Wir begleiten Mark Nelson, einen jungen Doktor der Psychologie und Vernehmungsexperten in Echtzeit durch seinen ersten Arbeitstag im Ermittlerteam des englischen Kriminalinspektors John Mercer. Kopfüber hinein stürzen wir uns in den Fall eines Serienmörders: Der 50/50 Killer hat sich auf Paare spezialisiert. Er hat sich nämlich zum Ziel gesetzt, die Beziehung zweier Menschen zu zerstören, bevor er zuletzt einen oder gar beide der Partner von der Folter erlöst und umbringt! – Ein besonders spannender, äußerst subtiler Thriller des Autors Steve Mosby. Denn er stürzt die Ermittler und ebenso die Leser in immer komplexere Verwirrungen und gipfelt schließlich in einem unerwarteten und an Dramatik kaum zu überbietenden Finale.
Der 50/50 Killer ist der dritte Roman des Briten Mosby nach Spur ins Dunkel (2003) und The Cutting Crew (2005). Der Krimi wurde 2008 für den US-amerikanischen Literaturpreis Barry Award nominiert. Mit diesem Text gelang Mosby der Durchbruch als Thrillerautor.
Was passiert?
Mark Nelson tritt seinen Dienst als Nachfolger eines Kollegen an, der vor einiger Zeit dem Mörder selbst zum Opfer gefallen war. Diese spezielle Problematik ist der Grund für zusätzlichen Druck auf das Ermittlerteam und insbesonders auf dessen Leiter, John Mercer. Unter enormem Erfolgsdruck hetzt dieser seine Beamten durch die Ermittlungen.
Doch gerade dadurch spielt er unbewusst dem Täter genau die Bälle zu, die dieser braucht, um sein perfides, minutiös geplantes Spiel Schritt für Schritt in Szene zu setzen. Bis zuletzt gelingt es dem Psychopathen, auch Mark Nelson an der Nase herum zu führen, ihn für seine Zwecke einzusetzen und seinem teuflischen Ziel immer näher zu kommen.
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Der Roman verleitet in seinem Spannungsbogen dazu, Seite um Seite in immer höherem Tempo zu verschlingen. Dennoch ist der Leser gut beraten, sich alle Details der Schlussfolgerungen des Protagonisten Nelson einzuprägen. Nur so wird er der Komplexität der Auflösung folgen können. Nur so ist es möglich, die Feinheiten der Konstruktion der Geschichte nachzuverfolgen, die uns der Autor Steve Mosby auftischt. – Meine Empfehlung: Nimm Dir genug Zeit, um die Geschichte in Ruhe und trotzdem möglichst am Stück zu lesen. Denn so kommst Du in den ganzen Genuss des spannungsgeladenen Thrillers.
Bewertung
Ich kann nicht umhin, Steve Mosby Lob zu zollen. Der 50/50-Killer ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie man als Autor einerseits einen wirklich rasanten Echtzeitkrimi konstruiert und andererseits trotzdem noch jede Menge Hintergrundinformation unterbringt. Denn diese Informationen benötigen die Leser|innen – und natürlich auch der Ich-Erzähler –, um zu verstehen, was passiert.
Mindestens ebenso lobenswert ist die Tatsache, dass Mosby darauf verzichtet, seine Romanfiguren rein schwarz-weiß zu zeichnen. Seine Charaktere kommen nämlich allesamt so überzeugend und menschlich daher, dass ihre Fehler und Unzulänglichkeiten fast schon wieder schmerzlich sind. Die Geschichte ist nicht nur kriminologisch, sondern auch psychologisch überzeugend.
Fazit:
Im Gegensatz zu anderen Beispielen der Krimiliteratur überzeugt Der 50/50 Killer nicht nur durch seine wohl durchdachte und immer wieder überraschende Handlungsfolge. Er punktet auch durch die gekonnte Ausführung, die keine offensichtlichen, ärgerlichen Widersprüche in den Schlussfolgerungen enthält. Die Abfolge in Echtzeit sorgt für enorme Leselust und empfiehlt den Roman gleichzeitig als Vorlage für filmische Umsetzung.
Krimi- und Thrillerfans sei das Buch unbedingt empfohlen. In Urlaubslaune und möglicherweise unter dem frischen Eindruck sprühender Spannung vergebe ich an den 50/50 Killer gerne mal drei ganz dicke von fünf möglichen Sternen.
Ich bedanke mich herzlich bei der Buchhandlung Bollinger für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar
Steve Mosby: Der 50/50 Killer
Droemer Knaur Verlag, 2007