­sionen sei­ner ande­ren Romane ver­linkt sind.

Fazit:

Nicht vie­len Auto­ren gelingt es, im Anschluss an einen gran­dio­sen Publi­kums­er­folg einen min­des­tens gleich­wer­ti­gen Folge­ro­man anzu­schlie­ßen. Alle lau­fen sie Gefahr, in die Gleise des Vor­wer­kes ein­zufä­deln und nur mehr ein schwa­ches Echo des Erfolgs abzu­lie­fern. Die­ser Falle ist Car­los Ruiz Zafón mit Das Spiel des Engels aus­gewi­chen. Es ist gera­dezu erstaun­lich, wie er chro­nolo­gisch an sei­nen Erst­ling anknüpft, dabei sogar im bewähr­ten loka­len Umfeld bleibt, diverse Mus­ter und sogar Sze­nen aus dem Vor­gän­ger über­nimmt und den­noch eine voll­kom­men andere Ge­schich­te erzählt.

Wem Der Schat­ten des Win­des gut gefal­len hat, der kommt am Engels­spiel ohne­hin nicht vor­bei. Aber auch einer Leser­schaft, die sich für spi­ritu­ell ange­legte Ge­schich­ten über das Gute oder das Böse inte­res­siert, sei der Roman unbe­dingt emp­fohlen. Er ist wirk­lich eine her­vor­ra­gende Ins­pira­tions­quelle für eigene Über­legun­gen. Ledig­lich die Lieb­ha­ber der kata­lani­schen Metro­pole am Mit­tel­meer kom­men dies­mal zu kurz. Zwar gibt es wie­der Absätze, in denen der Autor auch die uralte Stadt am Meer zu Wort kom­men lässt. Aber eine Lie­bes­erklä­rung an Bar­ce­lona, wie ich sie im Vor­gän­ger­band wahr­genom­men habe, ist hier nicht aus­zuma­chen.

Bei mei­ner Ster­nebe­wer­tung ist es denk­bar knapp gewor­den. Um ein Haar hätte Das Spiel des Engels ebenso wie der erste Band die vol­len fünf Sterne bekom­men. Aber mein Algo­rith­mus ist gna­den­los, und ich musste auf vier sehr, sehr dicke Sterne abrun­den. Wenn ich ehr­lich sein will, bin ich damit ganz zufrie­den. Auch wenn mir klar ist, dass andere Lese­r¦innen die bei­den Romane um den Fried­hof der Ver­ges­se­nen Bücher womög­lich genau umge­kehrt bewer­ten wür­den.

Carlos Ruiz Zafón:
El juego del ángel
| Das Spiel des Engels,
🇪🇸 Planeta, 2008
🇩🇪 Fischer Verlag, 2008

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