Backflash Zufallsrezension: Jeden Sonntag eine neu & zufällig ausgewählte Buchbesprechung aus der Vergangenheit — Gute Bücher altern nicht!
Auf der Su­che nach Lese­stoff? Hier fin­dest Du Buch­be­spre­chun­gen mit An­spruch aber oh­ne Al­lü­ren. Ich schrei­be meist über bel­le­tris­ti­sche Ti­tel; über sol­che, die mir ge­fal­len oder auch mal nicht ge­fal­len ha­ben; manch­mal Main­stream, manch­mal ab­seits der aus­ge­tre­te­nen Pfa­de. (Per­sön­li­che Emp­feh­lun­gen und ein paar Wor­te zu die­sem Pro­jekt gibt’s ganz un­ten auf die­ser Sei­te.)

Bruderschwur

Claudia Magerl, Bruderschwur, 2009
Claudia Magerl, 2009

Nach der gelun­ge­nen Über­ra­schung durch Der Tempel des Castor werde ich mich lang­sam aber sicher auch durch die frü­he­ren his­tori­schen Romane der Auto­rin Clau­dia Magerl durch­ar­bei­ten. Zehn Jahre vor dem Tem­pel, näm­lich im Jahr 2009, wurde Magerls ers­ter Roman mit dem Titel Bruderschwur ver­öffent­licht. Bereits in die­sem Roman behan­delt die Auto­rin das his­tori­sche Rom. Wir tau­chen ein in das letzte vor­christ­li­che Jahr­hun­dert. Haupt­fi­gur der Ge­schich­te ist Agrip­pa, Feld­herr, Freund und Ver­trau­ter des ers­ten römi­schen Kai­sers Augus­tus.

Zum Einstieg ler­nen wir sogleich, dass der wich­tig­ste Name im alten Rom nach Vor- und Fami­lien­name eigent­lich der dritte ist. Mit die­sem Namen gaben damals Väter ihren Kin­dern eine Bot­schaft mit auf den Lebens­weg. Mar­cus Vip­sanius „Agrippa“ bekam von sei­nem Vater Lucius kein gutes Omen ver­lie­hen. Agrippa lei­tet sich ab von Aeger Partus, dem „schwer Gebo­re­nen“, wegen sei­ner Steiß­ge­burt.

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Das Licht

T. C. Boyle, Das Licht, 2019
T. C. Boyle, 2019

Der Chro­nist der Flower-Power-Ära, T. C. Boyle, greift wie­der ein­mal tief ins Füll­horn der histo­ri­schen Alter­nativ­szene Ameri­kas und präsen­tiert den Roman Das Licht. Dies­mal geht es um Timo­thy Leary, den LSD-Papst der Sech­ziger­jahre. Damit knüpft Boyle an seine Erfolgsbiografien wie Willkommen in Wellville und Dr. Sex an. Er erzählt die Geschichte der Wende­jahre Learys, als der Harvard-Profes­sor beginnt, im Zir­kel seiner Dokto­ran­den und deren Ehe­frauen Drogen­experi­mente durch­zu­führen: Insbe­son­dere mit Psilo­cybin und Lysergsäurediethyl­amid. Das Licht ist Boyles siebzehnter Roman und wurde im Original drei Jahre nach Die Terranauten und zwei Jahre vor Sprich mit mir veröffentlicht.

Wenn es um Sex, Drugs & Rock’n’Roll geht, läuft T. C. Boyle stets zur Höchst­form auf. Des­halb wun­dert es nicht, dass Das Licht wie­der ein­mal zu einem Glanz­licht der his­to­­ri­sch-bio­gra­fi­schen Romane gewor­den ist. Im engli­schen Origi­nal heißt der Titel übri­gens Out­side Looking In. Damit nimmt der Autor Bezug auf die Pop-Kul­tur der Sech­ziger­jahre. In ihrem Song Legend Of Mind besan­gen die Moody Blues die Ikone der Bewusst­seins­er­wei­te­rung:

„Timothy Leary’s dead
No, no, no, no, he’s outside looking in“
(Moody Blues, 1968)

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Rekursion – ein endloses Band

Rekursion: M.C Escher
M.C. Escher: Ein endloses Band

Es gibt viele schriftstellerische Kunstgriffe, auf die Autoren in ihren Geschichten zurückgreifen können. Eine dieser Finessen, die mich als Mathematiker enorm fasziniert, ist die der Rekursion. Der Rekursion haftet stets ein Hauch der Unendlichkeit an.

Einige der besten grafischen Beispiele für Rekursion stellen Zeichnungen von M.C. Escher dar. Etwa dieser endlose, mystische Lauf treppauf oder treppab auf dem Titelbild zu diesem Text. Im Musikalischen hingegen ist Johann Sebastian Bach der unbestrittene Meister der Rekursion. (Interessierst Du Dich ernsthaft für die Theorie? Dann empfehle ich Dir unbedingt Gödel, Escher, Bach von Douglas R. Hofstadter zur Lektüre. Das Standardwerk.)

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In der Literatur gibt es ebenfalls viele Beispiele, in denen die Autoren ihre Geschichten rekursiv angelegt haben.
Beispielsweise würde eine Romanfigur im (fiktiven) Roman „Urlaub auf Sylt“ im Laufe der Romanhandlung aus ihrem jüngst veröffentlichten Roman mit dem Titel „Urlaub auf Sylt“ vorlesen. Damit würde eine Abbildung des Romans auf sich selbst, also eine Rekursion entstehen.

Rezensionen rekursiver Romane

Dieses Beispiel ist natürlich eher trivial. In meinen Buchbesprechungen habe ich jedoch drei sehr gelungene, subtilere Beispiele für rekursiv angelegte Romane rezensiert:

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Mo Yan, Die Sandelholzstrafe, 2009Die Sandelholzstrafe – Eine Ge­schich­te über Dorf­schön­hei­ten, Re­bel­len und das Le­ben in der chi­ne­si­schen Pro­vinz wäh­rend der euro­päi­schen Ko­lo­nial­zeit zum En­de des neun­zehn­ten Jahr­hun­derts. Und über die Grau­sam­keit der To­des­stra­fen, wie sie da­mals auch we­gen ge­rin­ger Ver­ge­hen voll­zo­gen wur­den. Eine Er­zäh­lung über das al­te Chi­na, vor­ge­tra­gen in einer Sprache, die von über­lie­fer­ten populä­ren Rede­wei­sen und Gesän­gen geprägt ist.

» Lies meine Buchbesprechung aus dem Januar 2013.

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La sombra del vientoDer Schatten des Windes – Der Protagonist des Romans „adoptiert“ ein Buch gleichen Titels und durchlebt mit dessen Hauptfigur Höhen und Tiefen des Lebens. Ein „fantastischer“ Roman über Literatur, über das Erwachsenwerden und über die Stadt meines Herzens, Barcelona. Eine Geschichte über den sagenumwobenen „Friedhof der Verlorenen Bücher“; über Liebe, Freundschaft und Verrat; über die Historie des spanischen Bürgerkrieges.

» Lies meine Buchbesprechung aus dem März 2006.

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TintenherzTintenherz – Ein packendes Märchen über das Verschwinden von Grenzen zwischen Realität und Erfundenem. Vorleser mit einer besonderen Gabe können Gegenstände, Personen und Tiere aus dem Roman im Roman heraus in die Wirklichkeit von Tintenherz transportieren sowie auch andersherum aus der Romanwirklichkeit hinein in das Buch im Buch.

» Lies mein Buchbesprechung aus dem Juni 2005.

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