
Literaturskandal um eine heute 53-jährige französische Autorin: Catherine Millets Buch, das in der deutschen Übersetzung immerhin 284 Seiten umfasst, enthält in der Hauptsache unverblümte und detallierte Beschreibungen sexueller Spielarten. Was der Titel verspricht, hält der Inhalt: eine Autobiografie, die auf den sexuellen Anteil des Lebens der Autorin eingeschränkt bleibt.
Als Millets Buch in Frankreich erschien, gingen täglich bis zu 5.000 Exemplare über die Ladentische. Die Franzosen – und später auch Leser einer der Übersetzungen in mittlerweile fünfundzwanzig Sprachen – beschäftigten sich mit der Frage: Wie kommt eine freundliche, zurückhaltende, fast schüchtern wirkende Frau von über fünfzig Jahren dazu, ihr ungewöhnlich ausuferndes, unersättliches Sexualleben in epischer Breite vor dem Leserpublikum auszurollen.
Catherine Millet ist Gründerin und Chefredakteurin der Avantgarde-Zeitschrift art press. Sie war französische Kuratorin bei der Biennale in Venedig, ein bisschen also eine Figur des öffentlichen Lebens. Von der Autorin Millet stammt auch ein Werk über Zeitgenössische Kunst. Dieses Werk ist ebenfalls im Jahr 2001 im Lübbe Verlag erschienen, hat jedoch nicht annähernd so viel Resonanz erfahren wie Das sexuelle Leben der Catherine M.