Der Protagonist in T. C. Boyles aktuellem Roman mit dem Titel Sprich mit mir ist kein Mensch, sondern ein Tier: Der Schimpanse Sam erlernt im Rahmen eines wissenschaftlichen Experiments die Gebärdensprache und kann sich dadurch mit menschlichen Gesprächspartnern austauschen. Diese Idee ist simpel und brillant zugleich. Denn sie wirft ohne Weiteres einen ganzen Strauß an Fragen auf:
Wo liegt der Unterschied zwischen Mensch und Tier? Inwieweit sind Tiere etwa mit Kleinkindern vergleichbar? Ist der wichtigste Unterschied zwischen Menschen und Tieren lediglich in der Sprachbarriere begründet? Oder neigen wir dazu, unsere tierischen Gefährten zu vermenschlichen? Gehen wir denn in angemessener Weise mit unseren Haus- und sonstigen Tieren um? Welche Arten von Beziehungen können zwischen Mensch und Tier bestehen? Was gibt uns, dem Menschengeschlecht, eigentlich das Recht, uns über den Rest der Natur zu erheben?
So unverfänglich die Geschichte um Sam den Schimpansen auch angelegt sein mag: Sie hinterfragt unser gesellschaftliches Wertesystem. Und sie stellt letztlich alle unsere seit Jahrtausenden überlieferten Schöpfungsgeschichten in Frage.