Komplette Liste aller Rezensionen seit 2002
Auf der Su­che nach Lese­stoff? Hier fin­dest Du Buch­be­spre­chun­gen mit An­spruch aber oh­ne Al­lü­ren. Ich schrei­be meist über bel­le­tris­ti­sche Ti­tel; über sol­che, die mir ge­fal­len oder auch mal nicht ge­fal­len ha­ben; manch­mal Main­stream, manch­mal ab­seits der aus­ge­tre­te­nen Pfa­de. (Per­sön­li­che Emp­feh­lun­gen und ein paar Wor­te zu die­sem Pro­jekt gibt’s ganz un­ten auf die­ser Sei­te.)

Der Fürst des Parnass

Der Fürst des Parnass
Carlos Ruiz Zafón, 2014

Noch vor dem Ab­schluss des Zyk­lus um den „Fried­hof der Ver­ges­se­nen Bü­cher“ streut Car­los Ruiz Za­fón eine kur­ze Er­zäh­lung in sei­ne Ro­man­se­rie ein. Die­ Ge­schich­te trägt den Ti­tel Der Fürst des Parnass und ist Vor- und Nach­wort in einem. In einem dün­nen und da­zu noch ver­schwen­de­risch weit ge­setz­ten Bänd­chen lässt uns der Autor wis­sen, wie al­les be­gann.

„Ich ha­be die­se klei­ne Er­zäh­lung als Di­ver­tis­se­ment ge­dacht, als eine Art Ge­schenk an die Le­ser, das mehr von der ge­hei­men Ge­schich­te des Fried­hofs der Ver­ges­se­nen Bü­cher auf­blit­zen lässt.“
(Carlos Ruiz Zafón im Klappentext)

Wahr­schein­lich ist min­des­tens die Hälf­te der Lese­r¦in­nen hier ge­lan­det, um he­raus­zu­fin­den, wer oder was die­ser „Par­nass“ ist und um wen es sich bei des­sen Fürs­ten han­delt. Al­so wol­len wir zu­nächst ein­mal die­se bei­den Fra­gen klä­ren. Be­vor wir uns Ruiz‘ kurz­wei­li­ger Er­zäh­lung in­halt­lich nä­hern.

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Das Spiel des Engels

Carlos Ruiz Zafón, Das Spiel des Engels, 2008
Carlos Ruiz Zafón, 2008

Mit Das Spiel des Engels prä­sen­tiert der spa­ni­sche Autor Car­los Ruiz Za­fón den zwei­ten Teil sei­nes Zy­klus um den sa­gen­um­wo­be­nen „Fried­hof der Ver­ges­se­nen Bü­cher“, einer ge­spens­ti­schen Bi­blio­thek Aber­tau­sen­der oder Mil­lio­nen von Schrif­ten, die tief im Her­zen der Alt­stadt Bar­ce­lo­nas ver­wahrt wer­den. Das En­gels­spiel knüpft allein schon durch sei­ne Schau­plät­ze an Za­fóns Best­sel­ler Der Schat­ten des Win­des an, der sie­ben Ja­hre zu­vor das Le­se­pub­li­kum ver­zau­ber­te. Doch wäh­rend der Vor­gän­ger die Ver­zü­ckun­gen des Le­sens fei­er­te, spürt der Fol­ge­band nun den Qua­len der Schrift­stel­ler nach.

Bei genau­erem Hin­se­hen ist bald zu er­ken­nen, dass der zwei­te Band eine Art li­te­ra­ri­sches Pre­quel zum ers­ten dar­stellt. Die Ge­schich­te setzt im Jahr 1917 ein, also knapp drei­ßig Jah­re vor dem Schat­ten des Win­des. Sie en­det schließ­lich in der Zeit der Ge­burt von Da­niel Sem­pe­re, der Haupt­fi­gur der Wind­schat­ten­er­zäh­lung. Tat­säch­lich ist der Pro­ta­go­nist des En­gels­spiels, ein ge­wis­ser Da­vid Mar­tín, nicht nur Al­ters­ge­nos­se von Da­niels Va­ter son­dern so­gar des­sen Freund und Ehe­stif­ter.

David wächst unter pre­kä­ren Ver­hält­nis­sen auf. Die Mut­ter hat die junge Fami­lie früh ver­las­sen, sein Vater ist Kriegs­vete­ran, Anal­pha­bet und Alko­holi­ker. Die Kind­heit des Jun­gen ist eine Abfolge von Schre­cken, aber immer­hin setzt er sich gegen den jäh­zor­ni­gen Vater durch, der ihm das Lesen von Büchern ver­bie­ten will. David bewahrt sich die Liebe zur Lite­ra­tur nicht zuletzt dank der Unter­stüt­zung durch Daniel Sem­pe­res Groß­va­ter, der damals Inha­ber der Buch­hand­lung im Santa-Ana-Vier­tel war, die im Schat­ten des Win­des im Zen­trum der Hand­lung stand.

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Caesarenblut

Claudia Magerl, Caesarenblut, 2015
Claudia Magerl, 2015

Mit Caesarenblut ha­be ich nun den vier­ten his­to­ri­schen Ro­man der Auto­rin Clau­dia Ma­gerl ge­le­sen. Wie in den drei an­de­ren Bän­den er­zählt sie auch in die­ser Ver­öf­fent­li­chung die Ge­schich­te einer his­to­risch ver­bürg­ten Fi­gur aus der zwei­ten Rei­he des Macht­ge­fü­ges im da­ma­li­gen rö­mi­schen Kai­ser­reich. Ihr Pro­ta­go­nist ist dies­mal Ga­ius Cas­sius Chaerea. Die­ser Chaerea, so nennt Ma­gerl ih­ren Hel­den meist kurz, ist Sohn eines Rit­ter­ge­schlechts, der es bis zum Rang des Tri­buns der kai­ser­li­chen Prä­to­ria­ner­gar­de un­ter dem zwei­ten rö­mi­schen Kai­ser Ti­be­rius brach­te. Als Gar­de­sol­dat war Chaerea al­ler­dings nie­mals der per­sön­li­che Ver­trau­te des Kai­sers. In­so­fern bricht die Auto­rin in der Kon­stel­la­tion des Per­so­nals in ge­wis­ser Wei­se aus dem Sche­ma ih­rer an­de­ren drei Ro­ma­ne aus.

Chro­no­lo­gisch reiht sich Caesarenblut als drit­te Er­zäh­lung naht­los in die Rei­he der an­de­ren Ro­man­bän­de der Auto­rin ein: Bru­der­schwur und Feu­er­tod, die Bän­de 1 und 2, haben Mar­cus Vip­sa­nius Agrip­pa zur Haupt­fi­gur, den Freund und Ver­trau­ten von Ga­ius Oc­ta­vius, dem spä­te­ren Kai­ser Augus­tus (31 v.Chr. bis 14 n.Chr.).
Die hier be­spro­che­ne Ge­schich­te um Ga­ius Cas­sius Chaerea deckt nun die Re­gie­rungs­zei­ten der bei­den Nach­fol­ger des Augus­tus ab; die der Cae­sa­ren Ti­be­rius (14 bis 37) und Ca­li­gu­la (37 bis 41). Sie en­det mit dem Amts­an­tritt von Kai­ser Clau­dius.
Die vier­te Fol­ge schließ­lich, Der Tem­pel des Cas­tor, setzt ein mit der Re­gie­rungs­zeit des Clau­dius und hat die ers­te Le­bens­hälf­te des Mar­cus Sal­vius Otho zum In­halt, des en­gen Freun­des von Kai­ser Ne­ro (54 bis 68).

Die vier Ro­ma­ne Clau­dia Ma­gerls de­cken die ju­lisch-clau­di­sche Dy­nas­tie der rö­mi­schen Cae­sa­ren­zeit ab, al­so knapp die rund hundert Jah­re zwi­schen 30 v. Chr. und 70 nach Christi Geburt.

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