
Die Verleihung des Ludwig-Börne-Preises war im vergangenen Jahr ausgesetzt worden. Letztes Wochenende wurde die Auszeichnung nun nachgeholt. Preisträger ist Christoph Ransmayr (67), österreichischer Romanautor und Journalist. Die Frankfurter Ludwig Börne Stiftung hatte mit der Vergabe des mit 20.000 Euro dotierten Preises diesmal den deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier beauftragt. Seine Entscheidung für Ransmayr begründete der Preisrichter wie folgt: „Die Reden und Reportagen Ransmayrs zeichnen sich durch genaue Weltbeobachtung und tiefe Menschlichkeit aus. In Zeiten geprägt von Uneinigkeit und Abgrenzungen, hält er auf emphatisch-aufklärerische Weise das Einende hoch. Weder Nation, noch Konfession, noch Stand, noch Geschlecht sind es, die für ihn zählen, sondern allein die Gleichheit der Menschen und das Geheimnis der Existenz“. Und er gibt dem Preisträger noch ein Lob mit: „Sie nehmen uns gefangen – und entlassen uns dann als neu und anders Sehende.“
Herzlichen Gückwunsch
, Herr Ransmayr!Über den Preisträger
Christoph Ransmayr gilt auch international als einer der einflussreichsten zeitgenössischen oberösterreichischen Romanautoren. Der Autor ist ein Weltreisender, der seinen Erfahrungen in seinem Werk Raum gibt. Und doch gilt er als einer, der Österreich von seinen Komplexen nach dem Zweiten Weltkrieg freigeschrieben hat. Diese erstaunliche Kombination lässt sich vielleicht am besten an seinem Roman Morbus Kitahara nachvollziehen, der im Nazi-KZ Ebensee beginnt und schließlich in Brasilien sein Ende findet.
„Zwei Tote lagen schwarz im Januar Brasiliens“
(Vielzitierter erster Satz aus Morbus Kitahara)
Weitere Romane von Christoph Ransmayr (Auszug):
- Strahlender Untergang (1982)
- Die Schrecken des Eises und des Untergangs (1984)
- Die letzte Welt (1988)
- Morbus Kitahara (1995)
- Der fliegende Berg (2006)
In seinem international bekanntesten Roman, Die letzte Welt, der mittlerweile in dreißig Sprachen übersetzt wurde, beschreibt der Autor die bizarre Reise seines Protagonisten ans Schwarze Meer, wo dieser Spuren Ovids aufspüren will, der nach seiner Verbannung aus Rom dort in Tomis verstorben sein soll.
„Ransmayrs Texte betreiben Zivilisationskritik, indem sie anthropologische Fragen poetisieren: Wo findet die Entdecker- und Abenteurernatur des Menschen ihre natürliche Grenze? Wo schlägt das Pathos der Entgrenzung in Zeit und Raum – Sinnbild dafür ist das Gehen durch menschenleere Stein-, Sand- oder Eiswüsten – um in (Selbst)Zerstörung? Wo zwischen den Dokumenten und Daten der Überlieferung und den Eigenschaften einer nichtmenschlichen Natur ist der Ort des Menschen?“ (Bernhard Fetz, 2017)
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