
Der österreichische Schriftsteller und Übersetzer Clemens Johann Setz (39) erhält in diesem Jahr den Georg-Büchner-Preis. Die Jury zeichnet damit „einen Sprachkünstler aus, der mit seinen Romanen und Erzählungen immer wieder menschliche Grenzbereiche erkundet“. Sie würdigt Setz‘ „zutiefst humanistische Impulse“, seine „Menschenfreundlichkeit“, sein „enzyklopädisches Wissen und einen Reichtum der poetischen und sprachschöpferischen Imagination“. Der mit 50.000 Euro dotierte Georg-Büchner-Preis ist einer der wichtigsten literarischen Auszeichnungen im deutschsprachigen Raum. Im vergangenen Jahr wurde Elke Erb für ihr literarisches Lebenswerk ausgezeichnet.
Herzlichen Glückwunsch, Herr Setz!
Über den Preisträger
Als Autor hat Setz bislang fünfzehn Romane, Erzählungen, Gedichtbände und Theaterstücke veröffentlicht. Als Übersetzer hat er mehrere Werke von Eward Gorey sowie von John Leake und Scott McClanahan ins Deutsche gebracht. In meinem Bücherregal wird stets sein Roman Indigo einen Ehrenplatz behalten. In diesem Werk schreibt er über eine rätselhafte Störung, die dazu führt, dass jeder, der dem Träger des sogenannten „Indigo-Syndroms“ zu nahe kommt, von Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerz befallen wird. Setz‘ radikaler Roman wurde als „Bastard aus Agenten-, Science-Fiction- und Politthriller, Schauer- und Liebesgeschichte, untermischt mit Amoklauffantasien und Schockbildern“ bezeichnet, das Buch stand 2012 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises.
Jahrelang habe sie, so erklärte die Frau, alle Leute nach dem Ampel-System eingeteilt: Solche mit roter Aura waren ungemütliche Exemplare, jähzornig, kleinlich, begriffsstutzig; gelbe Aura bedeutete Geduld, Fürsorglichkeit, Verständnis; grün bedeutete Albernheit,Wildheit, mitunter auch Faulheit. Aber seit einigen Jahren fielen ihr hier und da kleine blaue Wesen auf, Kinder mit indigoblauer Aura. Der Moderator fragte nach, aber die wie eine Fledermaus gekleidete Seherin schüttelte den Kopf und meinte, sie könne beim besten Willen nicht sagen, welche Eigenschaften diese Farbe darstelle, aber sie vermute, es habe zu zun mit dem Kommen eines neuen Zeitalters, dem der Fische. Dieser Zusammenhang war niemandem verständlich, und so erklärte die Frau, dass es sich bei diesen Kindern möglicherweise um spirituellere, intelligentere Wesen handle, die auf die Erde gekommen seien, um den Planeten zu retten.
(Indigo, Seite 55 f.)
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